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Kooperation nutzt den Patienten

Unter dem Motto "Kooperation der Gesundheitsberufe – die Chance" hatte der Verband medizinischer Fachberufe (VmF) ADEXA zu seinem 24. Bundeskongress eingeladen. Nadine Freialdenhoven, bayerische Landesvorsitzende von ADEXA, sprach in Hannover über "Schnittstellen zwischen Arztpraxis und Apotheke" und plädierte für eine bessere Kooperation.
Nadine Freialdenhoven

Seit Jahren pflegt ADEXA gute Kontakte zum VmF, denn Apothekenangestellte und Beschäftigte in Arzt-, Zahnarzt- und Tierarztpraxen sind von den gesundheitspolitischen Reformgesetzen und Sparzwängen in ähnlicher Weise betroffen. Doch auch bei der täglichen Arbeit mit Patienten existieren zahlreiche Berührungspunkte. Während Diagnose und Therapie fest in der Hand der Mediziner liegen, ist es die Aufgabe des pharmazeutischen Personals, zum verordneten Präparat zu beraten und mögliche Arzneimittelrisiken aufzudecken. Doch nicht immer ist das Miteinander harmonisch: Dürfen Apotheken physiologische Parameter wie Blutzucker-, Blutlipidspiegel, Blutdruck messen und bei Ernährungsfragen bzw. Unklarheiten zur Reisemedizin beraten? Die Arztpraxen können entlastet werden, wenn die Apotheke solche Routineaufgaben übernimmt.

Therapietreue erhöhen

Mehr als sechs Prozent aller Patienten wissen nicht genau, wie "ihr" Arzneimittel anzuwenden oder wie ein therapeutisches System zu handhaben ist. Dies ergab eine ABDA-Studie aus dem Jahr 2007. Oft wird das Präparat dann gar nicht oder falsch eingenommen.

Die Non-Compliance von Patienten kann viele Ursachen haben. Meist liegt aber ein Informationsdefizit zugrunde, z. B.hinsichtlich der Bedeutung der Therapie bei schweren Leiden, hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen, des Therapieschemas oder der Handhabung eines Gerätes. Auch hier hat die Beratung in der Arztpraxis und der Apotheke positive Auswirkungen. Der Dialog mit den Patienten erhöht die Compliance und damit auch den Therapieerfolg.

Pharmaceutical Care

Experten erwarten, dass die Zahl der über 65-Jährigen bis 2050 um rund sieben Millionen auf 44% der Gesamtbevölkerung anwachsen wird. Diese älteren und alten Kunden binden sich oft freiwillig an eine wohnortnahe Apotheke, in der alle Fäden der Arzneimitteltherapie zusammenlaufen. Für eine intensive Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe im Rahmen der pharmazeutischen Versorgung (Pharmaceutical Care) wird der Bedarf also wachsen. Therapeutische Ziele können damit besser erreicht werden. In die diagnostische und therapeutische Hoheit der Ärzte wird hingegen nicht eingegriffen; vielmehr hat die Apotheke eine beratende Funktion bei allen Fragen rund um die Arzneimittel.

MTM in den USA – Vorbild für Deutschland?

Ein Beispiel, das auch für Deutschland vorbildlich sein könnte, ist das Medication Therapy Management (MTM) in US-amerikanischen Apotheken. Pharmazeuten erfassen dabei alle Patientendaten inklusive Arzneimitteltherapie, Nahrungsergänzungsmittel, OTC-Präparate und Lebensstil. Daraus erstellen sie einen individuellen Medikationsplan, der mögliche Wechselwirkungen bzw. individuelle Risiken berücksichtigt. Auch die Kommunikation mit den anderen Akteuren – also Ärzten, Krankenhäusern, Behörden oder Selbsthilfegruppen – läuft über das MTM. Die Kooperation führt zu deutlich besseren Erfolgen der Arzneimitteltherapie und entlastet die Patienten.

Rabattverträge: Probleme für beide Seiten

Die anschließende Diskussion zeigte, dass die Rabattverträge auch in der Arztpraxis zu Unsicherheiten und Fragen führen: Welche Präparate dürfen überhaupt zulasten der GKV verschrieben werden? Wie kann ich dem Patienten klarmachen, dass sein Präparat ausgetauscht werden muss? Aus Angst vor Regress wird in einigen Arztpraxen nur noch der Wirkstoff verordnet. Außerdem wurde deutlich: Vonseiten der medizinischen Fachangestellten besteht ein großes Interesse an einer verstärkten Kooperation mit Apotheken!


Nadine Freialdenhoven, ADEXA, Landesvorstand Bayern – Vorsitzende

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