Arzneimittel und Therapie

Chronische Herzinsuffizienz: Frauen haben bessere Prognose als Männer

Der selektive Beta1-Antagonist Bisoprolol reduzierte in der Cardiac Insufficiency Bisoprolol Study II (CIBIS II) signifikant die Mortalität bei chronischer Herzinsuffizienz um 34%. In einer Post-hoc-Analyse der CIBIS II-Daten wurde nach einer Information von Merck neben der kardioselektiven Betablockade jetzt auch das Patientengeschlecht als unabhängiger Prognosefaktor identifiziert.

Die Ergebnisse der Anfang des Jahres in "Circulation" veröffentlichten Studie belegen, dass Frauen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz eine deutlich bessere Prognose haben als Männer. Besonders gut war die Prognose bei den mit Bisoprolol behandelten Patientinnen.

Seit der Veröffentlichung der ersten CIBIS II-Daten zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die meisten Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium III und IV von dem kardioselektiven Betablocker Bisoprolol profitieren. Zusätzlich zur Basistherapie mit ACE-Hemmern und Diuretika (optional Digitalis) eingenommen, reduzierte der selektive Beta1-Antagonist in CIBIS II die Gesamtmortalität um 34%, die Rate an plötzlichem Herztod um 44% und die Herzinsuffizienz-bedingten Krankenhauseinweisungen um 32%.

Unklar war allerdings bisher, ob bei chronischer Herzinsuffizienz auch das Geschlecht der Patienten die Prognose beeinflusst. Zur Klärung dieser Frage wurden die Daten der in CIBIS II mit Bisoprolol bzw. Plazebo behandelten Patienten (n = 2132) und Patientinnen (N = 515) auf mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede im Risikoprofil und in der Mortalität analysiert.

Unterschiede im Risikoprofil

Die Auswertung der Patientendaten ergab für mehrere Parameter geschlechtsspezifische Unterschiede: Bei Studienbeginn waren die Frauen signifikant älter und litten häufiger an einer schweren Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium IV), sie hatten außerdem einen höheren systolischen Blutdruck und häufiger einen Linksschenkelblock. Die höhere Inzidenz an peripheren Ödemen, Müdigkeit und Dyspnö in Ruhe deutete darauf hin, dass die Herzinsuffizienz bei den Frauen weiter fortgeschritten war. Verglichen mit den Männern hatten sie allerdings seltener geraucht, außerdem litten sie seltener an einer ischämisch bedingten Herzinsuffizienz.

Weitere geschlechtsspezifische Unterschiede zeigten sich bei der Medikation: Frauen wurden signifikant seltener mit ACE-Hemmern, Amiodaron oder Acetylsalicylsäure behandelt; keine Unterschiede bestanden dagegen bei der Verordnung von Digitalis, Diuretika und Nitraten.

Unterschiede in der Mortalität

Während der durchschnittlich 1,3-jährigen Beobachtungsdauer starben 16% der männlichen Patienten, aber nur 10% der Patientinnen (ohne Berücksichtigung der Betablockertherapie). Verglichen mit den Männern war bei den Frauen die Gesamtmortalität um 36% verringert, die kardiovaskuläre Mortalität war um 36% und die durch Herzversagen bedingte Mortalität um 70% niedriger. Keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gab es dagegen beim tödlichen Herzinfarkt, plötzlichen Herztod, Tod unbekannter Ursache sowie den Krankenhauseinweisungen.

Im Hinblick auf die Gesamtmortalität wurden die folgenden Parameter als unabhängige Prognosefaktoren identifiziert: Weibliches Geschlecht, Behandlung mit Bisoprolol, Alter, NYHA-Stadium, linksventrikuläre Auswurffraktion, Pathogenese der Herzinsuffizienz (ischämisch bzw. nichtischämisch), systolischer Blutdruck und tolerierte Bisoprolol-Dosierung. Die nach Frauen und Männern getrennte Analyse der Gesamtmortalität bei den jeweiligen Risikokonstellationen zeigte: Bei allen Risikovariablen hatten Frauen eine bessere Prognose als Männer.

Besonders deutlich waren die geschlechtsspezifischen Unterschiede, wenn bei der Berechnung der Gesamtmortalität die Medikation (Bisoprolol oder Plazebo) berücksichtigt wurde: mit einer Sterblichkeit von 6% hatten die mit Bisoprolol behandelten Frauen eine signifikant bessere Prognose als die entsprechend therapierten Männer (12%; p = 0,01). Nicht signifikant war dagegen der geschlechtsspezifische Unterschied in der Plazebo-Gruppe: Hier starben 13% der Frauen und 18% der Männer (p = 0,10).

Fazit

In CIBIS II verringerte Bisoprolol signifikant die Mortalität der Patienten und Patientinnen mit fortgeschrittener chronischer Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium III und IV). Die Daten der Post-hoc-Analyse zeigen jetzt, dass weibliches Geschlecht ein unabhängiger Prognosefaktor ist und Frauen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz eine deutlich bessere Prognose haben als Männer. Die größten Überlebenschancen hatten die mit Bisoprolol behandelten Patientinnen.

Literatur: Simon, T., et al.; on behalf of the CIBIS II investigators: Sex differences in the prognosis of congestive heart failure. Results from the Cardiac Insufficiency Bisoprolol Study (CIBIS II). Circulation 103, 375-380 (2001).

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