INTERPHARM 2018

Ist Deutschland ein „Gemüse-Mangel-Land“?

Berlin - 23.03.2018, 10:30 Uhr


Veganer müssen Vitamin B12 ergänzen

Während in der Schwangerschaft und Stillzeit an mehrere Supplemente gedacht werden muss, brauchen gesunde Erwachsene bei sorgfältiger Lebensmittelauswahl, nur wenn sie vegan leben, ein Supplement: Vitamin B12. (Foto: Moll / DAZ.online)

Weil Vitamin B12 hauptsächlich über tierische Lebensmittel zugeführt wird, ist die Supplementation bei veganer Ernährung in der Schwangerschaft obligatorisch. Denn dann liege definitiv ein Mangel vor, der zu irreversiblen Nervenschäden führen kann. Bei vegetarischer Ernährung stelle Vitamin B12 vor allem dann einen zusätzlichen Risikofaktor dar, wenn die vegetarische Ernährung schon lange vor der Schwangerschaft begonnen wurde. Gynäkologische Leitlinien empfehlen laut Smollich deshalb die unspezifische Vitamin-B12-Supplementation aller Schwangeren. 

Die „Iod-Anamnese“

In der Schwangerschaft steigt der Iod-Bedarf um 15 Prozent. Deshalb sollten Schwangere täglich ein Supplement mit 100 (bis150) μg Jod einnehmen – das ist allgemeiner Konsens. Allerdings sollte zuvor eine „Iod-Anamnese“ erfolgen. So hätten manche „Angst" vor Iodsalz, andere wiederum „essen ganz viele Iod-haltige Algen“, die häufig die Maximalzufuhr überschreiten und zu Hyperthyreosen beim Neugeborenen führen können. Kontraindiziert ist Iod einzig bei einer ausgeprägten Hyperthyreose der Schwangeren.

„Sinnvolle Supplementation im Überblick“ für Schwangere

Professor Smollich schaffte es, mit seinem Vortrag Ordnung in das Dickicht der Nahrungsergänzungsmittel zu bringen. (Foto: Moll / DAZ.online) 

Smollich bot seinem Publikum als Zusammenfassung eine Checkliste für die wichtigsten Supplemente in der Schwangerschaft: Während eine Veganerin also Folsäure, Iod (Anamnese!), Eisen (Hb-Wert!), DHA, Vitamin D, Vitamin B12 und Zink supplementieren sollte, gelten für Vegetarier kaum andere Empfehlungen als für Omnivoren. Alle müssen vor allem Folsäure ergänzen. Ovo-Lacto-Vegetarierinnen empfiehlt Smollich besonders auch die Supplementation von DHA. Auch die anderen genannten Mikronährstoffe können sinnvoll sein, wenn die Schwangere es nicht schafft, sich entsprechend zu ernähren. Veganerinnen empfiehlt Smollich grundsätzlich eine ernährungsmedizinische Begleitung in Schwangerschaft und Stillzeit. In der anschließenden Fragerunde, interessierte sich das Publikum vor allem für die unterschiedlichen Verbindungen von Mikronährstoffen in den verschiedenen Nährstoffpräparaten, die Folsäure und Vitamin B12 enthalten. 

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Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Genug ist nicht immer genug

von Richard Weiß am 11.04.2018 um 15:16 Uhr

Ich habe mit verschiedenen Ärzten und Experten geredet. Diese meinen, dass bei normaler Ernährung kein Mangel zustande kommt. Andererseits enthält Gemüse und Obst immer weniger Inhaltsstoffe. Und ein sehr wichtiger Faktor: Stress sorgt dafür, dass spezifische Vitalstoffe vermehrt ge- und verbraucht werden. Deshalb frage ich mich, was von Nahrungsergänzung seriöser Hersteller wie Neurolab Vital (die es ja auch in Apotheken gibt) zu halten ist, die auf Basis medizinischer Erkenntnisse Nährstoffdefizite ausgleichen wollen? Kann/soll/darf man das empfehlen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Genug ist nicht immer genug

von Tom Hofmann am 06.07.2018 um 21:15 Uhr

Ich fress keine Leichenteile toter Tiere. Beim großen teuren Blutcheck (nicht beim Arzt, die blicken das nicht) stellte sich ein Mangel an Zink, Jod und B12 raus.
Preiswerte Nährstoffergänzung bei DM und nach 6 Monaten war alles im Lot.

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