Nach symptomatischer und asymptomatischer Infektion

Wann sollten Genesene sich impfen lassen?

Stuttgart - 13.07.2021, 17:50 Uhr

Sollten vor der Corona-Impfung zunächst die Antikörper bestimmt werden? Und was gilt bei ehemals unbemerkt Infizierten? (Foto: Fokussiert / AdobeStock) 

Sollten vor der Corona-Impfung zunächst die Antikörper bestimmt werden? Und was gilt bei ehemals unbemerkt Infizierten? (Foto: Fokussiert / AdobeStock) 


Für Genesene genügt zunächst eine Impfdosis. Doch wann sollte geimpft werden? Sechs Monate nach der Infektion? Wann ist auch ein kürzerer Impfabstand von vier Wochen möglich? Und wie sieht es bei Personen aus, die vielleicht asymptomatisch infiziert waren – und dies nicht wissen: Ist auch dann eine COVID-19-Impfung zu jedem Zeitpunkt sicher?

Menschen, die gesichert mit SARS-CoV-2 infiziert waren (Nachweis durch PCR), sollen zunächst nur eine Impfdosis erhalten. Die STIKO begründet diese Empfehlung damit, dass diese Personen bereits nach einer Impfung eine „hohe Antikörperkonzentration“ entwickeln, die sich durch eine zweite Impfstoffdosis nicht weiter steigern lasse. Dieser Rat gilt für Immungesunde, altersunabhängig und auch dann, wenn der Infektionszeitpunkt bereits „länger“ zurückliegen sollte. Ob und wann bereits Infizierte später eine zweite Impfung erhalten sollen, lässt sich nach Aussage der STIKO aktuell nicht sagen. Diese Empfehlungen hat die Ständige Impfkommission im Epidemiologischen Bulletin 27|2021 Anfang Juli veröffentlicht.

Im Einzelfall bei Immundefizienz: eine oder doch besser zwei Impfungen?

Dieser Rat gilt allerdings ausschließlich für Immungesunde: Liegt hingegen eine Immunschwäche vor, müsse individuell entschieden werden, ob eine einmalige Impfung genügt oder doch eine vollständige Impfserie verabreicht werden sollte. Dies hänge maßgeblich von der Art und Ausprägung der Immundefizienz ab.

Wann soll man sich impfen lassen?

Doch wann sollten sich die Genesenen impfen lassen? Und spielt es eine Rolle, ob COVID-19 symptomatisch oder asymptomatisch verlaufen ist? Auch dazu hat sich die STIKO Gedanken gemacht. So sollte bei „gesicherter symptomatischer Infektion“ die notwendige eine Impfstoffdosis „in der Regel sechs Monate nach der Infektion“ geimpft werden, da die derzeit verfügbaren klinischen und immunologischen Daten eine Schutzwirkung für mindestens sechs bis zehn Monate nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion belegten. Vor allem in den ersten Monaten nach Infektion sei das Risiko für eine Reinfektion sehr niedrig. Dieses könne mit der Zeit steigen.

Impfung nach vier Wochen auch möglich

Allerdings räumt die STIKO auch die Möglichkeit einer früheren Impfung ein: Sollten Virusvarianten mit Immun-Escape auftreten und eine durchgemachte Infektion möglicherweise keinen ausreichenden Schutz vor diesen Varianten bieten, sei „die Gabe der einmaligen Impfstoffdosis bereits ab vier Wochen nach dem Ende der COVID-19-Symptome möglich“, erklärt die STIKO. Auch nach gesicherter asymptomatischer SARS-CoV-2-Infektion könne die Impfung bereits ab vier Wochen nach der Labordiagnose erfolgen.

Mit welchem Impfstoff soll geimpft werden?

Dem Robert Koch-Institut zufolge kommt für eine COVID-19-Impfung von Genesenen jeder der zugelassenen Corona-Impfstoffe infrage. Was zu beachten ist, sind die zugelassenen Altersgruppen – so ist Comirnaty® als einziger bereits ab zwölf Jahren zugelassen – und die Empfehlungen der STIKO.

Und wenn der Zeitpunkt der Infektion unbekannt ist?

Was sollen aber Personen machen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, von ihrer Infektion jedoch nichts wussten und daher keinen PCR-Nachweis haben und nicht wissen, wann sie infiziert waren? Sollte ein Antikörpertest den Immunstatus sichern und erst ab Unterschreitung einer Grenze geimpft werden? Ist eine Impfung vielleicht sogar unverträglicher, wenn man zu früh impft? Laut STIKO besteht keine Notwendigkeit, vor Verabreichung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder (unerkannt) durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion labordiagnostisch auszuschließen. Wäre eine Impfung folglich „gefährlich“, würde standardmäßig ein Antikörpertest eine potenziell akute oder zurückliegende Infektion ausschließen. Zudem gibt es derzeit keinen Schwellenwert, der einen sicheren Schutz angibt.

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Immungesunde nach SARS-CoV-2-Infektion zunächst nicht impfen

Auch das RKI weiß von keinen Gesundheitsgefahren nach unbewusster SARS-CoV-2-Infektion und anschließender Impfung: „Die bisher vorliegenden Studienergebnisse geben insgesamt keine Hinweise darauf, dass die Impfung nach einer durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion problematisch bzw. mit Gefahren verbunden wäre, das gilt für Sicherheit, Wirksamkeit und Verträglichkeit der Impfung“, erklärt das RKI. In den Zulassungsstudien der beiden mRNA-Impfstoffe seien auch Teilnehmer:innen eingeschlossen gewesen, die bereits im Vorfeld eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten. Und: Die Impfung wurde von diesen Personen nicht schlechter vertragen als von primär seronegativen Studienteilnehmer:innen. Teilweise seien lokale und systemische Reaktionen nach den Impfungen sogar weniger stark ausgeprägt gewesen. Auch bei der Impfwirksamkeit konnten die Studien keinen Unterschied ausmachen, ob eine SARS-CoV-2-Infektion bereits vorgelegen hatte oder nicht. Die Effektivität der Impfung ist nicht unterschiedlich, wenn bereits eine SARS-CoV-2-Infektion vorangegangen ist.

Zwischen zwei Impfungen infiziert

Was sollte man tun, wenn man sich nach einer ersten Impfdosis mit SARS-CoV-2 infiziert? Genügt auch dann eine Impfdosis und eine gesichert nachgewiesene Infektion für einen vollständigen Schutz? Für sechs Monate nach der Infektion durchaus. Danach rät die STIKO zur Vervollständigung des Impfschutzes.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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