DAX: Kraftlos nach oben

(hps). Es geht erwartungsgemäß aufwärts mit dem DAX – bei nachlassender Dynamik und zunehmenden Rückschlägen. Die Anleger zeigen sich zwar nicht gerade euphorisch, aber doch recht sorglos. Steigende Öl- und Euronotierungen werden genauso ignoriert wie die aktuelle Zinsentwicklung. Dass dabei gerade die Banken mit angelegten Scheuklappen agieren, stimmt besonders bedenklich.

Die Korrektur nach den letzten Rückschlägen könnte nur von kurzer Dauer sein

Seit Mai 2006 wird beim DAX die Parole ausgegeben: Bei Rückschlägen einsteigen. Und in der Tat: Größere Kursverluste waren die Ausnahme. Selbst schärfere Korrekturen gingen kaum über 500 Punkte hinaus. Das dürfte sich jetzt ändern. In den nächsten Wochen ist eine Korrektur zu erwarten, die den Index letztlich auf rund 7100 Punkte zurückwerfen dürfte. Dreht die Stimmung, sind sogar nach kurzer Erholungsphase ca. 6600 Punkte drin. Gründe dafür gibt es inzwischen genug. Die Hauptursache dürfte jedoch in dem Anstieg der mittelfristigen Zinsen liegen, der zunehmend die Liquiditätsströme in Richtung Rentenmärkte umleitet und die – Kurs treibenden – Übernahmeschlachten verteuert. Außerdem steht die Berichtssaison zum 2. Quartal an. Dabei richtet sich das Interesse mehr auf die Aussagen zum weiteren Ausblick als das aktuelle Zahlenwerk. Zinsen und Ölpreis könnten hier einiges durcheinanderwirbeln.

Firmenübernahmen: Der Boom ebbt ab

Das Übernahmekarussell dreht sich deutlich langsamer. Im Juni schwächte sich die Akquisitionstätigkeit in den USA nach einer Erhebung der Nachrichtenagentur Bloomberg um 37% ab, das ist der schärfste Rückgang seit 14 Monaten. Die Übernahmeschlachten erwiesen sich bislang als die treibende Kraft hinter den Börsengewinnen der letzten Monate. Da in jüngster Zeit die Kurse amerikanischer Staatsanleihen stark zurückgefallen und somit die Renditen im mittelfristigen Bereich auf dem höchsten Stand seit 2002 gestiegen sind, haben sich auch die Finanzierungskosten für Übernahmen deutlich erhöht, was sich umgehend in einem Rückgang der Akquisitionen widerspiegelte. Und nicht nur das. Der Renditevergleich zwischen US-Aktien und Anleihen fällt erstmals seit März 2005 wieder zugunsten der Festverzinslichen aus. Das verdirbt den Appetit auf Risiko. Die größeren Bedenken sind auf den Rückschlag an der Börse gerichtet, der bei einem Rückgang der Übernahmeaktivitäten zu erwarten wäre. Nach der scharfen Korrektur im Juni belief sich das Übernahmetransaktionsvolumen noch auf 218 Milliarden Dollar. Im Juni waren es rund 350 Milliarden Dollar. Im Schnitt wird ein Unternehmen mit dem 10,8-fachen seines erwarteten Gewinns vor Steuern bezahlt – der höchste Wert, seitdem diese Daten überhaupt erfasst werden.

Euro und Öl auf dem Weg Richtung Höchststand

Das Allzeit-Hoch beim Euro liegt bei 1,3680 Dollar, beim Rohöl bei rund 80 USD pro Barrel. Aktuell notiert der Euro bei 1,3640 USD und seine Avancen Richtung 1,40 sind klar erkennbar. Das Öl notiert bei 71 Dollar – und das ganz ohne größere politische Krise.

Nun ist kaum anzunehmen, dass der starke Euro und die hohen Rohstoffpreise spurlos an den europäischen Exportwerten bzw. an der Kostensituation im Allgemeinen vorbei gehen werden, wobei europäische Unternehmen gleich doppelt unter Beschuss geraten. Erste Hinweise sind möglicherweise schon aus den anstehenden Berichten zum 2. Quartal zu entnehmen. Mögen die laufenden Ergebnisse auch überzeugen, es dürfte zumindest warnende Hinweise für die weitere Gewinnentwicklung geben. Dies haben die Investoren jedoch definitiv nicht auf ihrer Agenda, worin ein erhebliches Gefahrenpotenzial schlummert. Last, but not least: das Dollar-Yen Verhältnis. Nur noch mühsam hält sich der Dollar über 122 Yen. Technisch sieht das höchst verdächtig nach einem Einbruch aus. Dollar-Anlagen, gleich welcher Art, würden dann für Asiaten unattraktiver werden.

Der Ausblick

Natürlich eröffnen der globalisierte Handel und die schier grenzenlose n Geschäfte mit Asien auch für Aktien weiterhin sehr gute Chancen. Dieses Szenario spricht fraglos grundsätzlich für die Risikopapiere. Ein Teil der Liquidität dürfte nun jedoch in die Festverzinslichen umgeleitet werden, was ein willkommener Anlass für eine größere Börsenkonsolidierung darstellt. Aber selbst bei einem Rückgang von 1000 Punkten im DAX – eine Korrektur von gut 12% wäre völlig normal – oder sogar 1500 Punkten (falls es zu einem weiteren Abschlag käme) blieben der Trend und die fundamental positive Einschätzung nach oben gerichtet. Dass nach solchen Rückschlägen alle Zeter und Mordio schreien werden und die Welt dann grau in grau getüncht wird, ist absehbar und sollte einen ebenso wenig beeindrucken wie die derzeitig blauäugige Einschätzung der Marktlage durch die Großinvestoren. Fakt ist: Der DAX ist erst wieder bei rund 7000 Punkten ein Thema. DAX am 4. Juli (Schluss): 8075 Punkte..

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