Neue Regelung vom Hersteller

Tresiba: Fünf Packungen oder nichts

Stuttgart - 18.01.2023, 17:50 Uhr

Hinter dem Fertigarzneimittelnamen Tresiba verbirgt sich das ultralangwirksame Insulin degludec. (Foto: Imago / Wirestock)

Hinter dem Fertigarzneimittelnamen Tresiba verbirgt sich das ultralangwirksame Insulin degludec. (Foto: Imago / Wirestock)


Eine neue Regelung der Firma Novo Nordisk sorgt in den Apotheken für Ärger: Bei Tresiba-Bestellungen über die Pharma Mall gilt ein monatliches Kontingent von fünf Packungen je PZN. Allerdings ist es auch nicht möglich, weniger zu bestellen. So soll die Direktbestellung von Kleinstmengen unterbunden werden, die Apotheker:innen tätigen, obwohl laut Novo-Nordisk Tresiba aktuell in ausreichender Menge an den pharmazeutischen Großhandel ausgeliefert wird.

Insuline gehören aktuell auch immer wieder zu den Sorgenkindern. Die Insuman-Reihe von Sanofi-Aventis beispielsweise ist derzeit nicht zu haben. Insuman Basal soll erst ab Juli, Insuman Comb 25 ab August und Insuman Rapid ab November 2023 wieder verfügbar sein. Verursacht haben den Lieferengpass offenbar Probleme bei der Abfüllung, Montage und Verpackung. Eher hausgemacht scheinen hingegen die Probleme bei Tresiba von Novo Nordisk. 

Das ultralangwirksame Insulin (Insulin degludec) kann seit neuestem über die Pharma Mall nur ab einer Menge von fünf Packungen aufwärts bestellt werden. Für manche Apotheken ist das ein Jahresbedarf. Weniger wäre über den Großhandel möglich, aber da ist das Insulin Kolleg:innen zufolge oft nicht zu haben – sonst würden sie ja niemals direkt bestellen, heißt es gegenüber der DAZ. 

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Auf Nachfrage der DAZ bestätigt Novo Nordisk, dass derzeit monatlich maximal fünf Packungen je PZN pro Apotheke über Pharma Mall bestellt werden können. Die Monatsmenge müsse aus logistischen Gründen in einem Auftrag bestellt werden. Hintergrund ist laut einer Unternehmenssprecherin, dass in den letzten Monaten viele Apotheken dazu übergegangen sind, Tresiba statt über den Großhandel direkt und auch in Kleinstmengen über den Pharma-Mall-Webshop zu bestellen. Diese Masse an Kleinstbestellungen könne man leider über das Lager nicht abwickeln, ohne dabei eine schnelle Belieferung des pharmazeutischen Großhandels zu gefährden. Daher habe man sich für das genannte Vorgehen als vorübergehende Lösung entschieden.

Großhandel soll ausreichend mit Tresiba beliefert sein

Die Direktbestellung sei nämlich nur für Fälle gedacht, in denen Tresiba anderweitig nicht erhältlich ist. Tresiba werde aktuell in ausreichender Menge an den pharmazeutischen Großhandel ausgeliefert. Die Situation bei Tresiba werde in Deutschland jedoch dadurch erschwert, dass das Produkt von einzelnen Marktteilnehmern nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Märkten vertrieben werde und das führe zu Nichtverfügbarkeit.


„Unser vorrangiges Ziel ist es, dass alle Menschen die Medikamente erhalten, die sie benötigen. Wir beliefern hierzu in erster Linie den pharmazeutischen Großhandel mit unseren Produkten. Dies gilt auch für Tresiba®. Der pharmazeutische Großhandel wird von uns wöchentlich beliefert und die Auslieferungen finden üblicherweise zwischen Dienstag und Donnerstag statt. Wir bitten Apotheken daher, Tresiba über den pharmazeutischen Großhandel zu bestellen.“

Novo Nordisk


Fragt man beim Großhandel nach, scheint es mitnichten der Fall zu sein, dass dieser „in ausreichender Menge“ beliefert wird. So erklärt beispielsweise eine Sprecherin der Noweda, NovoNordisk teile dem Großhandel das Produkt (insgesamt vier PZN) wöchentlich zu – es erfolge immer in der letzten Woche eines Monats eine Meldung des Herstellers, welche Mengen des Produkts man in den vier Wochen des darauffolgenden Monats erhalten werden. „Die Mengen sind allerdings bei allen vier Tresiba-PZN geringer als die Nachfrage“, erklärt sie weiter, „die letzte Zuteilung ist z. B. bereits vollständig abverkauft, da der Bedarf bei unseren Kunden definitiv höher ist als die uns zugewiesene Menge. Insofern können wir nicht bestätigen, dass wir bedarfsgerecht beliefert werden, wohl aber, dass wir die Mengen erhalten, die uns seitens NovoNordisk angekündigt wurden.“


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Extrem sinnvolle Maßnahme

von Norbert Veicht am 23.01.2023 um 8:56 Uhr

Die Regelung von Novo Nordisk ist so unglaublich bescheuert, dass sie nach einem Kabarettisten schreit, der sie als großen Witz bringt.
Weil die Großhändler angeblich Ware exportieren, werden jetzt die Apotheken gezwungen, erheblich über Bedarf direkt zu kaufen.
Die einzig wirtschaftlich sinnvolle Lösung des Problems für kleine und mittlere Apotheken heißt dann nämlich:
5 Packungen bestellen und die überschüssigen Packungen zu exportieren.
Das Ergebnis dieses genialen NovoNordisk-Systems ist dann, dass nicht mehr 20-30% der Ware exportiert werden, sondern 60-80%!

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