Verfalldatum Fehlanzeige

„Ist meine alte Sonnencreme noch haltbar?“

Stuttgart - 29.05.2018, 14:15 Uhr

Eine wichtige Regel beim Sonnenschutz: Ausreichend viel Creme auftragen! (Foto: rh2010 / stock.adobe.com)

Eine wichtige Regel beim Sonnenschutz: Ausreichend viel Creme auftragen! (Foto: rh2010 / stock.adobe.com)


Viele fragen sich dieser Tage in der Apotheke oder vor dem heimischen Badezimmerschrank: Kann ich meine Sonnencreme vom letzten Jahr noch benutzen? Denn ein Verfalldatum findet sich auf den meist zu den Kosmetika gehörenden Produkten in der Regel nicht. Anders in den USA: Dort zählt Sonnencreme zu den nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Kann man auch selbst dazu beitragen, dass der Sonnenschutz länger verwendbar ist?  

Eigentlich weiß jeder, dass Sonnencreme wichtig ist. Dennoch zeigen sich die Verbraucher in Deutschland im Umgang mit Sonnencreme eher sparsam. Eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen besagt, dass 40,5 Millionen Packungen Sonnencreme im vergangenen Jahr im Lebensmittelhandel und in Drogeriemärkten verkauft wurden. „Im Schnitt kauft jeder Deutsche alle zwei Jahre neue Sonnencreme“, brachte Nielsen-Experte Enrico Krien gegenüber der dpa das Ergebnis auf den Punkt.

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Man kann also zumindest nach dieser Umfrage davon ausgehen, dass viele Deutsche ihre Sonnencreme länger als einen Sommer geöffnet aufbewahren und benutzen. Da stellen sich zwei Fragen: Ist die Sonnencreme im zweiten Jahr überhaupt noch haltbar und wirksam? Und wurde genügend aufgetragen? Der Lichtschutzfaktor wird standardisiert ermittelt, wobei 2 mg Creme pro 1 cm² Haut aufgetragen werden. Somit müssten etwa 34 g Sonnencreme für einen ausreichenden Schutz auf einen erwachsenen Körper aufgebracht werden. Übliche Packungsgrößen sind dann sicher früher als nach zwei Jahren aufgebraucht.

Dass Sonnenschutz einen relevanten Beitrag zur Verhütung von Hautkrebsformen leistet, wurde in Deutschland lange Zeit ausschließlich aus epidemiologischen Studien abgeleitet. 2007 konnte erstmals die krebsvorbeugende Wirkung eines Sonnenschutzmittels in einer klinischen Studie nachgewiesen werden. Das getestete Präparat (Daylong® actinica) wurde daraufhin als Medizinprodukt auf den deutschen Markt gebracht. In diesem Fall darf eine Schutzwirkung gegen hellen Hautkrebs auch auf der Verpackung aufgedruckt werden.

Wie lange hält die Sonnencreme? 

In Deutschland zählen Sonnencremes zwar vor allem zu den Kosmetika, in der Lauer-Taxe sind aber mittlerweile drei weitere Sonnenschutzpräparate als Medizinprodukte gelistet: Actinica®, Avène SunsiMed, Heliocare 360° AK Fluid und ISDIN Eryfotona® AK Fluid.

In Deutschland müssen kosmetische Mittel gemäß Artikel 19 der EU-KosmetikV gekennzeichnet werden. Die Kennzeichnung muss ein Mindesthaltbarkeitsdatum enthalten, sofern das kosmetische Mittel eine Mindesthaltbarkeit von 30 Monaten oder weniger aufweist. Die Verwendungsdauer nach dem Öffnen muss bei Erzeugnissen mit einer Mindesthaltbarkeit von mehr als 30 Monaten aufgedruckt sein – mit dem Symbol des geöffneten Gefäßes. Es können auch beide Angaben erfolgen. Beispielsweise bei Einmalpackungen oder bei Behältnissen, die nicht geöffnet werden, könnten theoretisch beide Angaben entfallen.

