Head & Shoulders auf dem letzten Platz

Ökotest checkt Schuppen-Shampoos

Stuttgart - 05.03.2021, 09:15 Uhr

Einige getestete Produkte enthielten Formaldehyd oder Ethylhexylmethoxycinnamat. (x / Foto: cirquedesprit / stock.adobe.com) 

Einige getestete Produkte enthielten Formaldehyd oder Ethylhexylmethoxycinnamat. (x / Foto: cirquedesprit / stock.adobe.com) 


Die Kopfhaut juckt und schuppt sich: Oft ist ein Pilz – Malassezia furfur – der Auslöser. Hilfe versprechen Schuppen-Shampoos, meist mit antimykotischen Wirkstoffen. Die Shampoos sollen den Pilz bekämpfen , die Kopfhaut beruhigen und keine kritischen Inhaltsstoffe enthalten. Was sollte nach Ansicht von Ökotest nicht in Anti-Schuppen-Shampoos drin sein?

Anti-Schuppen-Shampoos – teilweise mit antimykotischen Wirkstoffen – sollen die Kopfhaut beruhigen und die Schuppen reduzieren oder verschwinden lassen. Dabei sollten die Shampoos möglichst keine bedenklichen Inhaltsstoffe enthalten oder Stoffe, die die Kopfhaut zusätzlich reizen. Ökotest hat sich den Schuppen-Shampoo-Markt angeschaut.

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Wen Schuppen plagen, der hat nach Analyse von Ökotest ganz gute Karten, in Apotheke, Drogerie oder Discounter ein Anti-Schuppen-Shampoo zu erstehen, das „gut“ oder „sehr gut“ ist: 50 Anti-Schuppen-Shampoos prüften die Tester des Verbrauchermagazins und immerhin die Hälfte schnitt mit der Zensur „gut“ oder „sehr gut“ ab. Rund jedes Vierte hält den Kriterien von Ökotest – bedenkliche Inhaltsstoffe, wie PEG/PEG-Derivate, umweltkritische Kunststoffverbindungen, bedenkliche UV-Filter, das Antioxidans BHT, problematische Duft- und Konservierungsstoffe – jedoch nicht stand. Neun Produkte waren als Naturkosmetik zertifiziert, die übrigen 41 Shampoos waren konventionelle Kosmetikprodukte, mit dabei auch Eucerin, La Roche Posay, Vichy und Weleda, die es unter anderem in der Apotheke gibt.

Antimikrobiell in Naturkosmetik?

Bei Schuppen-Shampoos finden sich häufig antimykotische Wirkstoffe in der Inhaltsliste. Der Grund: Auslöser von Schuppen sind oft Hefepilze, vor allem Malassezia furfur (Pityrosporum ovale), die zur normalen Hautbesiedelung des Menschen gehören, sich aber unter bestimmten Bedingungen besonders stark vermehren. Malassezia furfur liebt ein lipophiles Umfeld und wird hier bei den zahlreichen Talgdrüsen der Kopfhaut natürlich fündig. Viele Anbieter konventioneller kosmetischer (nicht medizinischer) Schuppen-Shampoos setzen auf Piroctonolamin, einen fungiziden Wirkstoff. Piroctonolamin findet sich in 31 der 50 geprüften Anti-Schuppen-Shampoos. Nach Recherche von Ökotest – unter den synthetischen Wirkstoffen – die beste Wahl, da Piroctonolamin das Pilzwachstum einschränke und dabei mild und verträglich sei.

Naturkosmetika verzichten auf synthetische antimykotische Wirkstoffe und nutzen stattdessen Pflanzenextrakte und -öle aus Brennnessel, Rosmarin oder Wacholder, die leicht antimikrobiell wirken sollen und die Talgproduktion regulieren. Teilweise mutet die Aufmachung der Shampoos nach „Natur“ an, so beim Rausch Huflattich Anti-Schuppen-Shampoo. Bei genauerem Hinsehen ist das antimykotische Prinzip jedoch nicht Huflattich allein, sondern Piroctonolamin.

Bitte kein Climbazol

Nicht einverstanden ist Ökotest, wenn Hersteller mit dem fungistatisch wirkenden Climbazol das Hefepilzwachstum in den Griff kriegen wollen. Warum? Climbazol ist eine halogenorganische Verbindung und kann (wenn es vom Körper aufgenommen wird) Chlophenol abspalten – das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Zudem sind halogenorganische Verbindungen deswegen umstritten, da sie sich in der Umwelt anreichern. Die EU prüft Climbazol derzeit.

