STIKO bleibt bei bestehender Empfehlung

Keine standardmäßige Grippeimpfung für die gesamte Bevölkerung

Stuttgart - 07.08.2020, 10:30 Uhr

Die STIKO bleibt bei ihrer Empfehlung: Nur wer zu einer Risikogruppe zählt, sollen sich gegen Grippe impfen lassen. (x / Foto: Visual Generation / stock.adobe.com)

Die STIKO bleibt bei ihrer Empfehlung: Nur wer zu einer Risikogruppe zählt, sollen sich gegen Grippe impfen lassen. (x / Foto: Visual Generation / stock.adobe.com)


Grippeimpfstoffe würden nicht für alle reichen

Zudem bringt die STIKO ein ganz einfaches Problem mit ins Spiel: Es würden für die kommende Saison 2020/21 in Deutschland etwa 25 Millionen Dosen Influenzaimpfstoff verfügbar sein, inklusive der vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beschafften nationalen Reserve. Obwohl dies deutlich mehr Impfstoffdosen seien als in den vergangenen Jahren, würden diese aber nicht für die Impfung der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland ausreichen. Zum Vergleich: In der Grippesaison 2018/19 gab das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) insgesamt 15,7 Millionen Impfdosen frei, 2019/20 waren es 21,2 Millionen Dosen. Und: Laut Destatis liegt der aktuelle Bevölkerungsstand der Bundesrepublik bei 83,2 Millionen.

Würden sich allein alle Risikogruppen in der kommenden Grippesaison vor Influenza schützen und man dort Impfquoten von 100 Prozent erreichen, würden dafür 40 Millionen Grippeimpfstoffdosen benötigt. Eine Ausweitung der Impfempfehlung auf die breite Bevölkerung ist nach Einschätzung der STIKO dann „sogar kontraproduktiv“. Denn: „Durch eine Ausweitung der Impfempfehlung auf die gesamte Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland könnte es zu einer Unterversorgung der Risikogruppen kommen, die besonders von der Impfung profitieren würden und durch deren Impfschutz man das Gesundheitssystem besonders entlasten möchte“, liest man im Epidemiologischen Bulletin.

Nicht-Risikogruppen: Kontaktbeschränkungen einhalten

Während die Impfung von Risikogruppen – wie Älteren und medizinischem Personal – „epidemiologisch bedeutsam sind, weil es durch sie zu nosokomialen Übertragungen in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen kommen könnte“, schätzt die STIKO, dass die Schutzeffekte für die Gemeinschaft durch Impfung von Nicht-Risikogruppen durch die kontaktreduzierenden Maßnahmen im Rahmen von COVID-19 „nur von begrenzter Wirkung“ sein werden. Dass allein Kontaktbeschränkungen effektiv sind, um Infektionsübertragungen zu reduzieren, zeigen der STIKO zufolge die Grippezahlen vom März 2020, als die „Influenzameldungen mit Beginn der Kontaktbeschränkung im Vergleich zu den Vorjahren sehr deutlich und abrupt sanken.“



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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