Das sagt die FDA zur Haltbarkeit

In den USA wird jede Sonnencreme wie ein Arzneimittel behandelt. Grund ist laut der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA der „drug claim“: Sonnencreme soll dabei helfen, Sonnenbrand vorzubeugen oder das Risiko von Hautkrebs, sowie das Risiko der frühen Hautalterung zu verringern.

Alle Arzneimittel benötigen in den USA ebenso wie in Deutschland ein Verfalldatum. Nur wenn der Hersteller die Stabilität der Sonnencreme für mindestens drei Jahre nachweisen kann, muss kein Verfalldatum aufgedruckt werden. Kauft man im USA-Urlaub also eine Sonnencreme und bringt diese mit nach Hause, darf man sie bis zu drei Jahre weiterbenutzen. 

Anzeichen, dass der Sonnenschutz nicht mehr verwendbar ist

Grundsätzlich kann man auch selbst zur Haltbarkeit der Sonnencreme beitragen: So sollte man sie nicht in der prallen Sonne – beispielsweise auf dem Handtuch am Strand – liegen lassen. Stattdessen empfiehlt die FDA die Sonnencreme in Handtücher einzuwickeln oder sie im Schatten aufzubewahren. Auch Kühltaschen können bei der Aufbewahrung helfen. Im Auto sollte man die Sonnencreme wegen der Hitzeentwicklung im Sommer also auch nicht liegen lassen.

Auch Stiftung Warentest hat sich die Frage gestellt, wie lange Sonnenschutzmittel haltbar sind und kommt zu dem Schluss, dass sich das nicht pauschal sagen lässt. Grundsätzlich könne man aber Sonnenschutzmittel aus dem Vorjahr noch verwenden, wenn Aussehen und Geruch sich nicht verändert haben. Exemplarische Prüfungen von Stiftung Warentest hätten ergeben, dass die Produkte den Sonnenschutzfaktor dann noch einhalten. Kommt es jedoch zur Phasentrennung, Ausflockung oder einem ungewöhnlichen Geruch, sollte man die Sonnencreme natürlich verwerfen.

Wo kaufen Deutsche Sonnencreme und wie viel geben sie aus?

Die Pro-Kopf-Ausgaben für den Sonnenschutz lagen laut dpa bei 2,10 Euro im letzten Jahr. Insgesamt summierten sich die Ausgaben für Sonnencremes zwischen Frühjahr 2017 und Frühjahr 2018 auf rund 168 Millionen Euro. Im  Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Nielsen ein Plus von acht Prozent: "Daraus lässt sich schließen, dass die Verbraucher beim Thema Sonnenschutz immer bewusster werden", meint Nielsen-Experte Krien. Der Durchschnittspreis für Sonnenpflege-Produkte stieg allerdings binnen Jahresfrist von 3,52 Euro auf 3,74 Euro. Als einen Grund dafür sieht Krien, das Interesse der Konsumenten an innovativen Produkten. Produktneuheiten wie Sonnenschutz zum Aufsprühen, mit Anti-Aging-Effekt oder auch Produkte für spezielle Hauttypen könnten davon profitieren.

Im Gegensatz zur Sonnencreme waren Selbstbräuner und After-Sun-Produkte zuletzt weniger gefragt: rund 8,3 Millionen Packungen After-Sun-Produkte gingen im Lebensmittelhandel und in Drogeriemärkten im letzten Jahr über den Ladentisch, was ein Minus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeute. Um rund 15 Prozent sank der Absatz an Selbstbräunern auf vier Millionen Packungen.

Laut den Marktforschern kauften die Deutschen ihre Sonnenpflegeprodukte meist im Drogeriemarkt. Doch auch Discounter seien als Bezugsquelle beliebt. Zu Apotheken lägen keine Daten vor, erklärte Nielsen auch auf Nachfrage von DAZ.online. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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