KKH: Niederlande statt Niedersachsen

(diz). Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) hat die Zusammenarbeit mit der niedersächsischen Versandapotheke "Sanicare" auf Eis gelegt und lenkt den Arzneimittelbezug ihrer Versicherten nun in die Niederlande.

Als Grund hierfür gibt die Krankenkasse Wettbewerbsvorteile der niederländischen Versender an, bei denen die deutschen Versandapotheken nicht mithalten können, nämlich die fehlende Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und den möglichen Verzicht auf die Zuzahlung der Patienten bei Bestellung in niederländischen Versandapotheken.

In einem Schreiben an Sanicare stellt die Krankenkasse die Benachteiligung deutscher Versandapotheken heraus: "Aufgrund der gegenwärtigen Rechtslage gab es für uns trotz der bisherigen guten Zusammenarbeit keine wirtschaftliche Alternative zu einer Zusammenarbeit mit einer niederländischen Versandapotheke."

In einer Presseinformation bedauert Johannes Mönter, Inhaber der Sanicare-Apotheke, diese Nachteile und fordert von der Bundesregierung, die rechtlichen Restriktionen zu lockern: "Das Beharren auf überholten Strukturen und alten Gesetzen im Gesundheitswesen ist marktwirtschaftlich ein Hemmschuh, der europapolitisch nicht zu rechtfertigen ist und sowohl zu Lasten der Patienten als auch Anbieter und Kostenträger geht".

Kurzkommentar: Zu kurz gedacht

Mit solchen Entscheidungen einer Krankenkasse einerseits und solchen Forderungen einer deutschen Versandapotheke andererseits besteht die Gefahr, die deutsche Apothekenstruktur systematisch auszuhöhlen. Wenn es darum geht, den letzten Cent beim Arzneimittel zu sparen, dann geht dies stark in die Richtung "Hauptsache billiges Schnäppchen" - dass solche Strukturen nicht lange halten können und dies letztlich zu Lasten der ständig erreichbaren Präsenzapotheke mit all ihren Vorteilen geht, liegt auf der Hand. Der Verbraucher wird mit Füßen abstimmen, was er vorzieht: die Versandapotheke mit Lieferzeiten und eingeschränkter Erreichbarkeit oder die Präsenzapotheke mit sofortiger Lieferung und ständiger Erreichbarkeit - und persönlicher Ansprache. Die Freigabe der Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln jedoch würde sich auf jeden Fall gegen die Arzneimittelsicherheit und gegen die Patienten richten.

Peter Ditzel

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