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Pharmaverband BPI: "Luftbuchungen der AOK"

Bonn (im). Teile der pharmazeutischen Industrie haben die Hochrechnung der Ortskrankenkassen zu einem möglichen Einsparpotenzial von 3,9 Milliarden Mark bei teuren "Me-too-Präparaten" als "Luftbuchung" zurückgewiesen.

Der AOK-Bundesverband hatte den niedergelassenen Ärzten unwirtschaftliches Verschreiben so genannter Me-too-Präparate vorgeworfen und gefordert, diese sollten stattdessen preiswerte Generika von seit langem eingesetzten Arzneimitteln verordnen. Das wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in Bonn hatte vermutete Einsparpotenziale für die gesamte gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hochgerechnet und war auf die Summe von 3,9 Milliarden Mark für das erste Halbjahr gekommen (AZ Nr. 39).

Es sei angesichts der Festbeträge "grob irreführend", hier noch Einsparungen zu fordern, kritisierte unterdessen Dr. Hans Sendler vom Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI). Seinen Worten zufolge ist die derzeitige Ausgabensteigerung bei Arzneimitteln in der GKV nicht einfach mit vermehrtem Verschreiben der Ärzte nach Wegfall der Budgets zu erklären. Ein Grund seien die häufigen Grippeerkrankungen im Frühjahr sowie die gewünschten Verordnungen neuer Medikamente gewesen. Wer die Ausgabensteigerungen für diese Therapien nicht wolle, müsse den GKV-Versicherten sagen, dass der medizinische Fortschritt nicht mehr im Solidarsystem finanzierbar sei, sagte Sendler.

"Hausgemachte Probleme bei Kassen"

Der Hauptgeschäftsführer des BPI forderte die Krankenkassen auf, im eigenen Haus zu sparen. So seien deren Verwaltungskosten im ersten Halbjahr 2001 um 4,8 Prozent gestiegen. Insgesamt entfielen unterdessen 5,5 Prozent der Gesamtausgaben der Krankenversicherung auf die Verwaltungsausgaben, die seit Jahren kletterten, während der Anteil der Arzneimittelausgaben der GKV seit Jahren konstant oder rückläufig sei. Erreichten die Arzneiausgaben laut BPI 1970 noch 16,8 Prozent, lägen sie derzeit bei etwa 15 Prozent.

Sendler nannte die politisch verursachten Verschiebebahnhöfe (beispielsweise reduzierte Kassenbeiträge für die Bezieher von Arbeitslosenhilfe) als Grund für die Einnahmemisere der Kassen. In den vergangenen sechs Jahren seien so geschätzt bis zu 50 Milliarden Mark den Kassen entzogen worden.

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