DAT-Antragsberatung

Strategiedebatte zur Erhöhung des Apothekenhonorars

Düsseldorf - 29.09.2023, 07:00 Uhr

Es ist für den letzten Tag des DAT 2023 noch mit weiteren Diskussionen zu rechnen. (Foto: DAV / Schelbert)

Es ist für den letzten Tag des DAT 2023 noch mit weiteren Diskussionen zu rechnen. (Foto: DAV / Schelbert)


Der Antrag auf eine Erhöhung des Apothekenhonorars wurde wenig überraschend einstimmig angenommen. Debattiert wurde im Anschluss aber leidenschaftlich über Sinn oder Sinnlosigkeit der folgenden Anträge, die sich ebenfalls um Honorierungen drehten, aber alle auf Einzelaspekte bezogen waren. Sie wurden weitgehend in den Ausschuss verwiesen – die grundlegende Strategiedebatte in der Frage wird damit nicht gelöst.

Seit über zehn Jahren ist das Apothekenhonorar nicht erhöht worden. Die Forderung danach steht im Zentrum der politischen Bemühungen und Kampagnen der Apothekerschaft. Aber: Reicht es, eine Erhöhung des Fixums zu fordern – oder soll man nicht auch die Honorierung der von Apothekern sonst noch geleisteten Sonderleistungen fordern? Entlang dieser Frage wurde zu Beginn der Anträge aus Block 4 auf dem Deutschen Apothekertag 2023 in Düsseldorf diskutiert.

Wenig überraschend war der Leitantrag einstimmig angenommen worden. Dort heißt es:

„Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker fordert den Gesetzgeber/Verordnungsgeber auf, die lange überfällige und dringend notwendige Erhöhung des Apothekenhonorars vorzunehmen und sicherzustellen, dass zukünftig regelmäßig und ohne Verknüpfung mit sachfremden anderen Themenfeldern eine automatische Anpassung erfolgt.

Hierzu ist das Fixum nach Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) auf 12,00 Euro netto pro Packung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels zu erhöhen und dieser Betrag dann ab 2025 mittels eines sachgerecht kompilierten Index anzupassen.

Der Apothekenabschlag gemäß § 130 Abs. 1 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) ist auf 1,48 Euro netto (derzeit 1,77 Euro brutto) festzuschreiben.“

Die weitere Debatte zu den folgenden Anträgen verlief entlang der Frage, ob diese Hauptforderung durch Forderungen etwa nach Honorierung von 

  • Präventionsmaßnahmen (4.2), 
  • Sonderleistungen (4.3), 
  • Umsetzung der Rabattverträge (4.4), 
  • des Einzugs der Zuzahlung (4.5) oder 
  • eines Endes des Krankenkassenzwangsrabatts bei Nutzung von Sonder-PZN 

nicht das Hauptanliegen schwächen würden.

Weiterentwicklung des Berufsstandes müsse Thema bleiben

Sind die Apotheken nicht ohnehin überlastet, warum sollen sie auch noch zusätzlich Präventionsarbeit übernehmen? Diese Frage stand im Raum. „Kräfte müssen gebündelt werden“. Relativ schnell wurde der Aspekt betont, dass man sich auf das Fixhonorar konzentrieren müsse. Man müsse schließlich von der Kerntätigkeit leben können, dies sei das Wichtigste. Man müsse aber schließlich auch sich mit der Weiterentwicklung des Berufsstandes beschäftigen und sollte sich nicht durch die Nebelkerzen, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Vortag gezündet hat, verunsichern lassen. Die Weiterentwicklung des Berufsstandes müsse Thema bleiben.

Es entspann sich eine Strategiedebatte

Während dieser Antrag noch mit großer Mehrheit angenommen wurde, landeten alle weiteren, die sich um Honorierung drehten, im Ausschuss. Es entspann sich letztlich eine Strategiedebatte, die sich darum drehte, wie am besten die Forderung nach einer Erhöhung der Vergütung der Arbeit der Apothekerschaft zu erzielen sei.

Jene, die für eine Debatte und auch Annahme der Einzelanträge waren, betonten unter anderem, es gehe dabei um ein „politisches Signal“, dass die derzeitige Honorierung nicht mehr die Realität abbildet. Es seien Argumente drin, die die „Mehrarbeit“ sichtbar machen würden. Es gehe nicht um eine „Zerpflückung“ des Honorars, sondern um einen Zusatz. Mit den Einzelanträgen hätte man aber eventuell auch einen „Plan B in der Tasche“, sollte die Hauptforderung von der Politik abgewiesen.

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Damit gebe man dem Minister nur Munition, hieß es allerdings von der anderen Seite. Die Einzelanträge würden den Hauptantrag „torpedieren“. Sollte die Politik auf diese eingehen, würde man am Ende mit kleinen Zugeständnissen abgespeist.

Wie all dies nun an diesem Freitag in eine Resolution zur Honorierung münden soll, ist fraglich. Es ist für den letzten Tag in dieser Frage noch mit weiteren Diskussionen zu rechnen.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Kassenabschlag?

von Thomas B am 30.09.2023 um 13:55 Uhr

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit bzw. der Berechtigung für die Existenz eines Kassenabschlags ist tatsächlich begründet!
Nachdem bei er Drehung der AmPreisV bei gleichzeitigem Rabattverbot bzw massiver Rabattbeschränkung für RX-Präparate auf Stufe des AEK mit der Begründung, diese Rabatte für die Krankenversicherer zu heben, zementiert wurde, ist die Berechtigung eines weiteren Abschlags zugunsten der kranken Kassen tatsächlich mehr als fragwürdig! Mit dem Rabattverbot auf der AEK-Stufe werden meines Erachtens bereits alle Rabatte den Versicherern zugeführt. Anders sieht das ausserhalb der Gültigkeit dieser Gesetzgebung aus, wo das Rabattverbot auf der AEK-Stufe nicht greift, nämlich ausserhalb des Bundes. Dort - und nur dort - wäre die Forderung nach einem Kassenabschlag tatsächlich begründbar.

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Kassenabschlag festschreiben?

von Dr Schweikert-Wehner am 29.09.2023 um 12:36 Uhr

Kassenabschlag festschreiben?! Das kann nur eine Zeitungsente seun, sonst müssten die Deligierten ja alle was geraucht haben!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

KASSENABSCHLAG?!?!?!

von Christoph Unglaub am 29.09.2023 um 10:11 Uhr

Ich verstehe nicht warum es überhaupt einen Kassenabschlag braucht?!?!?!
Der gehört doch als allererstes wegdiskutiert!

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Wieso überhaupt noch ein Abschlag

von Apotheker außerhalb der Offizin am 29.09.2023 um 8:59 Uhr

Ich verstehe nicht, wieso der Leitantrag einstimming angenommen wurde? Der Abschlag ist etwas, dass sofort zu streichen ist. Daran festhalten zu wollen, ist eine angenommene Beschneidung des Honorars. Dem hätte ich niemals zugestimmt.
Ich werde jeden Tag glücklicher nicht mehr in der Offizin zu stehen. Damit mussten zwar auch meine Zukunftspläne der eigenen Selbständigkeit begraben werden, aber so ist es allemal besser.

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