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GKV-Bilanz 1997: Zuzahlungen verringerten Defizit

BONN (im). Die gesetzlichen Krankenkassen schrieben Ende des vergangenen Jahres wieder schwarze Zahlen. Nach vier Milliarden Mark Defizit in den ersten sechs Monaten 1997 bescherten die im Juli wirksam gewordenen Neuordnungsgesetze einen Überschuß von fünf Milliarden Mark, informierte Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer am 26. Februar in Bonn. Ende 1997 lag der Einnahmeüberschuß in den alten Bundesländern bei 1,4 Milliarden Mark, in den neuen Ländern gab es dagegen ein Defizit von 300 Millionen Mark (siehe auch unsere Montagsausgabe vom 2. 3.). Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) wies unterdessen darauf hin, daß Einsparungen bei Arzneimitteln vor allem wegen der höheren Zuzahlungen der Patienten erfolgten.

Im Bundesgebiet gaben die Krankenkassen nach Angaben von Seehofer insgesamt 4,6 Prozent weniger für Arzneimittel als 1996 aus. Dabei sanken die Aufwendungen in den neuen Bundesländern mit minus 6,8 Prozent stärker als im Westen mit minus 4,1 Prozent. Der größte Kostenblock der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die Krankenhäuser, verzeichnete sowohl im Westen (plus 2 Prozent) als auch im Osten (plus 3,8 Prozent) Zuwachsraten. Die Ausgaben sanken in den alten Bundesländern insgesamt um 2,1 Prozent, während die Einnahmen leicht um 0,3 Prozent stiegen. Ungünstiger ist diese Relation in den neuen Ländern. Auch hier sanken die Ausgaben (minus 1,6 Prozent), allerdings auch die Einnahmen (minus 0,8 Prozent). Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums liegen die Ausgaben für Arzneimittel in den neuen Ländern nach wie vor über denen in den alten Ländern, nähern sich jedoch den niedrigeren West-Werten an. Lagen die Aufwendungen pro Versichertem im Osten im ersten Halbjahr 1997 bei 112,8 Prozent des Westens, sank diese Quote bis zum Ende des vergangenen Jahres auf 110,7 Prozent. Seehofer verwies auf den großen Anteil, den die Zuzahlungen der Patienten in der zweiten Jahreshälfte 1997 einbrachten. Die höheren Selbstbehalte haben die Kassen in dem Zeitraum um 2,5 Milliarden Mark entlastet. Auf ein Jahr hochgerechnet würde ein Verzicht darauf Mehrausgaben von fünf Milliarden Mark und damit rechnerisch einen um 0,3 Prozentpunkte höheren Beitragssatz bedeuten. Angesichts der Einnahmeschwäche in den neuen Bundesländern seien weiterhin ein strikter Sparkurs und das Finanzstärkungsgesetz nötig, das am 6. März im Bundesrat behandelt wird. Es erlaubt neben Kreditgewährung die Hilfe von West-Kassen an ihre Schwesterorganisationen und begrenzt den gesamtdeutschen Risikostrukturausgleich ab 1999 auf drei Jahre. Wichtig für die Apotheken ist das Aussetzen der Koppelung höherer Zuzahlungen an Beitragserhöhungen. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, der vorwiegend mittelständische Unternehmen vertritt, nannte in seiner Reaktion auf die GKV-Zahlen die Zuzahlungsregelung verfehlt. Der Ausgabenrückgang bei Arzneimitteln von 4,7 Prozent auf 31,88 Milliarden Mark sei in erster Linie entstanden, weil viele Medikamente von den Patienten vollständig bezahlt werden müßten. Allein im zweiten Halbjahr 1997 hätten die Versicherten Arzneimittel im Wert von 682 Millionen Mark selbst bezahlt. Nach Berechnungen des Instituts für Medizinische Statistik (IMS) in Frankfurt/Main entspreche dies 4,1 Prozent der GKV-Ausgaben in diesem Zeitraum. Überproportional betroffen sind laut IMS Arzneimittel der Packungsgröße N1. Allein in diesem Segment seien im zweiten Halbjahr 97 Präparate im Wert von 346 Millionen Mark aus der Erstattung herausgefallen, da ihr Preis unter der Grenze von neun Mark lag. Nach Auffassung des BPI unterstreichen die jetzt veröffentlichten GKV-Zahlen, wie stark die Arzneimitteltherapie eingeengt wird. Im zweiten Halbjahr 1997 sei der Anteil der Arzneimittel an den Gesamtausgaben der Kassen auf 11,2 Prozent gefallen. Auch absolut gesehen habe der Arzneibereich am meisten zur Stabilisierung der GKV beigetragen.

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