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Ausstellung: Als die Saurier das Fliegen lernten

"Flieg, Saurier, flieg!", heißt das Motto einer Sonderausstellung, die bis zum 31. August im Naturkundemuseum Leipzig zu sehen ist. Gezeigt werden unter anderem Tierrekonstruktionen von Joachim Kaden, der 1931 in Leipzig geboren wurde und von 1971 bis 1994 als Präparator an der Zentralstelle für Präparationstechnik in Bochum wirkte.

Der Urvogel

Als 1855 im Plattenkalk des Oberen Jura bei Solnhofen erstmals ein fossiler Abdruck des Archaeopteryx (d. h. "Urflügel") gefunden wurde, lag die Identifikation als Flugsaurier nahe. Der Bau des Skeletts ähnelt nämlich eher der charakteristischen Anatomie von Dinosauriern als von Vögeln. So hat Archaeopteryx kein Brustbein, das bei den Vögeln die Ansatzstelle für die Hauptflugmuskulatur ist. Allenfalls die Federn gaben immer wieder Anlass zu Diskussionen.

Erst viele Jahrzehnte nach seiner Entdeckung wurde Archaeopteryx den Vögeln zugeordnet. Dieser nach heutigem Wissensstand älteste Vogel lebte vor ungefähr 140 Millionen Jahren und flog mehr schlecht als recht. Eben weil die Flugmuskulatur noch unterentwickelt war, konnte der taubengroße Urvogel keine langen Strecken zurücklegen.

Vermutlich kletterte er mithilfe der krallenbewehrten Flügel an Baumstämmen oder Felsen empor, um im flatternden Schwebeflug Nahrung zu fangen. Bis heute wurden sieben Fossilien von Archaeopteryx freigelegt.

Flugsaurier

Der Flugsaurier Pterodactylus (d. h. "Flugfinger"), ein Zeitgenosse des Urvogels, hatte eine für den damaligen Stand sehr fortschrittliche Flugtechnik entwickelt. Im Gegensatz zum langschwänzigen Rhamphorhynchus (d. h. "Schnabelschnauze"), der zu den primitiven Flugreptilien des Erdmittelalters zählt, hatte sich bei ihm der Schwanz zurückgebildet. Seine Behaarung ist ein Indiz, dass er warmblütig war und somit den Energiehaushalt unabhängig regeln konnte.

Seine Hinterfüße waren mit Schwimmhäuten ausgestattet. Vermutlich haben die Tiere ähnlich wie Möwen an Gewässern des heutigen Europa und Ostasien Fische und Insekten gejagt.

Die fossilen Reste von Weigeltisaurus, der vor 240 Millionen Jahren in Europa lebte, sind bisher der früheste Nachweis für flugfähige Wirbeltiere in der Erdgeschichte. 1976 wurde erstmals gezeigt, dass die etwa fünfzig Zentimeter langen eidechsenähnlichen Tiere auf Bäumen lebten und mittels Flughäuten, die von den Rippenfortsätzen gestützt wurden, von Baum zu Baum oder zum Boden gleiten konnten. Ein aktiver Flug war jedoch nicht möglich.

Auch Podopteryx (d. h. "Fußflügel"), eine Gattung, die vor etwa 220 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Mittelasiens lebte, bewegte sich im Gleitflug fort. Die ungefähr zwanzig Zentimeter langen Tiere waren mit Flughäuten ausgestattet, die durch das Ausstrecken der Extremitäten gespannt wurden. Die systematische Stellung von Podopteryx innerhalb der Reptilien ist bis heute noch nicht hinreichend geklärt.

Fliegende Nagetiere

Eine sehr ähnliche Flugtechnik findet man später bei einigen Säugetieren wieder: 1992 brachten fossile Funde der Flugmaus Eomys quercyi in Rheinland-Pfalz, die vor 26 Millionen Jahren lebte, den ältesten Beleg für den Gleitflug bei Säugetieren. Ein Beispiel, dass sich diese primitive Flugtechnik in manchen Lebensräumen heute noch bewährt, sind die in Ostasien lebenden Flughörnchen.

Naturkundemuseum Leipzig, Lortzingstraße 3, 04105 Leipzig, Tel. (03 41) 98 22 10 Geöffnet dienstags bis donnerstags 9 bis 18 Uhr, freitags 9 bis 13 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 16 Uhr.

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