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Alternative Methoden: Von Entspannungsübungen bis zur Homöopathie

Oft erweisen sich die schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten bei der Therapie hartnäckiger und immer wiederkehrender Kopfschmerzen als wirkungslos. Die Betroffenen suchen dann nach alternativen Möglichkeiten, die die Schmerzen erträglich werden lassen. Methoden wie die Homöopathie oder Akupunktur sind zwar nicht Evidenz-basiert, in Einzelfällen können aber erstaunliche Ergebnisse erzielt werden. Diese Methoden führen oft zu einer Verkürzung der Anfälle auf einem niedrigeren Schmerzniveau.

Immer häufiger wird inzwischen die Akupunktur zur Schmerzbehandlung eingesetzt. Vor allem Migräne und andere Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen, Schmerzen des Rückens und des Bewegungsapparates werden mit den Nadeln behandelt. Hier geht die Lehre von zwölf paarigen Meridianen aus, das sind bestimmte Körperlinien, in denen Energieströme fließen sollen. Die Energieströme gehen von inneren Organen aus, jedes Organ spiegelt sich auf einem Meridian wider. An bestimmten Stellen, den Akupunkten, werden Nadeln in die Haut eingestochen. Durch diese Reizung soll es zu einer Aktivierung der körpereigenen Schmerzabwehr kommen.

In Akupunktur-Studien wurde die Anfallshäufigkeit bei Migräne um über 50 Prozent verringert. Allerdings entsprechen diese Studien nicht den modernen Anforderungen, die an klinische Studien gestellt werden. Der wissenschaftlich belegte Nutzen dieser Therapieform ist noch fraglich.

Eine Metaanalyse fand nur 10 Studien mit insgesamt etwa 300 Patienten, die bei einem Erfolgskriterium einer Besserung um > 33% eine Wirkung der Akupunktur nahe legt. Wenn man berücksichtigt, dass das Erfolgskriterium bei Studien zur pharmakologischen Therapie > 50% beträgt, so muss die Akupunktur als unwirksam eingeschätzt werden. Trotzdem haben auch mit dieser Schmerzbehandlungsmethode viele Patienten gute Erfahrungen gemacht.

Möglichkeiten der Homöopathie

Auch die bisher durchgeführten prospektiven plazebokontrollierten Studien zur Wirksamkeit von Homöopathika ergaben keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der Homöopathie, obwohl es zahlreiche positive Erfahrungsberichte von Kopfschmerzpatienten gibt. Bei der Auswahl des einzusetzenden Präparats wird viel Wert auf die Bedürfnisse des Patienten und die Art und Ursache des Schmerzes gelegt. Die Suche nach dem heilenden Mittel orientiert sich an der Gesamtheit aller Symptome des betreffenden Menschen, auch an jenen, die zum Kopfschmerz direkt gar keine Beziehung zu haben scheinen.

In homöopathischen Repetitorien kann man über 500 Mittel gegen Kopfschmerz finden, wobei hier sehr genau unterschieden wird, um welche Art des Kopfschmerzes es sich handelt. So wird zum Beispiel Belladonna D30 bei plötzlichen und heftige Kopfschmerzen, bei Schmerzen die eine Folge von Angst und Schrecken sind, oder bei Schwangerschaftskopfschmerzen eingesetzt. Tritt eine Migräne mit starkem Erbrechen auf, so kann Glonoinum D6 eingesetzt werden.

Oft wird nicht in jedem Fall eine völlige Beschwerdefreiheit erreicht, aber in vielen Fällen wird von einer deutlichen Verringerung der Anfallshäufigkeit und einer Verkürzung der Anfälle auf einem niedrigeren Schmerzniveau berichtet. Durch die Vielzahl der homöopathischen Arzneien, die für die weitgefasste Indikation Migräne und Kopfschmerz zur Verfügung stehen, empfiehlt sich ein Besuch beim Spezialisten.

Viel Sport an der frischen Luft

Bei fast allen Kopfschmerzformen spielen psychische Faktoren wie Stress, chronische Überlastung im Berufs- oder Privatleben oder emotionale Anspannung eine wesentliche Rolle. Dementsprechend empfiehlt sich als Ergänzung zur medikamentösen Behandlung im Anfall jede Form von Entspannungstraining wie autogenes Training und Yoga.

Prophylaktisch sollte allen häufiger von Kopfschmerzen betroffenen Patienten zu regelmäßigem Ausdauersport an der frischen Luft (z. B. Jogging, Radfahren, Schwimmen) sowie dem Erlernen der progressiven Muskelentspannung nach Jacobson geraten werden. Bei psychologischen Schmerztherapeuten können darüber hinaus Methoden zur Stress- und Schmerzbewältigung, kognitive Techniken sowie Biofeedback-Methoden erlernt werden.

Die in der Migränetherapie angewandten psychologischen Verfahren entstammen überwiegend der Verhaltenstherapie. Für diese Verfahren ist eine zur Beurteilung der Evidenz ausreichende Studienlage verfügbar. Die unimodalen und multimodalen Therapieverfahren werden in der Migränebehandlung nicht schmerzspezifisch angewandt, sondern zielen auf unspezifische Größen wie Stärkung der Selbstkontrolle oder Minimierung der Beeinträchtigung bzw. verbesserte Stressbewältigung.

Alle verhaltenstherapeutischen Maßnahmen sind besser wirksam als ein Plazebo und vergleichbar wirksam mit einer prophylaktischen Medikation. Etwa 50 Prozent aller Migränepatienten profitieren von einer Verhaltenstherapie und von Entspannungsübungen. ck

Kopfschmerz-Literaturtipp Homöopathie für die Kitteltasche. Indikations- und wirkstoffbezogene Beratungsempfehlungen. Von Matthias Eisele, Karl-Heinz Friese, Gisela Notter, Anette Schlumpberger. 296 Seiten, Deutscher Apotheker Verlag 2001. Euro 16,40; ISBN 3-7692-2842-1

Übersichtlich strukturiert gliedert sich dieses Kitteltaschenbuch in zwei Hauptteile:

Teil I weist den Weg von 100 häufig gefragten Beschwerden zur richtigen homöopathischen Arznei.

Teil II bietet in 128 Monographien geballtes Wissen zu bewährten Indikationen, Charakteristika und Modalitäten der wichtigsten homöopathischen Mittel. Das Interesse an der Homöopathie wächst – somit auch der Beratungsbedarf in der Apotheke. Zeit für Apotheker und PTA auch auf diesem Gebiet der komplementären Heilmethoden Kompetenz zu zeigen.

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