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Apotheker: Ein Frauenberuf?

"Frauen diskutieren anders." Das war einer der Gründe und zugleich auch praktiziertes Prinzip auf dem ersten Treffen von Apothekerinnen in Führungspositionen. "Anders", das heißt in diesem Fall pragmatisch, ganzheitlich und lösungsorientiert. Rund fünfundzwanzig Teilnehmerinnen - Apothekenleiterinnen und angestellte Apothekerinnen - hatten sich am 27. November in Eschborn eingefunden. Initiiert worden war das Treffen von Karin Wahl und Antonie Marqwardt, beide Mitglieder des Vorstands der Bundesapothekerkammer.

Im Mittelpunkt der vierstündigen Diskussionsrunde stand die Frage: Warum wird der Apothekerberuf immer stärker zu einer Frauendomäne - und mit welchen Auswirkungen? Allgemein gilt, dass Berufe sich dann zu "Frauenberufen" entwickeln, wenn die Männer sie ihnen überlassen, weil sie für sie selbst nicht (mehr) attraktiv genug sind (Wetterer, 1995; zitiert nach Beisswanger, 1999). Der hohe Anteil von Frauen im Pharmaziestudium und in den öffentlichen Apotheken zeigt demnach: Die Attraktivität des Berufsstandes Apotheker für Männer schwindet zunehmend.

Ausschlaggebend für die Berufswahl junger Leute sind Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten. Und mit beidem sieht es in der öffentlichen Apotheke nicht gut aus. Zwar mögen viele Apothekenleiter rufen: "Aber wir zahlen doch weit über Tarif." Leider kann sich darauf ein Abiturient bei der Berufsentscheidung nicht verlassen. Er bzw. sie schaut da auf die Gehaltstarife - und die sind im Vergleich mit anderen Berufen eben schlecht. Dort, wo in der Pharmazie bessere Gehälter und Karrierechancen winken, nämlich in der Industrie, ist denn auch der Männeranteil deutlich höher.

Niedrige Gehälter und ein hoher Anteil an Teilzeitstellen machen den Apothekerberuf zum typischen Beruf für junge ungebundene Frauen und Mütter nach der Babypause. Wer alleine für den Familienunterhalt verantwortlich ist, der muss sich schon selbstständig machen. Für Mütter jüngerer Kinder ist das immer noch problematisch. Selbst eine Teilzeitstelle als Angestellte ist für Frauen mit kleinen Kindern schwierig, vor allem am Nachmittag, wenn Schule bzw. Kindergarten geschlossen sind.

"Aber Frauen müssen nicht zwangsläufig aus dem Berufsleben verschwinden, wenn das erste Kind kommt", waren sich die Teilnehmerinnen des Treffens einig. Arbeitgeber, die auch für den Nachmittag qualifiziertes Personal suchen, sollten beispielsweise über eine Übernahme der Kinderbetreuungskosten nachdenken, so eine Anregung der Gruppe. Dass ein relativ hoher Prozentsatz an Müttern nicht wieder in die Apotheke zurückkehrt, sondern sich in berufsfremden Bereichen engagiert, mag neben der Bezahlung auch an anderen Faktoren liegen - beispielsweise den Arbeitszeiten.

Unter den niedrigen tariflichen Gehältern leiden übrigens auch oder sogar noch mehr die anderen Apothekenberufe, erinnerte die BVA-Vorsitzende Monika Oppenkowski So nutzen viele junge PTA ihre Jahre in der Apotheke nur als Warteschleife bis zum Pharmaziestudium. Vorgeschlagen wurde, auf PTA-Schulen einzuwirken, damit diese zu 50 Prozent Realschülerinnen aufnehmen. Dann wären die Abwanderungstendenzen sicherlich schwächer ausgeprägt.

Das Fazit des Treffens: Die Teilnehmerinnen haben den Ernst der Lage erkannt. Aber wer die Ursachen der Entwicklung kennt, der kann auch mit Optimismus Änderungen anpacken. Deshalb wurden weitere Treffen geplant. Außerdem soll ein Netzwerk von berufspolitisch engagierten Apothekerinnen aufgebaut werden. Dessen Ziel soll es sein, für den Austausch von Informationen zu sorgen und die gegenseitige Nutzung der unterschiedlichen Kompetenzen zu ermöglichen.

Geplant ist, auch jüngere Apothekerinnen für diese Netzwerkarbeit zu gewinnen. Marqwardt: "Wir wünschen uns, dass sich noch mehr Frauen in der Berufspolitik engagieren."

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