BMG-Antwort auf FDP-Anfrage

1,6 Millionen Bundesbürger sind schmerzmittelabhängig

Berlin - 05.04.2019, 09:00 Uhr

Die Grenze zwischen normaler und missbräuchlicher Arzneimittelanwendung wird oft unbemerkt überschritten. Nach Informationen des Bundesgesundheitsministeriums sind hierzulande 1,6 Millionen Menschen von Schmerzmitteln und 361.000
von Hypnotika oder Sedativa abhängig. (Foto: imago)

Die Grenze zwischen normaler und missbräuchlicher Arzneimittelanwendung wird oft unbemerkt überschritten. Nach Informationen des Bundesgesundheitsministeriums sind hierzulande 1,6 Millionen Menschen von Schmerzmitteln und 361.000 von Hypnotika oder Sedativa abhängig. (Foto: imago)


FDP moniert unzureichende Projektevaluation 

Die Freien Demokraten wollten unter anderem wissen, was die Bundesregierung unternehmen wolle, um Arzneimittelabhängigkeit entgegen zu wirken. Das BMG nannte zum einen allgemeine Pharmakovigilanzmaßnahmen wie ewta, dass das Missbrauchspotenzial einer Substanz in periodischen Sicherheitsberichten (PSUR) berücksichtigt wird, oder in Packmitteltexte entsprechende Hinweisen aufgenommen werden. Des Weiteren habe die Bundesregierung  seit 2014 für Aufklärung im Netz oder durch Flyer etwa 21.000 Euro ausgegeben und Forschungsprojekte im Bereich Medikamentenabhängigkeit mit 2,5 Millionen Euro gefördert.  

Der FDP-Gesundheitspolitiker Dr. Wieland Schinnenburg, der auch Hauptfragesteller der kleinen Anfrage ist, bemängelt, dass ein Großteil der Maßnahmen nicht durch eine Erfolgskontrolle evaluiert wurden. Außerdem sei der Bund an einigen Projekten, die im Drogen- und Suchtbericht 2018 genannt werden, wie beispielsweise ein Erklärvideo für Geflüchtete oder das Symposium der Bundesapothekerkammer in 2018, gar nicht beteiligt.

Keine Einschränkungen der OTC-Werbung geplant

Jeder Apotheker weiß: Die beste Maßnahme gegen Arzneimittelfehlgebrauch ist der bestimmungsgemäße Gebrauch. Dazu gehört es auch, die empfohlene Einnahmedauer nicht zu überschreiten. Bei OTC-Schmerzmitteln soll die Analgetika-Warnhinweisverordnung dazu beitragen, dass die Einnahmedauer eingehalten wird. Die Liberalen wollten wissen, ob ähnliche Maßnahmen auch für andere Arzneimittel geplant sind.

Dies sei nicht beabsichtigt, schreibt Weiss. Auch die Frage, ob Verschärfungen des Heilmittelwerberechts bei OTC-Werbung geplant seien, verneinte das BMG. In der Vergangenheit hatte unter anderem BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer gefordert, die Werbung für OTC-Produkte mit Missbrauchspotenzial wie beispielsweise abschwellende Nasensprays, Schlaf- oder Schmerzmittel einzuschränken.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Neue Vertriebswege

von Stefan Haydn am 08.04.2019 um 9:13 Uhr

Na ja, der Versandhandel leistet da seinen ganz eigenen Beitrag zur Befeuerung des Problems. Die abstrusen Steigerungsraten in diesem Abverkaufsbereich werden ja leider bewußt seit Jahren von der Politik ignoriert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.