Die Luft wird dünn für den DAX

(hps). Gerade als sich in Frankfurt die ersten Optimisten aus der Deckung wagen, kommt die Wall Street etwas aus dem Tritt. Es fällt den Akteuren offensichtlich schwer, die 7000er Linie beim DAX zu halten. Einerseits drückt der hohe Ölpreis aufs Gemüt. Hinzu kommt, dass die Leitbörse New York seit ihrem Tief im März bereits wieder rund 1300 Punkte zulegen konnte, was die Händler jetzt hinsichtlich der noch anstehenden Quartalsberichte und Unternehmensausblicke anspruchsvoller werden lässt.

Die 7000er-Marke konnte der Index bislang nicht nachhaltig überwinden – eine Korrektur ist unvermeidlich

Patzer, wie zuletzt bei dem amerikanischen Versicherer AIG, der knapp 8 Milliarden Verlust infolge der Kreditkrise meldete, werden da schon übel genommen. Von der Inflationsfront ist ebenfalls wenig Beruhigendes zu erfahren. Zwar sind die Konsumentenpreise im April mit 0,2% weniger stark gestiegen als befürchtet, aber auf Jahressicht sind 3,9% einfach deutlich zu viel. Zudem steigen die Importpreise in den USA stark an. Anleger befürchten, dass der nächste Zug der US-Notenbank eine Zinserhöhung sein könnte. In einer Zeit, in der alle Hoffnung sich fast ausschließlich in dem niedrigen Zinsgefüge gründet, kommt der Inflationsentwicklung eine besondere Bedeutung zu. Grund genug also, um ein paar Gewinne zu realisieren.

Unterdessen reagieren die Profis verunsichert. Experten der Landesbank Berlin und der Commerzbank sind hin- und hergerissen zwischen haussierendem Ölpreis und schwachen Konjunkturdaten einerseits und der relativ hohen Dividendenrendite deutscher Werte andererseits. Die Allianz Global Investors gesteht dem DAX zwar eine gewisse Widerstandsfähigkeit zu, sieht aber noch keine Trendwende. Und weiter lehnt sich die Analystengilde derzeit auch nicht aus dem Fenster.

Fakt ist: Der DAX ist seit seinem Tief im März bei rund 6200 Punkten um knapp 15% gestiegen. Für einen weiteren Anstieg wären jetzt die Fundamentaldaten in der Bringschuld, insbesondere der Verfall des US-Immobilienmarktes müsste gestoppt werden. Bislang ist davon aber kaum etwas zu sehen. Einzig der Dollar konnte sich ein wenig verbessern. Das Öl ist so teuer wie noch nie und die Zinsen werden auf diesem niedrigen Niveau nicht ewig zu halten sein. Die US-Notenbank selbst nennt inzwischen das gegenwärtige Inflationsniveau inakzeptabel. Probleme bereiten dabei die globalen Nahrungs- und Energiepreise, die auch dann hoch bleiben werden, wenn einzelne westliche Länder im Westen auf eine Rezession hinsteuern sollten. Das ist eben der Preis der Globalisierung. Unter diesen Vorzeichen dürfte es dem DAX schwer fallen, das an dieser Stelle immer wieder ausgegebene Ziel von 7300 Punkten auf Anhieb zu erreichen.

Kreditkrise: Rollt die zweite Welle?

Es scheint ein Wettlauf gegen die Zeit. Zwar vertreten inzwischen viele Experten die Ansicht, dass das Schlimmste der Kreditkrise überstanden sei. Schließlich wurden seit der Schieflage am Kreditmarkt die Zinsen massiv gesenkt und die US-Regierung unterstützte dies zusätzlich mit großzügigen Steuergeschenken. Das sollte wohl zur Überwindung der Krise reichen, so lautet es unter anderem aus den Vorstandsetagen der Deutschen Bank und der Commerzbank. Andere wiederum bezweifeln dies. Sollten sich die US-Immobilienpreise nicht bald stabilisieren, so etwa Fachleute der Unicredit, dürfte auch die Kreditkartenblase platzen. Ein Sektor, der weitaus größer ist als das oft zitierte Subprime-Segment. Hintergrund: Viele US-Bürger schulden um und weichen dabei – in der Hoffnung auf eine baldige Besserung der Lage – auf die Kreditkarte aus. Diese Vermutung legt zumindest der jüngste Bericht der US-Notenbank nahe, der einen auffällig starken Anstieg bei Kreditkarten- und Autokrediten ausweist. Außerdem scheint die Investitionstätigkeit aufgrund der verschärften Kreditstandards rückläufig. Daran konnte bislang auch die Politik des billigen Geldes der US-Notenbank nichts ändern. Skeptiker räumen unter diesen Vorzeichen einer Erholung der Konjunktur kaum Chancen ein. Eine solche wurde allerdings bereits mit dem jüngsten Kursanstieg vom Aktienmarkt eingepreist. Das Fazit der Fachleute: Entweder der Immobilienmarkt dreht bald nach oben – oder der Aktienmarkt fällt.

Strategie

Mitte März hatte die Leitbörse in New York einen neuen Aufwärtstrend begründet. Die Händler in Frankfurt befanden sich zu dieser Zeit noch im Tiefschlaf. Nun laufen Akteure erneut Gefahr, von der Wall Street überholt zu werden, denn die jüngste Kursentwicklung beim Dow Jones sieht alles andere als Vertrauen erweckend aus. Die Märkte sind reif für eine Konsolidierung. Ein Rückschlag bis mindestens auf 6800 Punkte im DAX sollte einkalkuliert werden. Gewinnmitnahmen sind anzuraten. DAX am 14. Mai: 7084 Punkte..

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