Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

28.06.2020, 08:00 Uhr

Wie immer: Es braucht immer Druck, nichts läuft von alleine. (Foto: Alex Schelbert)

Wie immer: Es braucht immer Druck, nichts läuft von alleine. (Foto: Alex Schelbert)


25. Juni 2020

Lieferengpässe sind zwar schon seit Jahren ein Thema, sicher nicht immer in dem Ausmaß wie heute, aber schon seit Jahren durchaus deutlich spürbar für Apotheken und unsere Patienten. So richtig Fahrt aufgenommen hat das Thema allerdings mit der Corona-Krise. Die Krise, die nicht nur die Missstände in den Fleischfabriken offenlegt, sondern auch die Abhängigkeit unserer Arzneimittelproduktion von indischen und chinesischen Arzneistofffabriken. Leider bedarf es manchmal einer Krise, dass drängende Probleme ihren Platz in der Politik bekommen. Lieferengpässe sind so endlich in der Bundespolitik angekommen und nun auch auf der EU-Ebene. Mit Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft am 1. Juli 2020 will die ABDA dort ein brennendes Thema auf der Tagesordnung platzieren – den Kampf gegen Lieferengpässe bei lebenswichtigen Arzneimitteln. Im Programm, das das Bundeskabinett für die anstehende Ratspräsidentschaft Deutschlands beschlossen hat, heißt es bereits mit Blick auf Arzneimittel, man sollte „die Handlungs- und Gestaltungskraft der EU im Sinne europäischer Souveränität […] insbesondere in strategischen Bereichen industrieller Produktion in Europa stärken“. Mein liebes Tagebuch, das sind echt Chancen, dass sich da etwas bewegt. Die ABDA plant zum Jahresende 2020 eine Konferenz in Brüssel, die sich ausschließlich dem Kampf gegen Lieferengpässe widmet. Es sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion unter hohen Umwelt- und Qualitätsstandards wieder verstärkt nach Europa zu holen. Mein liebes Tagebuch, wenn sich da etwas deutlich bewegen würde, dann hätte die Corona-Krise sogar ein kleinwenig etwas Gutes gebracht.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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11 Kommentare

Verwirrung

von Karl Friedrich Müller am 28.06.2020 um 15:45 Uhr

Was mich betrifft: Die Fragezeichen werden immer größer. Ich blicke schlicht nicht mehr durch, was die sogenannte Digitalisierung an geht.
Wir bekommen eine teure TI Struktur aufgezwungen, die theoretisch für Versender gar nicht zugänglich wäre. Spahn will eine Ausnahmeregelung. Uns siehe da: die ist gar nicht nötig, weil KK wie die TK längst mit DocMorris eine Alternative geschaffen haben, die natürlich für die Apotheke vor Ort auch zugänglich sein soll. So lange man sie noch braucht. Überhaupt die vielen Apps, Portale, und deren wechselnde Zusammenarbeit mit Kooperationen, Anbieten... schrecklich. Dazu noch weitere digitale Dinge, mit denen ich nichts anfangen kann und staunend gegenüber stehe.
Die Verwirrung scheint auch das Ziel zu sein. Damit nur wenige teilhaben können. Dabei scheint mir der Kunde vergessen, der vor ähnlichen Problemen stehen muss. Wie einfach ist das Analoge! Arzt-Rezept-Patient-Apotheke-Beratung-Abgabe, auch als Botendienst. Und sicher! Den anderen Quatsch braucht keiner. Es sei denn, Mann will Konzerninteressen bedienen. Und die zunehmende Mangelversorgung kaschieren. Denn für den Kunden ist die Digitalisierung bitter. Fehlender Nachwuchs, auch durch die Sparerei im Gesundheitswesen bedingt wird sich auswirken. Also bekommt man „Telemedizin“, wo nicht wirklich eine korrekte Diagnose erfolgen kann. Und Telepharmazie, wo man vermutlich auch kostenlos jeden beraten soll. Honorar, gar Erhöhen, ist Zeufelszeug. Erhöhen dürfen sich nur Renditen. Dafür ist der Bürger da und wird bei Miete, Gesundheitswesen, Bahn, Post, Verkehr,Energie, bei allem, was unverzichtbar ist, abgezockt. Der Bürger ist nur noch da, die übertriebenen Gewinnvorstellungen des Kapitals zu befriedigen.
Es wird weder beim Fleisch noch im Gesundheitswesen ein Umdenken kommen. Wir haben verstanden. Sprüche, nur Sprüche. Irgendwann funktioniert es nicht mehr. Vielleicht zuerst in den Krankenhäusern, wenn dann Ärzte und Pflege doch ernsthaft den Kanal voll haben, wenn die nächste Welle kommt. Und kündigen.
Viele Kollegen machen weiter wie bisher. Weniger Kunden? Einfach non n Flyer mit noch mehr Rabatt. Hey, es fehlt der Gewinn! Also reduziert man ihn weiter! Blöd, nur blöd.
Aber das Schlimmste für mich ist, wie gesagt, das Zerfranste, Verwirrende. Die Digitalisierung und deren Möglichkeiten sorgen für schlechte Versorgung, überall, weil keiner durchblickt und immer hofft, das richtige zu machen.
Und wir öffnen damit der weltweiten Kriminalität Tür und Tor. Ach ja: und der elenden Bürokratie, die uns auffrisst.
PS: Spahn macht nix und die Politik sowieso nicht. Die haben andere Sorgen LOL

