Asmoken

Wie gut hilft Cytisin zur Rauchentwöhnung?

Stuttgart - 18.05.2022, 07:00 Uhr

Das „Arznei-Telegramm“ ist skeptisch ob der unterstützenden Wirkung von Arzneimitteln zur Rauchentwöhnung. (s / Foto: Knut Wiarda / AdobeStock)

Das „Arznei-Telegramm“ ist skeptisch ob der unterstützenden Wirkung von Arzneimitteln zur Rauchentwöhnung. (s / Foto: Knut Wiarda / AdobeStock)


Die Krankenkassen könnten Cytisin bald schwer Tabakabhängigen zur Entwöhnung erstatten. Wie gut unterstützt Cytisin Raucher gegen die Abhängigkeit? Das „Arznei-Telegramm“ äußert sich eher skeptisch und bevorzugt eine andere Methode.

Cytisin in Asmoken 1,5 mg Tabletten ist wohl das jüngste Arzneimittel zur Rauchentwöhnung. Es kam im Dezember 2020 auf den deutschen Markt. Derzeit berät der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) mit Unterstützung des von ihm beauftragten Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), welche Arzneimittel zur Tabakentwöhnung die Krankenkassen schwer Abhängigen künftig erstatten – mit dabei: Bupropion, Cytisin, Nikotin und Vareniclin

Aktuell gelten alle als Lifestyle-Arzneimittel und die Tabakabhängigen kommen für die Kosten zur Rauchentwöhnung selbst auf. Erst im September 2021 beschloss der G-BA, auch Cytisin in die Liste der nicht erstattungsfähigen Arzneimittel aufzunehmen.


Raucherentwöhnung und Verminderung des Verlangens nach Nikotin bei Rauchern, die willens sind, mit dem Rauchen aufzuhören. Das Ziel der Behandlung mit Asmoken ist die dauerhafte Beendigung der Verwendung bzw. des Konsums nikotinhaltiger Produkte.“

Aus der Fachinformation zu Asmoken 1,5 mg Tabletten, Stand September 2021


Bis die Einschätzung zur Wirksamkeit von Cytisin (und den anderen Präparaten zur Tabakentwöhnung) vorliegt, könnte es Ende 2023 werden. Die Autoren des „Arznei-Telegramm“ – eine medizinische Fachzeitschrift, die eigenen Angaben zufolge neutral, unabhängig und anzeigenfrei ist – haben sich die Daten zu Asmoken bereits angeschaut und sind skeptisch bezüglich der Wirksamkeit zur langfristigen Tabakentwöhnung. Wie auch bei anderen Arzneimitteln zur Rauchentwöhnung und der Nikotinersatztherapie halten sie den Nutzen für gering.

Klappt es ohne Rauchentwöhnungsmittel am besten?

Erfolgreiche Abstinenz werde in den meisten Fällen ohne Entwöhnungsmittel erreicht, wie im Jahr 2010 im Fachjournal „PLOS Medicine“1 beschrieben: Zwei Drittel bis drei Viertel der Ex-Raucher hörten ohne Hilfe auf zu rauchen, schrieben die Studienautoren damals. Und: „Viele Studien zur unterstützten Raucherentwöhnung, aber nur wenige oder gar keine Studien zur nicht unterstützten Raucherentwöhnung werden von Pharmaunternehmen finanziert, die Entwöhnungsprodukte herstellen“, bemerkten die Wissenschaftler und appellierten an die Gesundheitsbehörden: Diese sollten die „positive Botschaft betonen, dass die erfolgreichste Methode, die von den meisten Ex-Rauchern angewandt wird, die nicht unterstützte Entwöhnung ist“.

Doch wie sieht es jetzt konkret mit Asmoken aus? Die wirksame Substanz – ein Inhaltsstoff aus dem Samen des Goldregens (Laburnum anagyroides) – ist nicht neu. Andere Länder wie Polen nutzen Cytisin (dortiger Handelsname Tabex) bereits seit Jahrzehnten zur Tabakentwöhnung.

So wirkt Cytisin

Cytisin ähnelt von der Struktur dem Nikotin und wirkt als teilweiser (partieller) Agonist am Nikotinrezeptor. „Die Wirkung von Cytisin ist der von Nikotin vergleichbar, aber generell schwächer“, heißt es in der Fachinformation zu Asmoken. Allerdings bindet Cytisin stärker an den Rezeptor, verdrängt so Nikotin und erhöht die Dopaminspiegel im Gehirn „mäßiggradig“, was die Symptome des Nikotinentzugs zentral lindert. 

In der Peripherie stimuliert Cytisin die Atmung und sorgt für die Ausschüttung von Noradrenalin und Adrenalin (Katecholamine), der Blutdruck erhöht sich, was ebenfalls die Entzugssymptome abschwächt.



Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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