Pharmacon Meran

Apotheker machen den Unterschied bei Typ-1-Diabetes

Meran - 29.05.2018, 17:15 Uhr

Als Teil eines interprofessionellen Teams können Apotheker
die Versorgung von Patienten mit Typ-1-Diabetes verbessern, das machte Manfred
Krüger in seinem Vortrag deutlich. (Foto: cst / DAZ)

Als Teil eines interprofessionellen Teams können Apotheker die Versorgung von Patienten mit Typ-1-Diabetes verbessern, das machte Manfred Krüger in seinem Vortrag deutlich. (Foto: cst / DAZ)


Können Patienten mit Typ-1-Diabetes von einer intensiven pharmazeutischen Betreuung profitieren? Und ob! Überzeugende Ergebnisse stellte Apotheker Manfred Krüger während des 56. Pharmacon-Kongresses in Meran vor. Als Teil eines multidisziplinären Teams können Apotheker einen wichtigen Beitrag zur einer umfassenden Patientenversorgung leisten. 

Am Beispiel des Typ-1-Diabetes machte Apotheker Manfred Krüger beim diesjährigen Pharmacon-Kongress in Meran deutlich, wie interprofessionelle Zusammenarbeit funktionieren kann. Im Zentrum der Diabetestherapie steht - gemäß der S2-Leitlinie Psychosoziales und Diabetes - der Patient selbst, da er die Therapiemaßnahmen in seinem Alltag dauerhaft und eigenverantwortlich umsetzen muss. Doch eine optimale Versorgung kann nur dann gelingen, wenn Haus- und Fachärzte, Diabetesberater und -assistenten, medizinisches Fachpersonal, Ernährungsberater und nicht zuletzt Apotheker vertrauensvoll und informativ miteinander kooperieren. Dass das Interesse der Apotheker an einer qualifizierten Versorgung von Diabetespatienten groß ist, zeigt auch die große Anzahl derer, die die Zertifikatsfortbildung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Bundesapothekerkammer (BAK) absolviert haben: Mehr als 5000 Apotheker sind es bereits.

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Eine lebenslange Herausforderung

Die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes begleitet die betroffenen Patienten ein Leben lang. Dabei ist jeder Lebensabschnitt mit seinen ganz eigenen Herausforderungen verbunden. Besonders kritisch ist die Pubertät: Die Compliance der Patienten ist in diesem schwierigen Alter oft problematisch, die Blutzuckereinstellung schlecht und die Angst vor Stigmatisierung groß. In dieser Lebensphase setzte die Studie DIADEMA (DIabetes in ADoleszenz: Einsatz und Monitoring in Apotheken) an, in der die Apotheke als Bindeglied zwischen Arzt und Patient fungierte - und das mit großem Erfolg! 

Pharmazeutische Betreuung wirkt

In der prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studie – an der auch Apotheker Krüger beteiligt war - wurden 40 Jugendliche mit Typ-1-Diabetes einer Interventionsgruppe zugeteilt, die sechs Monate lang pharmazeutisch betreut wurde. 28 Patienten mit Standardversorgung bildeten die Kontrollgruppe. Im Rahmen der strukturierten pharmazeutischen Betreuung fanden einmal im Monat ausführliche Gespräche zwischen Patient und Apotheker statt. Diese Gesprächsinhalte bildeten die Grundlage für einen intensiven fachlichen Austausch zwischen den Apothekern und den behandelnden diabetologischen Fachabteilungen.

Nach drei Monaten zeigte sich ein erfreuliches Ergebnis: Der HbA1c-Wert als Maß für die Blutzuckereinstellung war in der Interventionsgruppe 1,1 Prozent geringer als in der Kontrollgruppe. Nach sechs Monaten war immerhin noch ein signifikanter Unterschied von 0,5 Prozent zwischen den Gruppen feststellbar. Besonders überraschend war jedoch, dass die pharmazeutische Betreuung anscheinend einen nachhaltigen Effekt hatte: Am Ende der offenen Nachbeobachtungsphase war in der pharmazeutisch betreuten Gruppe ein Jahr nach Beginn der Intervention immer noch ein besserer HbA1c-Wert zu verzeichnen als in der Kontrollgruppe. Der Unterschied betrug 1 Prozent. Doch nicht nur die Blutzuckereinstellung verbesserte sich, die Patienten waren außerdem zufriedener und fühlten sich insgesamt wohler. Den Studienergebnissen zufolge haben die beteiligten Apotheker augenscheinlich gute Arbeit geleistet. Und dass, obwohl die Apotheken von den Jugendlichen und nicht von den Studienkoordinatoren ausgewählt wurden. Alle Apotheken waren dennoch gerne bereit, an der Studie teilzunehmen, und haben im Anschluss die pharmazeutische Betreuung der Typ-1-Diabetes-Patienten von sich aus weitergeführt, so Krüger.

Mehr als nur eingebunden

Von der wichtigen Rolle der Apotheker in der umfassenden Versorgung von Diabetespatienten ist auch Prof. Müller-Wieland, der Präsident der DDG, überzeugt, den Krüger am Ende seines Vortrages zitierte: Der Name der gemeinsamen Kommission der DDG und der BAK „Einbindung der Apotheker in die Diabetiker-Versorgung (EADV)“ sei mit der Formulierung „Einbindung der Apotheker in...“ wohl eher ein historischer Ausdruck und spreche nicht von „Augenhöhe“ – hier müsse wohl ein anderer Name gefunden werden!



Dr. Carolin Julia Straub, Apothekerin, DAZ-Redakteurin
redaktion@daz.online


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