Ökotest bestraft das Vorhandensein von Climbazol mit dem Abzug von zwei Noten (Bewertung Inhaltsstoffe). Unter anderem Beiersdorf setzt in Eucerin neben Piroctonolamin Climbazol als antimykotischen Wirkstoff ein, zudem fand Ökotest im Beiersdorf-Produkt PEG/PEG-Derivate und Silikone, sodass Eucerin Dermo Capillaire Anti-Schuppen Creme-Shampoo am Ende „mangelhaft“ erhielt. Überraschenderweise kann Beiersdorf aber auch „besser“ – so enthält Nivea Men Anti-Schuppen Power Shampoo zwar auch PEG, doch nur Piroctonolamin (kein Climbazol), und Nivea schneidet bei Ökotest mit „befriedigend“ ab. 

La Roche-Posay Kerium Anti-Schuppen Creme-Shampoo verzichtet ebenfalls auf Climbazol, doch PEG und Silikone und halogenorganische Verbindungen ebnen den Weg zur Note fünf („mangelhaft“).

Auf Selendisulfid und Zinkpyrithion verzichten

Punkten kann zudem auch nicht, wer auf der Suche nach antimykotischen Prinzipien Zinkpyrithion und Selendisulfid einsetzt. Laut Ökotest gelten sie als hautirritierend und gehören deshalb nicht auf eine gereizte Kopfhaut. Selendisulfid findet sich unter anderem in Dercos Anti-Schuppen DS Intensiv-Shampoo (Vichy), auch hier begleitet von, nach Ansicht von Ökotest, weiteren bedenklichen Inhaltsstoffen (PEG/PEG-Derivate und Formaldehyd), sodass Vichy mit „ungenügend“ zu den 13 Verlierern der Schuppen-Shampoo-Prüfung gehört. Gleichauf ist das Produkt von Rene Furterer Melaleuca Anti-Schuppen Shampoo, ebenfalls mit PEG/PEG-Derivaten, als antimykotischen Wirkstoff nutzt Pierre Fabre Zinkpyrithion. Abzug gab es zudem für BHT – Butylhydroxytoluol ist ein Antioxidans, das verhindern soll, dass sich die Produkte unter Luftsauerstoff verändern. Die EU prüft BHT derzeit: Unter hohen BHT-Dosen wurden in Tierversuchen Störungen der Blutgerinnung beschrieben und Lebertumore beobachtet.

Ökotest und PEG/PEG-Derivate

An PEG beziehungsweise PEG-Derivaten übt Ökotest seit Jahren Kritik. PEG werden in Kosmetika als Penetrationsförderer eingesetzt, sie machen die Haut durchlässiger – allerdings auch für Fremdstoffe. So könnten PEG/PEG-Derivate folglich die Aufnahme unerwünschter Produkte in den Körper fördern. In Shampoos sorgen PEG/PEG-Derivate für einen schönen Schaum beim Haarewaschen.

UV-Filter in Schuppen-Shampoos?

In Guhl Men Anti-Schuppen Shampoo fand Ökotest Ethylhexylmethoxycinnamat – als chemischer UV-Filter steht der Stoff im Verdacht, hormonartig zu wirken, zumindest zeigte sich in Tierversuchen eine estrogenartige Wirkung. Sind UV-Filter in Schuppen-Shampoos überhaupt sinnvoll? So bilden Haare einen „natürlichen“ UV-Schutz, zudem gilt es ohnehin, die pralle Mittagssonne zu meiden und eine Kopfbedeckung zu tragen. Wie effektiv der UV-Filter in die Kopfhaut einziehen kann – bei nur kurzem Kontakt des Shampoos beim Waschen –, dürfte darüber hinaus fraglich sein.

Head & Shoulders auf dem letzten Platz

Schlecht abgeschnitten haben jedoch auch klassische und teilweise stark beworbene Produkte wie Head & Shoulders. Ökotest fand Formaldehyd, was „Schleimhäute reizen kann“.

Zertifizierte Naturkosmetik konnte punkten

Auf den ersten Plätzen mit „sehr gut“ finden sich vor allem als Naturkosmetik zertifizierte Produkte – wie Alverde oder Weleda Weizen Schuppen-Shampoo. Neben unbedenklichen Inhaltsstoffen überzeugt Ökotest ein nachhaltiger Umweltansatz, wenn zum Beispiel bei Kunststoffverpackungen recyceltes Plastik (Rezyklate) verwendet wurde. Alverde gibt an, dass 98 Prozent des eingesetzten Plastiks Rezyklate sind. „Einige Anbieter gehen hier bereits mit gutem Beispiel voran“, lobt Ökotest. La Roche-Posay macht zu Kerium Anti-Schuppen Creme-Shampoo hingegen keine Angaben, ob recyceltes Plastik in der Verpackung landet.

Die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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