Pflicht zur Dreifach-Impfung?

Einzelimpfstoff gegen Masern auch als Import nicht mehr verfügbar

Marseille - 17.08.2020, 13:00 Uhr

In Deutschland ist kein Mono-Impfstoff gegen Masern zugelassen, in der Schweiz gibt es Measles vaccine live, der ist jedoch nicht lieferbar. (Foto: Stockfotos-MG / stock.adobe.com)

In Deutschland ist kein Mono-Impfstoff gegen Masern zugelassen, in der Schweiz gibt es Measles vaccine live, der ist jedoch nicht lieferbar. (Foto: Stockfotos-MG / stock.adobe.com)


Was spricht aus Sicht der Kritiker für den Dreifachimpfstoff?

Das liegt zum einen daran, dass das Gesetz genau genommen nicht zur Impfung, sondern zu Impfung oder Immunitätsnachweis verpflichtet. Wer nach einer ersten Impfung noch einen ausreichenden Schutz aufweist, kann auf eine weitere verzichten. Mit Measles vaccine live würden seiner Erfahrung nach aber nicht gleichermaßen hohe Antikörper-Titer erreicht. Es sei zwar trotzdem von einer Immunisierung auszugehen. Diese reicht aber womöglich später (zum Beispiel beim Schuleintritt) für den geforderten Immunitätsnachweis nicht aus, so dass nochmals geimpft werden muss. „Bei der Mehrfachimpfung hingegen kann der nachweisbare Schutz gegen Masern ausreichen, um eine zweite Impfung zu umgehen.”

Keine Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Zudem müssten Eltern die importierte Impfung selbst bezahlen, was zusammen mit dem Arzthonorar etwa 150 Euro koste: Wegen der fehlenden Zulassung werden die Einzelimporte in der Regel nicht erstattet. Aus dem gleichen Grund besteht ein Problem mit der Haftung für eventuelle Impfschäden. Diese würde bei Measles vaccine live auf den Arzt übergehen (wovon ihn die Eltern aber entbinden können). Der Staat wäre hierbei theoretisch nicht zur Haftung verpflichtet. „Auch wenn ich glaube, dass sich aufgrund der Impfpflicht dennoch Ansprüche geltend machen ließen”, sagt Schmidt-Troschke

Ihm ist es wichtig zu betonen, dass die allerwenigsten Eltern, die seine Praxis in Berlin-Mitte aufsuchen, grundsätzlich gegen Impfungen seien. „Sie möchten nur gerne selbst entscheiden, in welchem Alter sie welche Impfung durchführen lassen.” Hier stellt sich allerdings noch ein weiteres Problem: Wer auf die Rötelnimpfung bei Mädchen im Säuglingsalter verzichtet, aber diese später nachholen möchte, muss doch noch auf einen MMR-Impfstoff zurückgreifen: Ein Einzelimpfstoff gegen Röteln ist in Deutschland nicht mehr verfügbar.



Irene Habich, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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