Arzneimittel und Therapie

Chronische Herzinsuffizienz: Neue Daten bestätigen Effektivität der Betabloc

In Deutschland leiden mindestens 700 000 Patienten an einer chronischen Herzinsuffizienz; die Prognose dieser Patienten ist besonders bei fortgeschrittener Erkrankung oft schlechter als bei vielen malignen Tumoren. Der hochselektive Beta1-Antagonist Bisoprolol verringert die Sterblichkeit statistisch signifikant, wobei auch Patienten mit sehr niedriger Auswurffraktion oder mit Risikofaktoren, wie hohem Alter, Diabetes mellitus und eingeschränkter Nierenfunktion, von der Betablockade profitieren. Das zeigen nach einer Information von Merck Pharma Deutschland, Darmstadt, neue Daten der beiden CIBIS-Studien, die beim diesjährigen Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft in Amsterdam vorgestellt wurden.

Für den Kardiologen gehören Betablocker zu den wichtigsten Therapeutika. Das Indikationsspektrum umfasst neben Hypertonie, Angina pectoris, akuten Koronarsyndromen, akutem und Post-Myokardinfarkt bei einigen Betablockern auch die chronische Herzinsuffizienz. In der Cardiac Insufficiency Bisoprolol StudyII (CIBISII) verringerte die Einnahme des hochselektiven Beta1-Antagonisten Bisoprolol (zusätzlich zur Basistherapie mit ACE-Hemmern und Diuretika sowie optional Digitalis) die Gesamtmortalität signifikant um 34% (p<0,0001) und die Rate an plötzlichem Herztod um 44% (p=0,0011); Krankenhauseinweisungen infolge einer sich verschlechternden Herzinsuffizienz wurden unter Bisoprolol ebenfalls signifikant seltener beobachtet (-32%; p<0,0001).

Viele Patienten werden unzureichend behandelt

Obwohl die Effektivität der Betablockade umfassend dokumentiert ist, werden in Deutschland nur etwa 10% der Herzinsuffizienz-Patienten additiv mit Betablockern behandelt. Wenn man davon ausgeht, dass ungefähr 15% der Patienten "echte" Kontraindikationen für Betablocker haben, wird immerhin 75% der Patienten eine wirksame und sichere Therapie vorenthalten. Verantwortlich hierfür sind vermutlich Befürchtungen, dass Betablocker bei Herzinsuffizienz-Patienten mit Risikofaktoren nicht so gut verträglich oder weniger effektiv sind.

Auch Risikopatienten profitieren von Bisoprolol

Post-hoc-Analysen der CIBIS-II-Studie, in der insgesamt 2647 Patienten additiv mit Bisoprolol oder Plazebo behandelt wurden, zeigten aber in allen untersuchten Subgruppen eine deutliche Verbesserung der Prognose durch Bisoprolol:

  • Von den unter 71-jährigen Patienten starben in der Plazebo-Gruppe 15,8%, in der Bisoprolol-Gruppe dagegen nur 10,8%. Bei den älteren Patienten betrug die Gesamtmortalität unter Plazebo 22,9%, unter Bisoprolol 15,5%. Dies entsprach in beiden Altersgruppen einer Abnahme der Letalität um 32%.
  • Bei den Patienten der NYHA-KlasseIII nahm die Gesamtmortalität von 15,8% auf 10,5% ab; bei den Patienten der NYHA-KlasseIV konnte die Mortalität von 24,6% (Plazebo) auf 18,1% (Bisoprolol) gesenkt werden.

Die Wirksamkeit von Bisoprolol war auch unabhängig von der Creatinin-Clearance oder einem gegebenenfalls bestehenden Diabetes mellitus sowie der gleichzeitigen Behandlung mit Digitalis oder Amiodaron. Die Verträglichkeit ist auch bei Risikopatienten meist gut, wenn der Betablocker einschleichend dosiert und die Dosis entsprechend der klinischen Verträglichkeit nur langsam gesteigert wird.

Weniger Todesfälle

In beiden CIBIS-Studien setzten Patienten mit einer initial hohen Herzfrequenz Bisoprolol seltener ab als Plazebo. In der ersten CIBIS-Studie profitierten Patienten mit einer Auswurffraktion von höchstens 20% besonders stark von der Betablockade: Während in der Plazebo-Gruppe insgesamt 33,3% starben, betrug die Mortalität in der Bisoprolol-Gruppe nur 18,9% (p= 0,02).

Bisoprolol reduzierte die Sterblichkeit auch bei den Patienten, die nach einem ersten nicht-letalen kardialen Ereignis weiterhin mit dem Betablocker behandelt wurden: In der ersten CIBIS-Studie starben in der Plazebo-Gruppe 20 der anschließend weiterbehandelten Patienten; in der Bisoprolol-Gruppe wurden dagegen nur sieben Todesfälle dokumentiert (p= 0,04). In der CIBIS-II-Studie wurde ein ähnlicher Trend festgestellt (p= 0,06).

Meta-Analyse der CIBIS- und CIBIS-II-Daten

Bereits die erste CIBIS-Studie zeigte eine deutliche, aber aufgrund der kleinen Patientenzahl (n= 641) nicht-signifikante Abnahme der Gesamtmortalität um 20% (p= 0,22). In der anschließenden CIBIS-II-Studie mit einem vergleichbaren, aber deutlich größeren Patientenkollektiv (n= 2647) war der klinische Nutzen der Betablockade so groß, dass die Studie bereits nach einem Follow-up von 1,3 Jahren vorzeitig beendet wurde.

"Die Meta-Analyse beider Studien mit insgesamt fast 3300 Patienten bestätigt die Wirksamkeit von Bisoprolol", erklärte A. Leizorovicz, Lyon, bei der Präsentation der Studiendaten. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht nur deutlich in den jährlichen Mortalitätsraten (Bisoprolol: 9%; Plazebo 13,1%), sondern zeigten auch statistisch signifikante Unterschiede in der Gesamtmortalität, der kardiovaskulären Mortalität, dem plötzlichen Herztod sowie dem kombinierten Endpunkt aus Tod und Krankenhauseinweisung. Auch in dieser Analyse profitierten alle Patientengruppen von dem Betablocker: Bisoprolol verlängerte die Überlebenszeit unabhängig von der Pathogenese (ischämisch oder nicht-ischämisch) sowie der Schwere der Herzinsuffizienz (NYHA III oder IV); dabei war die Wirksamkeit auch unabhängig vom Alter und Geschlecht der Patienten.

Quelle: Satelliten-Symposium beim 22. Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) "Betablockade - fundamental element in treating heart failure", Amsterdam, 28. August 2000, veranstaltet von Merck KG aA, Darmstadt.

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