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Verwirrung

von Wolfgang Müller am 28.06.2020 um 16:48 Uhr

Fantastischer, ans Herz und an die Nieren gehender Post! Auf den Punkt. Danke, ausdrücklich auch von meiner Frau, der Ärztin.

Und jetzt denken Sie das mal zu Ende, und auch Herr Ditzel und all die anderen "Entscheider" und potentiellen "Gewinner":

Jeder der sich dolle "jung" fühlt" und mehr als - sagen wir mal - 10 Mitarbeiter hat, und/oder keine Schulden, und/oder in der eigenen Immobilie arbeitet, würde sich jetzt "unternehmerisch" statt "unterlasserisch" (DER Disruptoren-Slogan gerade) aus der Portokasse und mit locker verfügbaren Personal-Ressourcen der endgültigen digitalen und insbesondere auch: preislichen Vernichtung von Kollegen wie Ihnen widmen (ohne jetzt genau zu wissen, wieviele Ressourcen Sie haben, vielleicht sind Sie ja auch "gesafed", wie "Die Jungen" sagen würden). GEGEN die Flächendeckung.

Jau, auch ich mit meinen 12 Angestellten und ansonsten auch eher keinen echten Problemen schäme nicht, notgedrungen immer mehr in diese Richtung denken zu MÜSSEN.

Meine Frau, die Ärztin, sagt dazu schlicht: "Es MUSS anders gehen!" Mit allereinfachsten, traditionell-apothekerlichen, heilberuflichen Ansätzen, die auch den Kunden/Patienten viel wichtiger seien ....

Okay, prinzipiell DERMASSEN gerne. Vielleicht kippt ja auch erstmal die "Meinungsbildung" in diese Richtung. Ich will mir jedenfalls nie mehr von einer naseweisen Kraft anhören müssen: "Ist doch gar nicht schlecht, Herr Müller, da trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen, wer bleibt, und wer verschwindet. Wer sich z. B. "Impfen" personell leisten kann, und wer nicht!"

"Apotheker wollen unbedingt defizitär impfen", nebenbei bemerkt, da geht links neben mir auf dem Sofa ärzteseits das verständnisloseste Donnerwetter los.

