Kardiovaskuläre Nebenwirkungen

Wegen Herzinfarktrisiko: Dänische Forscher empfehlen Rezeptpflicht für Diclofenac

Berlin - 07.09.2018, 16:30 Uhr

Wie sehr geht Diclofenac aufs Herz? Dänische Forscher nehmen das bewährte NSAR-Analgetikum unter die Lupe. (m / Foto: Imago)

Wie sehr geht Diclofenac aufs Herz? Dänische Forscher nehmen das bewährte NSAR-Analgetikum unter die Lupe. (m / Foto: Imago)


„Kein Grund, Diclofenac zu bevorzugen“

Die Autoren nehmen die Ergebnisse zum Anlass, den Einsatz von Diclofenac kritisch zu beleuchten. Angesichts der kardiovaskulären Risiken und der erhöhten Rate an gastrointestinalen Blutungen gebe es keinen Anlass, Diclofenac gegenüber anderen Analgetika zu bevorzugen, schreiben die Forscher in ihrer Schlussfolgerung. Zudem plädieren sie dafür, dass Diclofenac nur auf Rezept erhältlich sein sollte. Diese Empfehlung geht wohl über die Landesgrenzen hinaus, denn in Dänemark fällt Diclofenac seit dem 14. Dezember 2008 wieder unter die Verschreibungspflicht.

Klinische Schlussfolgerungen stützen sich optimalerweise auf die Ergebnisse prospektiver, kontrollierter, klinischer Studien. Bei der zitierten Publikation handelt es sich um die retrospektive Auswertung von Versorgungsdaten, die nicht für die untersuchte Fragestellung angelegt wurden, was ihre Aussagekraft mindert. Außerdem fehlen detaillierte Angaben zu den Analgetikadosierungen. Die Forscher haben zwar die Diclofenacdosierungen in „niedrig“ und „hoch“ eingeteilt und die Effekte auf das Herz-Kreislaufrisiko als konsistent über die beiden Dosierungen befunden. Die exakte Ableitung einer Dosis-Wirkungsbeziehung ist auf dieser Datenbasis nicht möglich.

In Deutschland sind Diclofenactabletten in der Stärke 25 Milligramm zur Anwendung von maximal vier Tagen in einer Tageshöchstdosis von 75 Milligramm verschreibungsfrei. Unabhängig davon, ob die Ergebnisse in Deutschland zu weiteren Sicherheitsbeschränkungen führen oder nicht, sollten Apotheker das kardiovaskuläre Risiko in der Beratung im Hinterkopf behalten. Insbesondere bei Patienten, die bereits an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden und die aufgrund ihres Alters öfter mal ein Schmerzmittel gegen Gelenk- und Rückenschmerzen benötigen.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Diclofenac vs NSAR

von G.v.S. am 10.09.2018 um 11:46 Uhr

Ist irgendwo dokumentiert, welche Dosierung verabreicht wurde?
Sind unterschiedliche orale Darreichungsformen (z.B. retard)
zur Anwendung gekommen?

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AW: Diclofenac vs NSAR

von Kritiker am 12.09.2018 um 7:51 Uhr

Ja, in der Arbeit gilt Tagesdosis 150 mg als hoch dosiert bzw Tagesdosis 100 mg und kleiner als niedrig dosiert. Für hohe und niedrige Dosierungen besteht lt der Arbeit erhöhtes Risiko.

Verglichen wurde mit Ibuprofen Tagesdosis 1.200 mg und kleiner bzw Naproxen 500 mg und kleiner, was IMO nicht praxisgerecht ist. Zusätzliche Berücksichtigung höherer Ibuprofen und Naproxen Tagesdosen wäre für künftige Arbeiten hilfreich.

Für Rezeptpflicht.

von Kritiker am 08.09.2018 um 14:25 Uhr

Bzgl der für die Tablettenform beworbenen Anwendungen habe ich zudem Zweifel an der Sinnhaftigkeit, da nach meinen Erfahrungen Ibuprofen und Ibuprofen Lysin weit überlegen sind.

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