Verzögerte Lieferungen

Tresiba-Engpass: Warnung vor Fehldosierungen bei der Umstellung

Stuttgart - 08.03.2023, 10:45 Uhr

Patient:innen, die Tresiba bekommen, müssen sich auf Umstellungen gefasst machen. (Foto: Imago / Wirestock)

Patient:innen, die Tresiba bekommen, müssen sich auf Umstellungen gefasst machen. (Foto: Imago / Wirestock)


Beim Ultralangzeit-Insulin Tresiba gibt es Engpässe. Darüber informiert die Arzneimittelkommission der deutschen Apothekerschaft unter Berufung auf den Hersteller Novo Nordisk. Weil es offenbar bei der Umstellung auf eine andere Stärke oder andere Insuline vermehrt zu Fehldosierungen kam, weist das Unternehmen zudem darauf hin, dass immer die ärztlich verordneten bzw. bisher verwendeten Einheiten zugrunde gelegt werden müssen. Eine Umrechnung ist nicht erforderlich.

Tresiba® (Insulin degludec) sorgt in den Apotheken für Unmut aufgrund der Bestellvorgaben des Herstellers Novo Nordisk. Über den Großhandel ist es oft nicht oder nicht in ausreichender Menge zu bekommen. Laut dem Hersteller ist dieser aber in ausreichender Menge beliefert, fragt man beim Großhandel nach, scheint das mitnichten der Fall zu sein. Die ausgelieferten Mengen seien bei allen vier Tresiba®-PZN geringer als die Nachfrage, heißt es auf Rückfrage. Bleibt die Direktbestellung über die bei den Apotheker:innen wenig beliebte PharmaMall. Hier gilt ein monatliches Kontingent von fünf Packungen je PZN. Allerdings ist es auch nicht möglich, weniger zu bestellen. Novo Nordisk will so die Bestellungen von Kleinstmengen unterbinden, die über den angeblich gut bestückten Großhandel getätigt werden.

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Nun droht weiterer Ärger durch zeitweise verzögerte Lieferungen. Der Hersteller informiert über die AMK zu möglichen Lieferengpässen von Tresiba®. Die Novo Nordisk GmbH geht davon aus, dass die Lage im März angespannt bleibt. Betroffen sind demnach insbesondere Tresiba® FlexTouch 3 ml 200 E/ml in den Packungsgrößen 5x3 ml und 3x3 ml sowie Penfill 3 ml 100 E/ml in den Packungsgrößen 10x3 ml und 5x3 ml. Laut einem Informationsschreiben des Herstellers soll die Situation bei Tresiba® in Deutschland zusätzlich dadurch verschärft sein, dass das Insulin von einzelnen Marktteilnehmern aus Deutschland heraus in andere europäische Märkte vertrieben wird. Das könne zur Folge haben, dass Tresiba® in einigen Apotheken nicht erhältlich ist, obwohl es von Novo Nordisk in den deutschen Markt geliefert worden sei. 

Ab Mitte März werden wieder Teillieferungen an den pharmazeutischen Großhandel erwartet. Diese werden jedoch nach Einschätzung von Novo Nordisk noch nicht ausreichen, um den gesamten Bedarf decken zu können.

Keine Umrechnung der Insulin-Einheiten notwendig 

Weil es offenbar bei der Umstellung vermehrt zu Fehldosierungen gekommen ist, informiert die Firma zudem, dass bei einem Wechsel keine Umrechnung der ärztlich verordneten Insulineinheiten notwendig ist. Unabhängig von der Stärke von Tresiba® - 100 E/ml Patrone und 200 E/ml Fertigpen – entspreche die injizierte Dosis in Einheiten der Anzeige des Insulinpens.

Auch wenn eine Umstellung auf andere Basalinsuline mit 100, 200 oder 300 E/ml erforderlich ist, seien die bisher verwendeten Einheiten zugrunde zu legen. Die Dosis dürfe nicht auf Basis der unterschiedlichen Stärken umgerechnet werden, warnt Novo Nordisk.

Was sind die Alternativen?

Als alternative Basalinsuline kommen Toujeo® (Insulin glargin 300 E/ml), Lantus® (Insulin glargin 100 E/ml) und seine Biosimilars (Abasaglar® 100 E/ml, Semglee® 100 E/ml) sowie Levemir® (Insulin detemir 100 E/ml) infrage. Weil diese sich in ihrem pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Profil von Tresiba® unterscheiden, sollen Patient:innen während der Umstellungsphase durch medizinisches Fachpersonal überwacht werden. Außerdem wird zu häufigeren Blutglucosekontrollen mit gegebenenfalls erforderlicher Dosisanpassung geraten.

Das vollständige Informationsschreiben findet sich auf der Seite der AMK.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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