Presse-Briefing zu COVID-19-Impfungen

Was weiß die EU? Was plant die EU?

Remagen - 28.01.2021, 09:15 Uhr

Vertreter der EU-Gesundheitsagentur ECDC, der Arzneimittelagentur EMA und der EU-Kommission standen Rede und Antwort zum Thema Corona-Impfungen. (s / Foto: imago images / Hans Lucas)

Vertreter der EU-Gesundheitsagentur ECDC, der Arzneimittelagentur EMA und der EU-Kommission standen Rede und Antwort zum Thema Corona-Impfungen. (s / Foto: imago images / Hans Lucas)


Drei neue Varianten bereiten Sorgen

Die ECDC-Chefin ging auch auf die Entwicklung der neuen Varianten des Corona-Virus ein. Die Risikobeurteilung dazu war zuletzt am 21. Januar aktualisiert worden. Hierin werden drei Virusvarianten (VOC 202012/01, 501Y.V2 und Variante P.1) als „besorgniserregend“ angeführt und das Risiko, das mit der Einführung und Verbreitung verbunden ist, als hoch/sehr hoch eingestuft. VOC 202012/01 aus Großbritannien zeichnet sich bekanntermaßen durch eine deutlich erhöhte Übertragbarkeit aus. Mittlerweile sei die Variante schon in 23 Ländern in der EU gefunden worden, berichtete Ammon. Die Variante 501Y.V2, die erstmals in Südafrika identifiziert wurde, ist dort heute am weitesten verbreitet. Auch sie wird mit einer erhöhten Übertragbarkeit assoziiert. Per 19. Januar 2021 wurde 501Y.V2 in zehn EU/EWR-Ländern identifiziert. Die P.1-Variante wurde bisher nur in Brasilien identifiziert und bei Reisenden (hauptsächlich aus dem Amazonas-Staat) in Japan und Südkorea gemeldet. Ob die Varianten zu schwereren Verläufen führen, dazu habe man „absolut keine Evidenz“, konstatierte Ammon. Da die Varianten nur durch genetische Sequenzierung aufgespürt werden können, drängt das ECDC auf einen höheren Proben-Durchsatz. 

Vorsichtiger Optimismus bei der EMA zu weiteren Impfstoffen

Die Antwort auf die Frage, welche weiteren Impfstoffe demnächst eine Zulassung in der EU erhalten, konnte Hans-Georg Eichler von der der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) verständlicherweise nicht aus dem Ärmel schütteln. Er widerstand den drängenden Fragen einiger Journalisten zum AstraZeneca-Impfstoff und vertröstete die Presse auf die Entscheidung der EMA, die für Freitag dieser Woche erwartet wird. Neben dem Rolling Review zu der Johnson & Johnson-Vakzine unterhält die Agentur derzeit Scientific Advice-Verfahren mit 23 Entwicklern von COVID-19-Impfstoffen. Eichler gab jedoch zu bedenken, dass eine solche wissenschaftliche Beratung nicht zwingend zur Zulassung führen müsse. Gleichwohl gab er sich „vorsichtig optimistisch“, dass mehrere Wirkstoffe mit unterschiedlichen Mechanismen zugelassen werden können, ohne den Zeitrahmen dafür näher spezifizieren zu können.

Wirken die Impfstoffe gegen die neuen Varianten?

Nach allem, was man bis jetzt gesehen habe, seien die Impfstoffe wirksam gegen die derzeit bekannten Varianten, aber das könne sich rasch ändern, meinte der EMA-Vertreter weiter. Er trat allerdings Befürchtungen entgegen, dass die Impfstoff-Entwicklung dann wieder „ganz von vorne“ begonnen werden müsse. Die derzeitigen Vakzine seien Plattform-Impfstoffe, die recht gut modifiziert werden könnten. Die Diskussionen mit den Herstellern, welche Daten in solchen Fällen generiert werden müssten, seien bereits im Gange,

Klare Absage an Notfallzulassungen

Eichler nutzte an dieser Stelle die Gelegenheit, um die EMA vehement gegen allerlei Vorwürfe, denen sie in letzter Zeit ausgesetzt war, zu verteidigen. „Wir sind viel zu schnell in unserer Arbeit“, habe man sich sagen lassen müssen und „Wir sind viel zu bürokratisch und zu langsam“. Die Arzneimittelagentur sei sich des politischen Drucks sehr wohl bewusst, meinte Eichler, aber man habe immer frei und wissenschaftlich arbeiten können. Bezüglich des Evidenzgrades für die Zulassung von COVID-19-Impfstoffen seien die EU-Mitgliedstaaten völlig im Gleichklang gewesen. Nationalen Notfallzulassungen, wie sie in anderen Ländern ausgesprochen wurden, werde auch weiterhin eine klare Absage erteilt: „Wir glauben, dass diese Strategie die richtige war, und wir werden diese Strategie auch weiterverfolgen“, bekräftigte Eichler.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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