Studie

Schützt Vitamin-D-Gabe vor Schwangerschaftshochdruck?

Berlin - 25.06.2018, 12:15 Uhr

Vitamin-Mangel gilt als Risiko für Schwangerschaftshochdruck. Forscher konnten in einer aktuelen Studie mit mehr als 7000 Schwangeren diesen Zusammenhang nicht bestätigen. (Foto: Imago)

Vitamin-Mangel gilt als Risiko für Schwangerschaftshochdruck. Forscher konnten in einer aktuelen Studie mit mehr als 7000 Schwangeren diesen Zusammenhang nicht bestätigen. (Foto: Imago)


Vitamin-D-Unterversorgung in der Schwangerschaft gilt als Risikofaktor für Schwangerschaftshochdruck. Sollten Schwangere deshalb präventiv Vitamin D einnehmen? Forscher aus Großbritannien haben untersucht, ob es überhaupt einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und dem Risiko für Schwangerschaftshochdruck oder Präeklampsie gibt.

In der Schwangerschaft sind erniedrigte Vitamin-D-Spiegel keine Seltenheit. Und Calcitriol, die aktive Form des Sonnenvitamins, kann bekanntlich die Renin-Biosynthese unterdrücken, die bei Schwangerschaftshochdruck hochreguliert ist. Doch schützt eine Vitamin-D-Gabe Schwangere automatisch vor Präeklampsie?

Vitamin D

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Hängen Vitamin-D-Status und Schwangerschaftshochdruck zusammen?

Studien mit geringen Fallzahlen weisen zwar auf einen vorbeugenden Effekt hin. Doch der Nachweis, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin D und Präeklampsie-Risiko gibt, wurde bisher noch nicht an einer größeren Kohorte erbracht.  

Forscher aus Großbritannien haben nun untersucht, ob Frauen mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln (unterhalb 25 Nanomol pro Liter) ein höheres Risiko für Schwangerschaftshochdruck oder eine Präeklampsie haben. Dazu werteten die Wissenschaftler die 25-Hydroxy-Vitamin-D-Serumwerte von 7389 Schwangeren aus, von denen 751 unter Schwangerschaftshochdruck und 135 unter Präeklampsie litten. Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft eine Hypertonie aufwiesen, waren von der Studie ausgeschlossen.

Leicht erhöhtes Präeklampsie-Risiko

Den Ergebnissen zufolge, die vor wenigen Tagen im British Medical Journal veröffentlicht wurden, gibt es keinen statistischen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und dem Risiko für Schwangerschaftshochdruck.  

Anders sah es bei der Präeklampsie aus: Schwangere, mit einem Vitamin-D-Spiegel unterhalb 25 Nanomol pro Liter hatten ein doppelt so hohes Risiko wie Frauen, deren Spiegel über 75 Nanomol pro Liter lag. Berücksichtigt man die komplette Spanne der Blutspiegelwerte, ergibt sich eine Risikoerhöhung um drei Prozent, wenn der Vitamin-D-Spiegel um 10 Prozent abfällt. Diesen Effekt werteten die Forscher allerdings als moderat.

Prävention von Schwangerschaftshochdruck nicht belegt

Nach Ansicht der Autoren untermauern die Ergebnisse die Empfehlung der WHO, derzufolge die Evidenz für die präventive Vitamin-D-Gabe in der Schwangerschaft unzureichend ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht in ihren Handlungsempfehlungen für die Ernährung in der Schwangerschaft nicht vor, gesunde Schwangere routinemäßig mit Vitamin D zu supplementieren. In USA und Großbritannien dagegen wird Schwangeren empfohlen, täglich Vitamin D einzunehmen. Die Forscher schlagen vor, in größeren klinischen Studien zu untersuchen, ob die Supplementation einen Nutzen hat.


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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