AW: Verwirrung

von Karl Friedrich Müller am 28.06.2020 um 21:23 Uhr

@ Wolfgang Müller: so weit sind wir nicht auseinander. Glaube ich. Ich bin 65. könnte sofort in Rente, also „gesaftet“. Es regt mich trotzdem auf. Ich würde gerne noch ein paar Jahre arbeiten, weil es ein schöner Beruf ist, sein könnte. Und ich es gerne mache. Diese Passion erleidet immer wieder Rückschläge durch die Realität (lacht)
Neulich hat ein Kollege in Twitter gemutmaßt, dass die Kommentatoren hier und Apotheke Adhoc die Looser seien, die sowieso kurz vor dem Abgrund stünden.
Es ist halt nicht so. Wir sind eher die Träumer. Und gleichzeitig Realisten. Nur will es keiner hören.

AW: Pharma-Ken und Barbie auf Twitter

von Wolfgang Müller am 28.06.2020 um 22:42 Uhr

So ist es wohl. Nur noch eine Frage, zur guten Nacht: Wo genau tummeln sich solche sympathischen Erfolgs-Typen auf Twitter?

Zugegeben, da haben mich bisher eher die ganz allgemeinen Quatsch-Battles von "The Real Donald" gegen den Rest der Welt, oder auf der anderen politischen Seite gegen Sachen wie "Kinder in Indianerkostümen" und "Alte weiße Männer" ganz im Allgemeinen, weniger im Pharmazeutischen interessiert ... sicher auch ein typisches Loser-Kennzeichen.

Lemming Walk

von Wolfgang Müller am 28.06.2020 um 12:26 Uhr

@ Kollege Ströh

Mensch, da haben Sie für den Lemming-Walk "unserer sich arrangierenden Mehrheit" ja mal besonders schön eine mathematische Grundlage vorbereitet.

Wenn unsere Dumping-Berufspolitik und -Meinungsbildnerschaft mit allem "Besonders Pharmazeutischen und Verschreibungs-Medizinischen" sich nicht ändert, und auch das Dumping und die Rezept-Umsteuerung der Versender nicht rigoros eingehegt werden, sieht es ja mit der "Sich arrangierenden Apotheken-Mehrheit" (SAAM) in den kommenden Jahren wahrscheinlich ungefähr wie folgt aus:

SAAM 2021: 12670
SAAM 2022: 12410
SAAM 2023: 12070
SAAM 2024: 11670
SAAM 2025: 11210
SAAM 2026: 10070
SAAM 2027: 9400
SAAM 2028: 8670
SAAM 2029: 7870
SAAM 2030: 7000

Angenommen wird hierbei:

1. dass immer ca. 2/3 der Betriebe Inhaber haben, die sich in der Hoffnung, zu den mittelfristigen "Gewinnern" zu gehören", ganz zufrieden mit den schwieriger werdenden Umständen "arrangieren", und

2. sich das Apothekensterben aus den sich sowieso schon nicht "arrangierenden" Minderheits-Apotheken heraus um jährlich 100 Läden steigert.

Die dem zugrunde liegende Excel-Tabelle ist denkbar simpel, ich stelle sie gerne jedem zur Verfügung. Man kann dann ja z. B. mit "3/4 statt 2/3" rumspielen, oder die Progression des Apothekensterbens ("100 mehr pro Jahr") je nach Geschmack rausnehmen oder steigern.

Ich halte die von mir getroffenen Annahmen eher für ziemlich optimistisch, denn wir werden irgendwann in 1 - 3 Jahren bestimmt noch massiv sich steigernde disruptive Sondereffekte haben. Wie gesagt, NUR WENN unsere Berufspolitik weiter stoisch allein auf eine rein selbsreferentielle "Famosere Berufsidentität" ausgerichtet pennt. Und jegliches solides Kosten- und Honorarmanagement stur weiter ignoriert, bei allen alten und neuen Leistungen.

