Frühere Bilanzen der AvP Deutschland GmbH

Keine Treuhandgelder in der Bilanz

Süsel - 28.09.2020, 09:00 Uhr

Was verrät der Blick in die AvP-Bilanz 2018? (Foto: Philip Steury / stock.adobe.com)

Was verrät der Blick in die AvP-Bilanz 2018? (Foto: Philip Steury / stock.adobe.com)


Fehlbetrag im Jahr 2018

Hier soll jedoch von einem korrekten Jahresabschluss 2018 ausgegangen und dieser weiter hinterfragt werden. Demnach wären die Haupteinnahmen der AvP Deutschland GmbH „Zinserträge aus Kredit- und Geldmarktgeschäften“ in Höhe von etwa 27 Millionen Euro gewesen. Gemäß einer Erläuterung im Anhang gehören dazu auch die Gebühren aus der Rezeptabrechnung. Die Bezeichnung als Zinsertrag ergibt sich wohl, weil die Abrechnung ein Factoringgeschäft ist. Die größte Aufwandsposition sind die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen, zu denen vermutlich der eigentliche Betrieb der Abrechnung gehört. Im Jahr 2018 waren dies 21,0 Millionen Euro, davon 3,2 Millionen Euro für Löhne, Gehälter und Sozialabgaben, sowie 17,8 Millionen Euro für „andere Verwaltungsausgaben“, die nicht aufgeschlüsselt wurden. Als nächstgrößere Aufwandsposition fallen erstaunlich hoch anmutende Zinsaufwendungen von 6,3 Millionen Euro auf. Als Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit resultierte ein Fehlbetrag von 1,22 Millionen Euro. Im Jahr 2017 war dagegen noch ein positives Ergebnis von 1,77 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Möglicherweise deutete sich dort bereits eine Schieflage an. Die Muttergesellschaft AvP Service AG wies in ihrem Jahresabschluss für 2018 allerdings einen Jahresüberschuss von 1 Million Euro aus.

Kreditzinsen als größtes Unternehmensrisiko

Nähere Betrachtung im Jahresabschluss der AvP Deutschland GmbH verdienen die Zinsaufwendungen – einerseits wegen ihrer Höhe und andererseits wegen des naheliegenden Bezugs zur Finanzierung der Vorauszahlungen an die Apotheken. Offenbar war dies für das Unternehmen sehr bedeutend. Denn in der Bilanz für 2018 heißt es zu den Marktpreis- und Liquiditätsrisiken: „Für die Gesellschaft existieren aufgrund des betriebenen Geschäftsmodells nur Marktpreisrisiken im Bereich der Kreditzinsen durch die refinanzierenden Banken.“ Dazu habe das Unternehmen „durch Errichtung eines Konsortialkredits die strategische Zusammenarbeit mit dem Bankenkreis mit einer Vertragslaufzeit von 3 + 1 Jahren gefestigt“. Die finanziellen Risiken lägen im hohen Transaktionsvolumen und der „variablen Zinsausstattung der Abrechnungskonten“. Zinsniveauänderungen würden den Zinsaufwand unmittelbar beeinflussen. Weiter heißt es dazu: „Diesem Risiko wird durch den Einsatz von Zinssicherungsgeschäften (SWAPs) entgegengetreten.“ Die Kreditlinie betrage insgesamt 245 Millionen Euro und diene der Vermeidung von Liquiditätsengpässen. Die Beurteilung der Risikosituation habe ergeben, „dass für einen Zeitraum von drei Jahren keine, den Fortbestand des Unternehmens gefährdende oder die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich beeinträchtigenden Risiken bestehen“. Diese Einschätzung bezieht sich auf den Dezember 2018 und stammt vom Mai 2019. Doch es kam anders.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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