Arzneimittel und Therapie

Macht Rauchen schwerhörig?

Raucher haben ein 1,7mal höheres Risiko für einen Hörverlust als Nichtraucher. Das zeigte sich in einer Untersuchung von 3753 Männern und Frauen.


-Rauchen gefährdet die Gesundheit - die auf jeder Zigarettenschachtel gegenwärtige Warnung der EU-Gesundheitsminister hält jedem Raucher vor Augen, was ihm im Grunde bewußt ist: Rauchen gilt als Risikofaktor für verschiedene chronische Erkrankungen. In aktuellen klinischen Studien wird seit einiger Zeit auch die Beeinflussung der Hörempfindlichkeit durch das Rauchen untersucht.
Obwohl laut Schätzungen 30 bis 35% aller Erwachsenen zwischen 65 und 75 Jahren in den USA unter Hörverlust leiden, sind die Krankheitsursachen kaum bekannt. Einerseits könnte der Hörverlust eine unvermeidbare Konsequenz des Alterns sein, die sich aus der Kumulation von Schäden durch Metabolite des Zellstoffwechsels ergibt. Andererseits weisen Studien bei afrikanischen Stämmen, bei denen keine altersbedingte Abnahme der Hörsensibilität festgestellt werden konnte, darauf hin, daß wahrscheinlich auch genetische Faktoren oder Umwelteinflüsse bei der Entwicklung von Altersschwerhörigkeit eine Rolle spielen.

Audiometrische Untersuchungen bei 3753 Probanden


In der Hearing Loss Study (=Studie über Hörverlust), einer Querschnittsstudie in Wisconsin/USA, wurde der Zusammenhang zwischen Rauchen und Hörverlust in einer populationsbasierten Kohorte von 3753 Probanden zwischen 48 und 92 Jahren untersucht. Der Raucherstatus wurde aus Angaben der Probanden ermittelt. Es erfolgte eine Klassifikation in Nichtraucher (weniger als 100 Zigaretten im Leben), Raucher und ehemalige Raucher.

Raucher stärker gefährdet als Nichtraucher


45,9% der Probanden litten an geringem oder schwerem Hörverlust. Im Vergleich zu Nichtrauchern wiesen Raucher ein um 69% erhöhtes Risiko für einen Hörverlust auf. Eine direkte Assoziation zwischen dem Raucherstatus und einem Hörverlust ergab sich bei allen Altersgruppen mit Ausnahme der 80- bis 92jährigen. In dieser Gruppe waren jedoch nur 13 Raucher, so daß hier der Effekt der selektiven Mortalität möglicherweise ein signifikantes Ergebnis verhinderte.

Eindeutige Dosis-Wirkungs-Beziehung


Entscheidend für die Entwicklung der Alterschwerhörigkeit ist nicht nur der Raucherstatus, sondern auch die Menge der gerauchten Zigaretten. Als Maß dafür wurden die sogenannten Packungsjahre (=Anzahl der gerauchten Packungen pro Tag multipliziert mit der Zahl der Raucherjahre) herangezogen. Außer in der Gruppe der 80- bis 92jährigen war der Zusammenhang zwischen den Pakkungsjahren und dem Hörverlust signifikant. Bei einem Konsum von mehr als 40 Packungsjahren war das Risiko 1,3mal höher als bei null Packungsjahren. In der Gruppe der 60- bis 69jährigen war zusätzlich eine eindeutige Dosis-Wirkungs-Beziehung feststellbar. Das Risiko, einen Hörverlust zu erleiden, stieg mit der Anzahl der Packungsjahre.

Sind toxische Effekte auf Haarzellen schuld?


Bei der Frage nach möglichen Wirkungsweisen, welche den Einfluß des Rauchens auf das auditorische System erklären könnten, geben Ergebnisse aus der Tierforschung wichtige Hinweise. Zum einem werden Wirkungen auf antioxidative Mechanismen diskutiert, zum anderen werden Störungen der vaskulären Versorgung des Gehörs als Ursachen vermutet. Die Identifizierung von nicotinähnlichen Rezeptoren in den Haarzellen von Tieren läßt vermuten, daß das Rauchen direkte ototoxische Wirkungen hat. Literatur
Cruickshanks, K. J., et al: Cigarette smoking and hearing loss - The epidemiology of Hearing Loss Study. J. Am. Med. Assoc. 279, 1715-1719 (1998).
Barbara Engels, Karlsruhe

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