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Frauen in der Berufspolitik: "Nicht gegen Männer, sondern für Frauen"

ESCHBORN (rb). Zu einem informellen Gedankenaustausch zwischen Apothekerinnen hatten die beiden weiblichen Mitglieder des Vorstands der Bundesapothekerkammer, Karin Wahl und Antonie Marqwardt, am 27. November ins Eschborner Apothekerhaus eingeladen. Kein "closed shop" wolle diese Veranstaltung sein, sagten die Initiatorinnen und baten die Fachpresse dazu. Um jeglichem Argwohn oder Ängsten vorzubeugen, betonte Karin Wahl deutlich, dass sich die geplanten Aktivitäten "nicht gegen Männer" richten, sondern "für Frauen" gedacht seien. Im Mittelpunkt der lebhaften Diskussion standen die Sorge um den Berufsnachwuchs sowie der aktuelle Arbeitskräftemangel.

Hoher Frauenanteil spiegelt sich nicht in der Berufspolitik

Im Beruf stellen Apothekerinnen die große Mehrheit, bei den Neuapprobierten liegt der Frauenanteil inzwischen bei 85%. Doch in den berufspolitischen Gremien findet die weibliche Übermacht bisher keinen Niederschlag. Dies könne und wolle man keinesfalls den Männern anlasten, sagte Karin Wahl, Präsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Die Männer würden schließlich demokratisch gewählt - und zwar auch von Frauen. Hier müsse man nach dem "Warum?" fragen. Wird Männern grundsätzlich mehr Kompetenz zugestanden? Der "Spagat" zwischen Ehrenamt, Familie und Apotheke sei eben für Frauen besonders problematisch, hieß es dazu in einer ersten Diskussionsrunde.

Wiedereinstieg nach der Familienphase

Im Verlauf des mehrstündigen Gedankenaustauschs ging es dann vor allem darum, wie man dem Personalmangel in Apotheken abhelfen könne. An vielen Orten haben bereits mit Erfolg so genannte Wiedereinsteigerinnen-Kurse stattgefunden, doch es besteht wohl weiterhin noch viel Bedarf - sowohl für Apothekerinnen als auch für PTA. Die Frage ist, wie man die Zielgruppe am besten erreicht. Es wurde vorgeschlagen, bereits während der begleitenden Unterrichtsveranstaltungen für Pharmaziepraktikanten das Thema "möglicher Wiedereinstieg nach der Familienphase" anzusprechen. Die Kammern müssten bemüht sein, den Kontakt zwischen den Mitgliedern, die aus dem Beruf vorübergehend ausscheiden, weiterhin zu pflegen. Aber auch die Frauen, die sich in der Familienphase befinden, müssten wissen, dass die Kammer für sie Ansprechpartner für einen Wiedereinstieg ist.

Des weiteren wurden vielfältige Möglichkeiten der Organisation von Kinderbetreuung diskutiert. Für Apothekenleiter sei in vielen Fällen Betreuungskosten für die Kinder von Mitarbeiterinnen steuerlich absetzbar, hieß es. Antonie Marqwardt verwies auf die Internet-Adresse familienservice.de.

Ist das Berufsbild attraktiv genug?

Diskutiert wurde auch die Attraktivität des Berufsbildes. Der Beruf der Apothekerin oder PTA müsse von den Frauen stärker als Berufung gesehen werden und nicht nur als Durchgangsstation, war der Wunsch. Um den Arbeitsplatz in der Apotheke attraktiv zu machen, seien aber auch in vielen Fällen die Apothekenleiterinnen und -leiter gefragt. Sie müssten sich speziell in Personalführung und Management fortbilden und für ein besseres Betriebsklima sorgen, lautete die Forderung.

Als wichtige Diskussionsthemen für zukünftige Treffen werden Ursachen und Folgen der Verweiblichung unseres Berufsstands gesehen. Auch zeigten viele Frauen Interesse an Schulungen, die gezielt weibliche Führungskräfte ansprechen und fördern.

Ein Frauennetzwerk schaffen

Als Ziel beschlossen die teilnehmenden Frauen, sich untereinander zunächst besser kennenzulernen und ein Netzwerk zu schaffen, das die Informationsbeschaffung im beruflichen Alltag erleichtern könnte. Weiterhin ist es wichtig, dass bereits seit langem in bestimmten Bereichen aktive Apothekerinnen weiblichen Nachwuchs fördern und aufbauen und ihm als Vorbild dienen.

Die Treffen sollen nach Ansicht aller Teilnehmerinnen fortgesetzt werden und sind für interessierte Frauen offen.

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