Grippeimpfung in der Apotheke

In neun Stunden zum Impfapotheker – reicht das?

Stuttgart - 08.10.2020, 16:45 Uhr

Die ersten Modellprojekte zur Grippeimpfung in Apotheken laufen auch in Deutschland bereits. (Foto: Thaut Images / stock.adobe.com)

Die ersten Modellprojekte zur Grippeimpfung in Apotheken laufen auch in Deutschland bereits. (Foto: Thaut Images / stock.adobe.com)


Grippeimpfungen in der Apotheke schaffen ein niederschwelliges Impfangebot und erhöhen dadurch die Impfquote. Das zeigt die Erfahrung aus anderen Ländern, in denen Apotheker bereits gegen Grippe impfen dürfen. Allerdings ist der Zugang zum Impfapotheker nicht einheitlich – in der Schweiz absolvieren Apotheker eine fünftägige Weiterbildung, das Curriculum in Deutschland umfasst gerade einmal neun Stunden: Wie lässt sich das erklären?

Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, um über Grippeimpfungen zu sprechen als jetzt. Die Grippesaison 2020/21 hat in Kalenderwoche 40 begonnen und auch die ersten Grippeimpfungen dürften mit Anfang Oktober begonnen haben. Die meisten Patienten bekommen ihren Grippeschutz in Deutschland in Arztpraxen. Das Masernschutzgesetz ermöglicht seit 1. März 2020 zudem Modellvorhaben zu Grippeimpfungen in Apotheken. Man verspricht sich davon eine Verbesserung der Impfquote durch einen zusätzlichen niederschwelligen Zugang zur Impfung.

Deutschland ist nicht gerade Vorreiter in Sachen Impfen in der Apotheke: In Argentinien impfen Apotheker bereits seit 1983, die USA folgten 1996, die Schweiz ermöglicht apothekerliche Impfungen  seit 2015, wobei das Impfangebot kantonal unterschiedlich ist, und auch in Frankreich dürfen seit diesem Jahr in Apotheken Grippeimpfungen durchgeführt werden. Daten aus Irland, wo das Impfen in Apotheken seit der Grippesaison 2011/12 möglich ist, zeigen, dass nicht nur die Gesamtimpfungen stiegen, sondern auch die ärztlichen Impfungen seither zunahmen. „Das zeigt deutlich, dass die Grippeschutzimpfung in Apotheken keine Konkurrenz zur ärztlichen Impfung ist, sondern ein ergänzendes Angebot“, betonte Dr. Christiane Eckert-Lill, Geschäftsführerin Pharmazie der ABDA, beim Impulsvortrag „Impfen in der Apotheke“ bei der Expopharm Impuls am vergangenen Mittwochabend.

Bislang keinen Impfnotfall in Schweizer Apotheken

In der Schweiz impfen mit 900 von insgesamt 1.700 Apotheken mittlerweile etwas mehr als die Hälfte aller Apotheken  (Stand 2019). Hier hat sich in den letzten Jahren ein großer Sprung getan: 2016 boten lediglich 408 Apotheken in der Schweiz Impfungen an. Das Angebot kommt bei den Schweizer Bürgern gut an: 35.000 Grippeimpfungen wurden 2019 in Apotheken verabreicht, 72 Prozent mehr als 2018. Vor allem 26- bis 75-Jährige nutzen die Grippeimpfung in der Apotheke.

Erfreulich ist vor allem, dass in der Schweiz bislang kein Notfall nach einer apothekerlichen Grippeimpfung dokumentiert ist, das berichtete Dr. Raffaela Pitzurra, Apothekerin und Epidemiologin, die seit zehn Jahren am Zentrum für Reisemedizin in Zürich arbeitet. Ihren Impfkurs  der Foederation Pharmaceutica Helvetica (FPH) absolvierte sie 2016.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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