„Patente töten“

Aufruf: Macht von Pharmaunternehmen begrenzen!

Stuttgart - 29.09.2020, 16:00 Uhr

Unter anderem die BUKO Pharma-Kampagne und der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten sehen in der Coronakrise die Gelegenheit, einen grundlegenden Politikwechsel durchzusetzen. (c / Foto: medico international)

Unter anderem die BUKO Pharma-Kampagne und der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten sehen in der Coronakrise die Gelegenheit, einen grundlegenden Politikwechsel durchzusetzen. (c / Foto: medico international)


Öffentliche Finanzierung der Forschung und Entwicklung wäre volkswirtschaftlich günstiger 

Die Pharmaindustrie erforsche und entwickle vor allem Medikamente, die hohe Gewinne in lukrativen Märkten versprechen: „Obwohl sie bereits zu den profitabelsten Branchen weltweit gehört, strebt sie dennoch nach immer größeren Gewinnen.“ Und das Patentsystem sorge dabei dafür, dass auch jene Medikamente hochpreisig gehalten werden, deren Entwicklung auf öffentlich finanzierter Forschung basiert. So würde verschleiert, dass die öffentliche Finanzierung der Forschung und Entwicklung volkswirtschaftlich günstiger wäre als ihre Refinanzierung über Patente und hohe Preise. Mit der Patentierung von Forschungsmethoden und -instrumenten würden zudem selbst Barrieren für den Forschungsfortschritt geschaffen.

Die Unterzeichnenden fordern also von den jeweiligen Regierungen eine an den Gesundheitsbedürfnissen der Menschen ausgerichtete Politik, die Arzneimittel als globale öffentliche Güter behandelt und die Macht von Pharmaunternehmen im öffentlichen Interesse begrenzt. Dafür sei die Entkoppelung von Forschungskosten und Preis bei Medikamenten unabdingbar, „um neue Anreizmechanismen zu setzen, die Innovationen fördern und zugänglich machen“. Folgende Maßnahmen sollen dazu sofort ergriffen werden:

  • Die Einrichtung eines globalen Patentpools für die einfache und kostengünstige Handhabung von Lizenzverträgen, angesiedelt bei der WHO.
  • Die Verbesserung von Daten- und Preistransparenz in Forschung, Entwicklung und Verkauf, um Wissen breit zugänglich zu machen und Preise fair zu gestalten.
  • Eine sozialverträgliche Lizenzierung bei allen mit öffentlichen Mitteln geförderten medizinischen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben.
  • Die Förderung einer lokalen und öffentlichen pharmazeutischen Produktion durch die Unterstützung von Ländern des Südens beim Aufbau eigener Produktionskapazitäten u.a. durch Technologietransfer und Anschubfinanzierungen und die Schaffung leistungsfähiger regionaler Verteilungssysteme für Medikamente und Medizinprodukte.

Hier können Sie unterzeichnen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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