FFP2-Maskenpflicht in Bayern

Apotheken sind auf einen zusätzlichen Ansturm vorbereitet

Dillingen/Stuttgart - 14.01.2021, 13:45 Uhr

Ab nächster Woche gilt in Bayern eine generelle FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel und öffentlichen Personennahverkehr. (Foto: imago images / MedienServiceMüller)

Ab nächster Woche gilt in Bayern eine generelle FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel und öffentlichen Personennahverkehr. (Foto: imago images / MedienServiceMüller)


Ab Montag setzt Bayern auf FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel und öffentlichen Nahverkehr, um das Coronavirus zu stoppen. Der Vizepräsident der Sächsischen Apothekerkammer, Göran Donner, begrüßt den Vorstoß Bayerns und der ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold sieht die Apotheken bei einer zusätzlichen Nachfrage gut vorbereitet. Ob auch Apothekenmitarbeiter:innen eine FFP2-Maskenpflicht für sinnvoll halten, verrät zudem unsere aktuelle Umfrage.

Nach einem bayerischen Kabinettsbeschluss am Dienstag dieser Woche gilt ab nächste Woche in Bayern FFP2-Maskenpflicht. Dann müssen Bürger:innen des Freistaats, die älter als 14 Jahre sind, in Einzelhandelsgeschäften und im öffentlichen Personennahverkehr geeignete Schutzmasken tragen. Die bisher getragenen Masken dienten in der Corona-Pandemie dem Schutz anderer, erklärte Söder. FFP2-Masken würden auch die Träger selbst schützen. Nach Einschätzung des Politikers sei ihre Verfügbarkeit im Handel ausreichend gewährleistet.

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Naturgemäß wird mit dem Vorstoß Bayerns zur FFP2-Maskenpflicht eine erhebliche zusätzliche Nachfrage erwartet. „Die Apotheken im Freistaat sind für die erhöhte Nachfrage auf jeden Fall gewappnet“, sagt Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes e. V. (BAV). „Die Lagerbestände sind gut. Und durch die bewährte Logistik ist eine schnelle Nachlieferung von Masken in ausreichender Menge möglich.“ Von daher sei es für Kunden auch nicht notwendig, übermäßige Stückzahlen auf Vorrat zu kaufen. Um eine ausreichende Schutzwirkung zu erzielen, sei der richtige Umgang mit der Maske notwendig. Dazu könne das Fachpersonal in der Apotheke beraten, hieß es heute in einer Presseinformation des Bayerischen Apothekerverbandes.

Im Zusammenhang mit der Schutzmaskenversorgung weist der BAV darauf hin, dass seit 6. Januar die Abgabe der Masken an Bezugsberechtigte nur noch gegen die entsprechenden Berechtigungsscheine erfolgen kann. Angesichts der anstehenden Maskenpflicht in Bayern hofft der BAV nun auf einen schnellen Versand der Berechtigungsscheine durch die Krankenversicherungen. „Täglich wenden sich Risikopatienten mit Fragen an Apothekerinnen und Apotheker, wann die Bezugsscheine kommen. Hier können wir allerdings nur vertrösten und auf die Zuständigkeit der Versicherungen hinweisen“, sagt Hubmann.

ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold sieht ebenfalls die Apotheken gut vorbereitet. „Solche schnellen politischen Entscheidungen sorgen im Markt natürlich für Bewegung. Einerseits in der Menge der verfügbaren Masken, andererseits auch im Preisgeschehen“, sagte Arnold dem Nachrichtensender „Welt“ am gestrigen Mittwoch. Er gehe davon aus, dass die Apotheken in der Lage seien, den Bedarf zu decken. Der ABDA-Vizepräsident wies darauf hin, dass die Massenproduktion von FFP2-Masken in Deutschland in den vergangenen Monaten hochgefahren wurde. „Die Zahl der gefälschten Masken sollte deutlich abnehmen. Es hängt natürlich stark davon ab, wo man diese Masken bezieht“, so Arnold. Mit „etwas Vernunft“ könne man die Lage meistern.

FFP2-Maskenpflicht: Donner und Preis begrüßen Vorstoß aus Bayern

Der Vizepräsident der Sächsischen Apothekerkammer, Göran Donner, hält eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken in Einzelhandel und Nahverkehr für notwendig. In einem Interview der Sendung MDR-„aktuell“ am Mittwoch sprach Donner von einer „sinnvollen Sache“. Die Filterleistung im Vergleich zu einem normalen Mund-Nasen-Schutz sei deutlich höher, sagte Donner. Man schütze sich selbst und andere erheblich vor Aerosolen. Im Übrigen sei der FFP2-Standard völlig ausreichend, so der Vizepräsident der Kammer. Man gehe ja in einem Geschäft nicht auf „Tuchfühlung“ mit anderen Kunden. Göran Donner geht davon aus, dass die Apotheken die FFP2-Masken ausreichend vorrätig haben.

