Arzneimittel und Therapie

Simvastatin – wirksam und kosteneffektiv

In der 2002 veröffentlichten Heart Protection Study (HPS) mit über 20.500 Probanden konnte durch die tägliche Gabe von 40 mg Simvastatin das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall unabhängig vom Cholesterin-Ausgangswert um ein Viertel gesenkt werden. Im Lancet wurde nun die Kosten-Effektivitäts-Analyse der Daten aus dieser Studie vorgestellt.

Vor dem Hintergrund der steigenden Kosten im Gesundheitswesen erscheinen derartige Analysen nicht nur sinnvoll, sondern dringend notwendig. Im konkreten Fall der Statintherapie verspricht man sich dabei konkretere Aussagen darüber, wann und bei welchen Risikogruppen mit einer Statintherapie begonnen werden sollte.

Simvastatin senkt Risiko gefäßbedingter Erkrankungen

In der randomisierten HPS-Studie hatten 20.536 Probanden im Alter zwischen 40 und 80 Jahren mit einer vorangegangenen Gefäßerkrankung (Myokardinfarkt, Schlaganfall, pAVK), Diabetes mellitus oder behandelter Hypertonie über einen Zeitraum von durchschnittlich fünf Jahren entweder 40 mg Simvastatin (n = 10.269) oder Placebo (n = 10.267) erhalten. Die Gesamtcholesterin-Konzentrationen der Probanden betrugen mindestens 3,5 mmol/l (135 mg/dl).

Kontrolluntersuchungen fanden im ersten Jahr nach vier, acht und zwölf Monaten, danach alle sechs Monate statt, dabei wurde auch die Compliance überprüft.

Weiterhin wurden Todesfälle, Klinikaufenthalte und schwere Nebenwirkungen erfasst, wobei eine Unterteilung in schwerwiegende, gefäßbedingte Ereignisse (z. B. Myokardinfarkt, Schlaganfall), andere gefäßbedingte Ereignisse (z. B. Angina pectoris) oder nicht-gefäßbedingte Erkrankungen (z. B. Operationen) vorgenommen worden war. Die Patienten waren in fünf Risikogruppen eingeteilt worden. Am gefährdetsten waren diejenigen Patienten mit einem 42%-igen Risiko für eine gefäßbedingte Erkrankung im fünfjährigen Behandlungszeitraum, in der Gruppe mit dem niedrigsten Risiko lag dieses bei nur 12%.

Hochsignifikante Reduktion der Klinikkosten

In der Kosten-Effektivitäts-Analyse wurden nun bei den verschiedenen Probanden-Gruppen Vergleiche bezüglich der Klinikkosten und der Kosten der Statintherapie durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass eine Simvastatin-Behandlung in allen Patientengruppen und bei allen Erkrankungen mit einer hochsignifikanten Reduktion der Klinikkosten (22%, 95%) verbunden war. Über einen Zeitraum von durchschnittlich fünf Jahren beliefen sich die Einsparungen zwischen 847 englischen Pfund bei Patienten mit dem höchsten und 264 bei Patienten mit dem geringsten Risiko. Die Autoren weisen darauf hin, dass mit dem Auslaufen des Patentschutzes für Simvastatin (in Großbritannien war dies im Mai 2003) weitere Kostensenkungen möglich sind.

Empfehlungen für den Beginn der Statintherapie

Nach aktuellen Leitlinien in Großbritannien sollte mit einer Statintherapie dann begonnen werden, wenn das berechnete 10-Jahres-Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung zwischen 15 und 20% liegt. Nach den Ergebnissen der HPS-Studie empfehlen die Autoren, in solche Empfehlungen nicht nur kardiovaskuläre, sondern auch andere gefäßbedingte Erkrankungen wie etwa Schlaganfälle mit einzubeziehen. Da inzwischen preisgünstigere Statin-Generika verfügbar sind, ist eine solche Behandlung auch kosteneffektiv möglich.

Kommentatoren der Studie weisen darauf hin, dass unklar bleibt, wie sich die Therapie auf die Gesamtkosten der Patientenversorgung auswirkt. Man könnte nämlich argumentieren, dass die Statintherapie auch zur Kostensteigerung führt, da sie erhöhte Aufwendungen in der Grundversorgung (z. B. regelmäßige Laborkontrollen, damit verbundene Arztbesuche) verursacht. Weiterhin wäre es sinnvoll gewesen, Parameter wie beispielsweise die Lebensqualität der Patienten (ausgedrückt z. B. in den so genannten QUALYs – quality-adjusted life-years) zu ermitteln, wie heute in Kosten-Effektivitäts-Analysen üblich.

 

Quelle
Heart Protection Study Collaborative Group: MRC/BHF Heart Protection Study of cholesterol-lowering with sim- vastatin in 20.536 high risk individuals: a randomised, placebo-controlled trial Lancet, 360, 7 – 22 (2002).
Heart Protection Study Collaborative Group: Cost-effectiveness of simvastatin in people at different levels of vascular disease risk: economic analysis of a ran- domised trial in 20 536 individuals. Lan- cet, 365, 1779 –  1785 (2005).
Imai, K., Zhang, P.: Integrating economic analysis into clinical trials. Lancet, 365, 1749 – 1750 (2005)

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

Die Heart Protection Study

  • Was war bereits bekannt? Nach den Ergebnissen der HPS-Study senkt die tägliche Gabe von 40 mg Simvastatin das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall unabhängig vom Cholesterin-Ausgangswert um ein Viertel.
  • Was hat die Studie gebracht? Eine Kosten-Effektivitäts-Analyse der Daten der 20.536 Probanden dieser Studie ergab, dass die Statintherapie außerdem kosteneffektiv ist, da sie zu einer 22-prozentigen Reduktion der Krankheitskosten im Vergleich zur Placebobehandlung führt.

Die Heart Protection Study

  • Was war bereits bekannt? Nach den Ergebnissen der HPS-Study senkt die tägliche Gabe von 40 mg Simvastatin das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall unabhängig vom Cholesterin-Ausgangswert um ein Viertel.
  • Was hat die Studie gebracht? Eine Kosten-Effektivitäts-Analyse der Daten der 20.536 Probanden dieser Studie ergab, dass die Statintherapie außerdem kosteneffektiv ist, da sie zu einer 22-prozentigen Reduktion der Krankheitskosten im Vergleich zur Placebobehandlung führt.

Literatur

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