Versandhandel, Boni-Deckel, Apothekenhonorar

Was sagt die Opposition zu Spahns Apothekenplänen?

Berlin - 12.12.2018, 16:15 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will den Rx-Versandhandel erhalten, die Rabatte aber stärker regulieren. Was sagt die Opposiotion dazu? (b/Foto: BVDVA)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will den Rx-Versandhandel erhalten, die Rabatte aber stärker regulieren. Was sagt die Opposiotion dazu? (b/Foto: BVDVA)


Nachdem nun klar ist, was das Bundesgesundheitsministerium im Apothekenmarkt vorhat, mehren sich die Reaktionen. Schnell meldete sich die SPD zu Wort: Karl Lauterbach will aufpassen, dass die Apotheker nicht zu viele Geschenke erhalten. Aber was sagt die Opposition im Bundestag? Die Linken werfen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Bruch des Koalitionsvertrages vor, die Grünen sind recht zufrieden. Ein Überblick.

Am gestrigen Dienstag hat das Bundesgesundheitsministerium seine Pläne zur Reformierung des Apothekenmarktes endlich mitgeteilt. Gegenüber der ABDA-Mitgliederversammlung teilte Spahn mit, dass er sowohl einen Boni-Deckel als auch eine Marktanteil-Obergrenze für EU-Versender plane. Konkret sollen DocMorris und Co. nicht mehr als 2,50 Euro Rabatt geben dürfen. Und wenn die EU-Versender einen Marktanteil von 5 Prozent überschreiten, sollen die Rabatt-Möglichkeiten „eingeschränkt“ werden. Außerdem plant das BMG Honorar-Erhöhungen für die Apotheker: Die Notdienstpauschale soll verdoppelt werden, zudem soll es neue Honorare für pharmazeutische Dienstleistungen geben, die Vergütung für die BtM-Abgabe soll ebenfalls steigen. Insgesamt soll es 375 Millionen Euro mehr geben für die Apotheker.

Die Grünen-Fraktion war sich schon sehr schnell nach dem EuGH-Urteil klar, dass sie gegen ein Rx-Versandverbot ist. In den vergangenen zwei Jahren standen die Grünen für ein Höchstpreismodell ein, das auch für inländische Apotheken gelten soll. Allerdings forderte die Arzneimittelexpertin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, auch stets, dass Apotheker stärker für ihre pharmazeutischen Kompetenzen vergütet werden. Die Grünen haben im vergangenen Jahr zu diesen Themen auch einen Gesetzesantrag dazu in den Bundestag eingebracht. Schulz-Asche freut sich nun darüber, dass Spahn auf das Rx-Versandverbot verzichten will. Wörtlich erklärte sie:


Endlich lässt die Union vom rechtlich aussichtslosen Versandhandelsverbot verschreibungspflichtiger Arzneimittel ab. Während ich das inhaltlich begrüße, ist das Vorgehen ein erneutes Beispiel für Politikversagen innerhalb der Union. Nachdem in verschiedenen Wahlkämpfen mit der Forderung nach einem Versandverbot noch Stimmung bei den Apothekerinnen und Apothekern gemacht wurde, nähert sich die Union nun langsam, aber viel zu spät, der Realität an. Die heute beschlossene Begrenzung der Boni hatten wir bereits vor fast zwei Jahren, kurz nachdem das EuGH-Urteil zur Apothekenpreisbindung einschlug, als rechtssichere Alternative zum Verbot des Versandhandels in einem Antrag vorgeschlagen.


Durch die fahrlässige Diskussion um das Versandverbot wurden bisher auch Reformen, die die Apotheke vor Ort betreffen, verschleppt. Dabei herrscht hier dringender Handlungsbedarf. Ein Gutachten des Wirtschaftsministeriums kam bereits vor einem Jahr zu dem Schluss, dass 7600 der knapp 20.000 Apotheken in Deutschland wirtschaftlich kaum noch tragfähig sind. Dasselbe Gutachten analysierte, dass von den Versicherten jedoch insgesamt genug Geld an Apotheken gezahlt wird, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten - es wird nur falsch verteilt. Das starre und einheitliche Vergütungssystem sorgt dafür, dass bei kleinen Apotheken zu wenig Geld landet und große im Geld schwimmen. Daher sind auch die heute angekündigten Mehrausgaben von etwa 360 Millionen Euro und die bereits im Gesetzentwurf für Arzneimittelsicherheit enthaltenen Mehrausgaben von 120 Millionen Euro kein Beispiel für gutes Regierungshandeln. Anstatt Reformen bei der Vergütung von Apotheken anzugehen, will die Regierung Problemstellen mit Geld zuschütten. Und die Versichertengemeinschaft zahlt am Ende die Zeche von – Stand heute – einer halben Milliarde Euro zusätzlich pro Jahr.“

Kordula Schulz-Asche (Grüne)




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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Rx-Versandverbot im Koalitionsvertrag

1 Kommentar

RX-Versandverbot

von Dr. Radman am 12.12.2018 um 17:29 Uhr

Nein, nein; nein. Wir machen nicht mit. Versandhandelverbot steht im Koalitionsvertrag und den muss umgesetzt werden. Ansonsten es ist ein Verrat des Wählers. Wir müssen mit AKK sprechen.

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