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Adipositas: Neuer Wirkstoff im Tierversuch erfolgreich

Übergewicht und Adipositas sind in den Industriestaaten fast schon Volksseuchen. Immer mehr und immer jüngere Menschen sind davon betroffen. Sie alle hoffen auf eine Pille, die sie von ihren Pfunden mühelos wieder befreit. Vielleicht kann ihnen ein neuer Wirkstoff helfen, der derzeit in den Merck-Forschungslabors in New Jersey entwickelt wird.

Bei dem Wirkstoff handelt es sich um ein kleines Peptid, das im Gehirn an Insulinrezeptoren andockt und dort die Wirkung von Insulin nachahmt. Im Tierversuch konnte man bereits zeigen, dass sich dadurch Fettaufnahme und Körpergewicht reduzieren. Der Wirkstoff wurde in verschiedenen Dosen Ratten in das Gehirn gespritzt, die gleichzeitig eine fettreiche Diät erhielten. Je mehr Wirkstoff die Tiere erhielten, desto weniger Nahrung nahmen sie anschließend zu sich und desto größer war die Gewichtsabnahme. In einem zweiten Versuch wurde der Wirkstoff oral Mäusen verabreicht, die ebenfalls mit einer fettreichen Diät gefüttert wurden. Wie bei den Ratten, zeigte sich auch hier eine dosisabhängige Reduktion von Nahrungsaufnahme und Körpergewicht. Durchschnittlich wurde die Fettaufnahme um 20 Prozent reduziert.

Laut Aussage der zuständigen Merck-Wissenschaftler greift der Wirkstoff wie Insulin in die Appetitregulation ein. Anders als Insulin, das nach oraler Aufnahme im Magen-Darm-Trakt abgebaut wird und auch die Blut-Hirn-Schranke nur in ganz geringem Umfang überwindet, kann er jedoch oral verabreicht werden und gelangt in ausreichenden Wirkkonzentrationen in das Gehirn. Damit eröffnet er einen neuen Weg für potenzielle Appetitzügler. Ob er in dieser Funktion allerdings für den Menschen eingesetzt werden kann, müssen nun weitere Studien belegen. ral

Nature Medicine 2002, Vol. 8, Nr. 2, S. 179 – 183

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