Nature-Publikation

Studie: Schizophrenie durch Vitamin-D-Mangel der Mutter?

Berlin - 13.12.2018, 17:50 Uhr

Eine gute Vitamin-D-Versorgung in der Schwangerschaft ist wichtig für die Gesundheit des Ungeborenen. (c / Foto: Imago)

Eine gute Vitamin-D-Versorgung in der Schwangerschaft ist wichtig für die Gesundheit des Ungeborenen. (c / Foto: Imago)


Einer aktuellen Studie zufolge könnte Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft Schizophrenie beim Nachwuchs begünstigen. Australische Forscher haben herausgefunden, dass Neugeborene mit einem ausgeprägten Vitamin-D-Mangel ein erhöhtes Risiko für diese Psychose haben. Eine direkte Kausalität zeigt die Arbeit von McGrath und Kollegen zwar nicht. Dennoch sollten Apotheker bei der Beratung von Schwangeren auf eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung hinweisen.

Weshalb tritt Schizophrenie gehäuft bei Menschen auf, die im Winter geboren sind? Australische Forscher gingen dieser Frage auf den Grund und werteten Registerdaten aus Dänemark aus. Den Ergebnissen zufolge, die in Nature Scientific Reports veröffentlicht sind, könnte ein Vitamin in-D-Mangel in der Schwangerschaft das Schizophrenie-Risiko des Nachwuchses erhöhen.

Erhöhtes Risiko nur bei ausgeprägtem Mangel

Das Team um John McGrath von der Universität von Queensland in Brisbane hat dazu Daten von 2.602 Dänen analysiert. Die Hälfte hatte im Laufe ihres Lebens eine Schizophrenie entwickelt, die anderen 1.301 Personen bildeten die Kontrollgruppe. Zu dieser Kohorte lagen auch getrocknete Blutproben vor, die zwischen 1981 und 2000 nach der Geburt entnommen und bei minus 20 Grad Celsius gelagert wurden. Aus diesen Proben wurden die Vitamin-D-Spiegel bestimmt, deren Werte in fünf Gruppen (Quintile) eingeteilt wurden.

Die Diagnose einer Schizophrenie wurde gehäuft zwischen 2005 und 2008 gestellt. Die Forscher verglichen die neonatalen Vitamin D-Werte der an Schizophrenie erkrankten Personen mit denen, die keine Psychose hatten. Dabei stellte sich heraus, dass Vitamin-D-Werte im untersten Quintil (unter 20,4 Nanomol pro Liter) mit einem statistisch signifikant erhöhten Risiko für eine Schizophrenie verbunden waren und zwar um 44 Prozent. In den anderen Quintilen ergab sich kein signifikanter Zusammenhang, die Assoziation war nur bei ausgeprägtem Vitamin-D-Mangel der Neugeborenen vorhanden.

Assoziation versus Kausalität

Der Vitamin-D-Status von Neugeborenen hängt alleinig von der Versorgung durch die Mutter ab. Deshalb liegt die Schlussfolgerung nahe, dass der Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft an der Entwicklung der Psychose schuld sein könnte.

Das Studienergebnis zeigt, wie es bei retrospektiven Datenbankanalysen zu erwarten ist, zwar eine Assoziation, jedoch keine direkte Kausalität. So könnten theoretisch auch andere Faktoren für das erhöhte Schizophrenie-Risiko verantwortlich sein, die stärker ins Gewicht fallen. Beispielsweise in der Arbeit von McGrath und Kollegen lag bei mehr als doppelt so vielen Schizophreniepatienten eine positive Familienanamnese vor. Auch der Nutzen einer Supplementation ist durch diese Arbeit nicht direkt belegt, dieser müsste in einer kontrollierten Interventionsstudie gezeigt werden, was sehr zeitaufwändig ist. 

Vitamin-D-Versorgung in der Schwangerschaft wichtig

Eine gute Vitamin-D-Versorgung in der Schwangerschaft ist aber auch aus anderen Gründen essentiell für die Kindesentwicklung – darüber sind sich Experten einig. Auch wenn keine leitliniengestützte Supplementationsempfehlung besteht, ist Vitamin D in zahlreichen Kombinationspräparaten für Schwangere enthalten.

Auch unabhängig von einer Schwangerschaft empfiehlt die DGE für Erwachsene eine Zufuhr von 800 I.E. pro Tag und weist darauf hin, dass diese bei mangelnder Lichtexposition nicht durch die normaler Ernährung erreicht werden kann. In der Apothekenberatung von Schwangeren liegt man mit der Vitamin-D-Supplementation nicht falsch. Hochdosierte Präparaten auf eigene Faust einzunehmen, davon sollte man den Kundinnen jedoch abraten.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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