Das ist auch die Einschätzung des Vorsitzenden des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis. Sowohl die Masken-Produzenten als auch die Apotheken seien gut vorbereitet, dass eine FFP2-Maskenpflicht gestemmt werden könne, sagte er der Deutschen Presseagentur (dpa) am gestrigen Mittwoch. Angesichts einer guten Versorgungslage seien keine Hamsterkäufe zu befürchten.

Preis äußerte sich gegenüber der dpa und dem Fernsehsender ntv zudem positiv zum Vorgehen Bayerns: „FFP2-Masken schützen wesentlich besser als ein einfacher Mund-Nasen-Schutz aus Stoff."

DAZ.online-Umfrage: FFP2-Maskenpflicht ist aus infektiologischer Sicht sinnvoll

Einen Eindruck, inwieweit auch Apothekermitarbeiter:innen die Initiative Bayerns einer FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel und öffentlichen Nahverkehr für sinnvoll halten, vermittelt eine aktuelle Umfrage von DAZ.online. Danach befürworten aus infektiologischer Sicht 46,73 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen eine FFP2-Maskenpflicht, 10,55 Prozent sind aus diesem Grund dagegen; 4,52 Prozent der Umfrage-Teilnehmer:innen sind für die FFP2-Maskenpflicht, weil sie genügend auf Lager haben; 7,54 Prozent lehnen sie ab, weil Preiserhöhungen und Engpässen zu befürchten sind; 8,04 Prozent sind überzeugt, dass ohne Pflicht die Masken nicht getragen werden und 22,61 Prozent sind der Meinung, man brauche nicht noch mehr Vorschriften.

Stimmen aus Politik und Handel

Der Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus (CDU), begrüßte die bayerische Regelung. Die Mutation des Virus beunruhige ihn sehr. Auch Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) denkt nach eigenen Worten zumindest über eine FFP-Maskenpflicht nach.

Andere Landesregierungen zeigten sich nach der Ankündigung Bayerns, eine entsprechende FFP2-Maskenpflicht einzuführen, zurückhaltender, wie aus einer Pressemitteilung der dpa am Dienstag hervorgeht. Laut eines Regierungssprechers in Brandenburg, sei eine derartige Vorschrift derzeit „nicht vorgesehen“. 

Der Handelsverband Nordrhein-Westfalen steht der Entscheidung kritisch gegenüber. Er warnt vor einem Schnellschuss bei der Diskussion um eine FFP2-Maskenpflicht in Teilbereichen des öffentlichen Lebens. „Vor jeden weiteren Überlegungen hierzu muss gewährleistet sein, dass die Masken zu vertretbaren Preisen für alle Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehen“, sagte Hauptgeschäftsführer Peter Achten gestern der dpa. Gleichzeitig verwies er auch auf die Notlage vieler Einzelhändler durch geschlossene Läden und verknüpfte solche Maßnahmen mit der Hoffnung auf Verbesserungen: „Wenn die Einführung einer Pflicht von FFP2-Masken dazu führt, dass weitere Teile des Handels öffnen dürfen, begrüße wir diese ausdrücklich.“

Verschiedene Schutzmasken zulässig

Viele Bürger:innen stellen sich eventuell die Frage, welche Masken unter die FFP2-Maskenpflicht in Bayern ab kommenden Montag fallen? Nach Information des BAV sind dies sowohl FFP2-Masken, als auch Masken vergleichbarer Schutzklassen wie KN95. Gegen Coronaviren schützen FFP2-Schutzmasken, die an einem CE-Kennzeichen und einer vierstelligen Nummer dahinter erkennbar sind. Aber Apotheken dürfen auch andere Masken abgeben, beispielsweise die KN95-Schutzmasken aus China, sofern diese in Deutschland verkehrsfähig sind. Darüber informiert die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.. Das Vorurteil, dass KN95-Masken „Schrottmasken“ wären, sei falsch. KN95-Masken müssen allerdings die Zertifizierungsanforderungen im eigenen Land vorweisen und ein vereinfachtes Bewertungsverfahren in Deutschland durchlaufen – das sogenannten CPA-Verfahren. Bestehen die Masken diesen Test und erhalten sie die Bestätigung der zuständigen deutschen Marktüberwachungsbehörde, ist ihre Schutzwirkung vor dem Coronavirus ebenso gut wie von FFP2-Schutzmasken, erklärt die ABDA. 



Robert Hoffmann, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Desinfektion?

von Thomas Eper am 15.01.2021 um 9:49 Uhr

Durch die FFP2-Masken-Verteilung wird eine trügerische Sicherheit vermittelt.
Masken alleine reichen nicht.
Vielleicht kommt mal jemand auf die Idee, die Desinfektion der Hände nach dem Einkauf zu forcieren.

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