Übrigens: 2030 landet das Modell bei 10500 Apotheken insgesamt, also 7000 sich „arrangierende“ und eben 3500 „sich nicht arrangierende“. Da ist das Modell etwas starr, man kann ja durchaus auch annehmen, dass sich dann nicht mehr nur 2/3 „arrangieren, sondern dass da vollkommen neue Art Stabilität eingetreten ist, die zu einer 100-prozentigen „sich arrangierenden“ Zufriedenheit der Inhaber geführt hat. Klar, das kann sowohl ein weiter freiberufliches System mit ca. 2500 Inhabern à ca. 4 Apotheken sein, als auch der Fremdbesitz.

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Weiter so...

von Ulrich Ströh am 28.06.2020 um 10:51 Uhr

Kammerversammlungen in Coronazeiten:

Die meisten Teilnehmer arrangieren sich mit den
ungeklärten zukünftigen Rahmenbedingungen für unseren Berufsstand .

Der Mehrzahl der Apotheken geht es aktuell offensichtlich gut.

Niedlich finde ich die alljährlichen Diskussionen in den KVen über Steigerungsraten des ABDA -Haushalts.

Diesbezüglich ändert sich nichts bis 2030...

Und danach auch nicht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Weiter so ...

von Christian Timme am 28.06.2020 um 11:04 Uhr

FS macht weiter bis 2030 ... falls es noch solange dauert ...

.

von Anita Peter am 28.06.2020 um 8:36 Uhr

„Ich fürchte den Tag, an dem die Technologie unsere Menschlichkeit überholt. Die Welt wird dann eine Generation
von Idioten sein.“
Albert Einstein

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Avoxa - und die Expopharm....

von Gunnar Müller, Detmold am 28.06.2020 um 8:34 Uhr

Nicht nur „sprachlos“ sondern neuerdings auch noch „ideenlos“??
Wie anders ist der verzweifelt anmutende Aufruf „call for ideas“ per Email von Freitag an mich als Stadtteil-Apotheke sonst zu verstehen ...?!?

Es wird Zeit, dass diese sogenannten „apothekereigenen“ Organisation endlich auch offengelegt werden hinsichtlich IHRES Beitrags zum Haushalt der Konzern-Mutter ABDA und damit hinsichtlich ihres Beitrags zur Unterstützung der Apotheken vor Ort!!

Was meint dazu eigentlich unsere Transparenz-vorgaukelnde Präsidentinnen-Kandidatin ......?

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Avoxa - und die Expopharm ... Über- oder Verstimmt ...

von Christian Timme am 28.06.2020 um 10:50 Uhr

Wenn das Avoxa-Stimmchen sich „schützend“ vor die Mutter wirft ... damit der Teppich keine Welle bekommt ...

AW: Avoxa - und die Expopharm

von Dr.Diefenbach am 28.06.2020 um 16:21 Uhr

Es sei angefügt:Der nächste ABDA Haushalt "lebt" offenkundig durch Ausschüttungen der Töchter,die normal Gewinne erwirtschaften.Wenn das mal wegfällt:und bei weiteren Corona-Phasen,zB Corona 2,gibts nichts mehr:Hat sich mal jemand Gedanken gemacht,WAS das für die Beitragszahlenden Einzelorganisationen heisst?? 1o,20 oder 3o % mehr Geld pro Jahr dafür,dass es in Berlin KEINERLEI Strukturwandel gibt?.Und mal was zur Stimmung:Ein hochintelligenter Nachwuchskollege fragte mich bei unserer DV:Brauchen wir denn überhaupt eine ABDA??Wir stärken,das mal an die Adresse derer,die aufgrund ihrer eigenen devoten Systemhaltung zB unsere Kammerpräsidentin "anmachen",wenn sie sich in einer "Mehrheit" fühlen,den Rücken.;unsere 28 Delegierten halten da radikal zusammen.Die LAUhaltung der Spitze haben wir sowas von satt:Es entscheiden aber Mehrheiten..Insofern bedarf es mühevoller Arbeit,um die o.g Rechenmodelle nicht Wirklichkeit werden zu lassen

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