DAZ aktuell

Reaktion auf GKV-Zahlen: Zahl der abgegebenen Packungen gesunken

BONN (im). Die pharmazeutische Industrie hat mehr Mittel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die Arzneimittelversorgung gefordert. Zwei Verbände differenzierten die Gründe für die gestiegenen GKV-Ausgaben bei den Arzneimitteln in 1999 und relativierten Äußerungen von Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer, die den Anstieg kritisiert hatte.

Andrea Fischer hatte bei der Vorstellung der Finanzentwicklung der GKV am 3. März in Berlin die Arzneiausgaben als problematischste Entwicklung unter allen Bereichen bezeichnet (siehe DAZ Nr. 11 vom 16. März). Demnach hatten die Kassen 1999 mit einem Plus von einer Milliarde Mark abgeschlossen, die Aufwendungen für Medikamente waren um 8,4 Prozent geklettert. Diese Steigerungsrate lasse sich weder auf einen höheren Arzneimittelverbrauch noch auf Preissteigerungen der einzelnen Medikamente zurückführen, sagte Dr. Hans Sendler, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), in Berlin. Die Preise der mit Festbetrag belegten Arzneimittel sei nominal um 0,3 Prozent zurückgegangen. Auch die Menge der verkauften Packungen sei um 2,9 Prozent gesunken. Wesentlicher Wachstumsfaktor war nach Angaben von Sendler die Strukturkomponente mit einem Plus von 7,5 Prozent gewesen (darunter ist die Verschiebung zu neueren und teueren Arzneimitteln zu verstehen). Der Umsatz der Pharmaindustrie in der GKV ist laut BPI 1999 um 5,1 Prozent auf 22 Milliarden Mark (Herstellerabgabepreise) gewachsen. Dabei habe das Preisniveau im Arzneimarkt mit einer Steigerungsrate von 0,6 Prozent deutlich unter den Lebenshaltungskosten von 1,6 Prozent gelegen. Sendler nannte neben der geänderten Bedarfsstruktur die politisch gewollte Herabsetzung der Zuzahlungen der Patienten als Ursache für den Ausgabenanstieg. Die Absenkung auf acht, neun und zehn Mark Selbstbehalt habe die GKV im vergangenen Jahr mit einer Milliarde Mark belastet.

VFA: Keine Sparpotenziale mehr

Nach Ansicht von Cornelia Yzer vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) sind die Wirtschaftlichkeitsreserven bei der Arzneimittelversorgung angesichts der Tatsache, dass Ärzte weniger Rezepte ausstellten und preisgünstiger als 1998 verordneten, weitgehend erschöpft. Die VFA-Hauptgeschäftsführerin verwies auf den jetzt 70-prozentigen Marktanteil von Generika. Angebliche Sparpotenziale in Milliardenhöhe basierten auf der Annahme eines hundertprozentigen Nachahmeranteils und seien damit unrealistisch, erklärte Yzer in Berlin. Sie verwies auf die strukturelle Umschichtung und Erweiterung in der Arzneimitteltherapie durch neue Behandlungskonzepte. Als Beispiele nannte sie Diabetes, die Alzheimer-Krankheit, Krebs, Multiple Sklerose, Herzinsuffizienz oder Ulkus. Die Strukturkomponente habe in etwa auf dem Niveau von 1998 gelegen. Der therapeutische Fortschritt durch Innovationen werde auch im laufenden Jahr anhalten und müsse den Patienten zugänglich sein, vertrat Yzer. Aus diesem Grund müssten die regionalen Arzneimittelbudgets deutlich aufgestockt werden.

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