Arzneimittel und Therapie

Angiogenesehemmstoffe: Bevacizumab bei metastasiertem colorektalem Karzinom

Bevacizumab (rh-hu-Anti-VEGF-Antikörper, Avastin®) zusätzlich zu Irinotecan/5-FU/FA (IFL) verbesserte bei Patienten mit metastasiertem colorektalen Karzinom das Ansprechen, die Zeit bis zur Progression und das Gesamtüberleben. Bevacizumab ist ein rekombinanter humanisierter Antikörper gegen den vascular endothelial growth factor (VEGF), der bisher noch nicht zugelassen ist und sich weiterhin in klinischen Studien befindet.

Der neue Antikörper wurde nicht in einer Monotherapie untersucht, sondern als Co-Medikation zu einer First-line-Standardtherapie von Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom. Nach den Ergebnissen einer Phase-III-Studie, die bei der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology in Chicago vorgestellt worden sind, lebten Patienten, die zusätzlich den Antikörper Bevacizumab erhalten haben, im Durchschnitt fünf Monate länger als Patienten nur unter Standardbehandlung.

Verbesserte Ansprechrate

In der randomisierten Phase-III-Studie erhielten 815 Patienten mit metastasiertem colorektalen Karzinom Irinotecan/5-FU/FA (IFL) Bevacizumab 5mg/kg alle zwei Wochen. Die Patienten durften innerhalb der letzten 12 Monate keine adjuvante Chemotherapie erhalten haben. Patienten im Standard-Arm erhielten bei Progress keinen Antikörper, durften aber ebenso wie die Patienten im Studienarm beliebige weitere Chemotherapien nach Wahl der Behandler erhalten. Patienten im Studienarm durften die Antikörpertherapie auch bei Progress zusammen mit der Zweitlinientherapie fortsetzen.

Oxaliplatin erhielten in beiden Armen etwa 25 % der Patienten. Als spezifische Nebenwirkungen der Antikörpertherapie traten neben einem in der Regel gut therapierbaren Hypertonus sechs Fälle von GI-Perforationen auf, die z. T. Patienten mit noch nicht reseziertem Primärtumor und Therapieansprechen betrafen.

Thromboembolische Komplikationen traten in der Antikörpergruppe nicht häufiger als bei den mit Chemotherapie Plazebo therapierten Patienten auf. Die Ansprechrate verbesserte sich in der Bevacizumab-Gruppe von 35 % auf 45 %, das progressionsfreie Überleben von 6,2 auf 10,6 Monate und das Gesamtüberleben von 15,6 auf 20,3 Monate.

Weiter Studien mit Bevacizumab

Die Ausbildung neuer Blutgefäße, die Angiogenese, spielt bei verschiedenen pathologischen Prozessen eine wichtige Rolle. Dazu zählen auch die Neovaskularisierung in das Tumorgewebe und die Metastasierung eines Tumors. Mediatoren der Angiogenese sind beispielsweise Zytokine wie die VEGFs (vascular endothelial growth factors) sowie FGFs (fibroblast growth factors), die endotheliale Zellen stimulieren, Proteasen und Plasminogenaktivatoren freizusetzen.

Die Hemmung der Angiogenese auf verschiedenen Ebenen stellt eine vielversprechende Möglichkeit zur Behandlung von Krebserkrankungen dar. Der humanisierte monoklonale Immunglobulin G1 Antikörper Bevacizumab zielt auf den Angiogenesevorgang, indem er mit den Rezeptoren der VEGFs reagiert und auf diesem Weg deren biologische Wirkung unterbindet.

Der Antikörper ist bisher noch nicht zugelassen und befindet sich in klinischen Phase-III-Studien bei Dickdarm- und Brustkrebs. Neben der Fortsetzung der oben berichteten Studie sind Mono- und Kombinationstherapien auch in der Zweitlinie u.a. mit Oxaliplatin geplant, aktiv bzw. bereits abgeschlossen.

Eine Studie bei Patientinnen mit Mammakarzinom und dem gleichen Antikörper zusätzlich zu Chemotherapie mit Capecitabin zeigte zwar eine deutliche Verbesserung der Ansprechrate, hatte aber keine Verlängerung des progressionsfreien Intervalls gezeigt. Als mögliche Gründe dafür wurde u.a. das VEGF-unabhängige Weiterbestehen von tumorbezogenen Gefäßmalformationen und Lymphgefäßen genannt.

Literatur

Sorbera, L.A.; et al.: Bevacizumab. Drugs of the Future 27(7), 625 – 632 (2002). www.medaustria.at Pressemitteilung der Genentech Inc. ck

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