Arzneimittel und Therapie

Antirheumatika: Diclofenac mit kardiotoxischen Potenzial

Die Diskussion um eine Erhöhung des Herzinfarktrisikos durch eine Behandlung mit selektiven COX-2-Inhibitoren hatte die Frage aufgeworfen, ob auch ältere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) mit ebenfalls COX-2-hemmenden Eigenschaften das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Eine neue australische Metaanalyse zeigt, dass Diclofenac das kardiale Risiko in der gleichen Größenordnung erhöht wie Rofecoxib in einer Dosierung von bis zu 25 mg/Tag.

Die erhöhte Kardiotoxizität von Rofecoxib (Vioxx®), die zur weltweiten Marktrücknahme des COX-2-Inhibitors geführt hat, wird in engem Zusammenhang mit dem Wirkungsmechanismus gesehen. Auch bei anderen selektiven COX-2-Inhibitoren wie Celecoxib weisen Studien auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko hin. Ältere nicht-steroidale Antirheumatika blockieren in unterschiedlichem Ausmaß sowohl die Cyclooxygenase 1 als auch die Cyclooxygenase 2. So hemmt Diclofenac zwar nicht selektiv, jedoch überwiegend die Cyclooxygenase 2 und das in ähnlicher Größenordnung wie Celecoxib. Das legt den Verdacht nahe, dass auch ältere NSAR mit ausgeprägter COX-2-Wirkung das Herz schädigen.

Dieser Frage sind australische Forscher nachgegangen. Sie haben die Daten von 23 Studien mit etwa 1,6 Millionen Patienten ausgewertet, in denen selektive COX-2-Inhibitoren und nicht-selektive NSAR eingesetzt worden waren. Die Ergebnisse bestätigen das bekannte, dosisabhängig erhöhte kardiovaskuläre Risiko einer Rofecoxib-Behandlung. Celecoxib scheint danach in einer Dosierung von 200 mg/d das kardiale Risiko nicht zu steigern. Die Autoren verweisen jedoch darauf, dass ein erhöhtes Risiko bei höheren Celecoxib-Dosierungen nicht auszuschließen ist. Keine Risikoerhöhung wurde unter Naproxen festgestellt, was die Befunde einer großen Vergleichsstudie mit Rofecoxib untermauert.

Dagegen muss auch das NSAR Diclofenac zu den Antirheuma–tika gezählt werden, die das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Mit einem relativen Risiko von 1,4 scheint es das NSAR zu sein, bei dem die Gefahr einer Herzschädigung am höchsten ist. Für Naproxen ermittelten die australischen Forscher ein relatives –Risiko von 0,9, für Piroxicam von 1,06 und für Ibuprofen von 1,07. Im Vergleich dazu lag das relative Risiko von Rofecoxib bei einer Tagesdosierung von bis zu 25 mg bei 1,33, bei höheren Dosierungen bei 2,09.

Schon Mitte des Jahres kam eine Metaanalyse der Universität Oxford zu dem Schluss, dass kardiovaskuläre Risiken nicht auf COX-2-Hemmer beschränkt sind und Diclofenac und hochdosiertes Ibuprofen ein ähnlich hohes kardiotoxisches Potenzial haben wie selektive COX-2-Hemmer.

Die Daten der beiden in den letzten Monaten veröffentlichten Metaanalysen bestätigen die Meinung vieler Fachleute, dass alle Cyclooxygenasehemmer potenziell kardiotoxisch sind. Das kardiovaskuläre Risiko jeder einzelnen Substanz ist dabei auch immer eine Frage der Dosierung. du

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