Arzneimittelausgaben 2017

Packungszahl sinkt - Apotheker verlieren Millionen

Stuttgart - 30.01.2018, 16:50 Uhr

Schon seit drei Jahren geht das Wachstum der Arzneimittelpreise zurück (Foto:StudioLaMagica 

/stock.adobe.com)

Schon seit drei Jahren geht das Wachstum der Arzneimittelpreise zurück (Foto:StudioLaMagica  /stock.adobe.com)


Die Arzneimittelpreise sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen, allerdings ist die Zahl der abgegebenen Packungen gesunken. Aus vorläufigen Zahlen des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) geht hervor, dass rund 2,1 Prozent weniger Arzneimittelpackungen die Apotheke verließen. Rein rechnerisch heißt das, dass die Apotheker etwa 100 Millionen Euro weniger verdienten.

Den vorläufigen DAV-Zahlen zufolge sind die Arzneimittelausgaben der GKV im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent auf 35,2 Milliarden Euro gestiegen. Die ABDA veröffentlichte dazu am heutigen Dienstag eine Pressemitteilung, die Zahlen beruhen auf den Abrechnungsergebnissen der Apothekenrechenzentren. Damit entspricht die Ausgabensteigerung in etwa den Prognosen: In der Rahmenvorgabe von Ärzten und Krankenkassen war für 2017 noch mit einer Steigerung von 3,2 Prozent gerechnet worden. Somit steht auch fest, dass sich das Wachstum im dritten Jahr in Folge aber verlangsamt hat – nach 8,9 Prozent (2014), 5,0 Prozent (2015) und 3,8 Prozent (2016).

Die Zahl der verordneten Arzneimittelpackungen sank laut ABDA um 2,1 Prozent auf 741 Millionen. Dies entspräche einem absoluten Rückgang von etwa 15,9 Millionen Packungen. Vor allem Magensäureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol seien den ersten Analysen zufolge seltener verschrieben worden, heißt es beim DAV.

Berechnet man für jede Packung den Fixzuschlag von 6,58 Euro (abzüglich des Kassenabschlags), kommt man auf einen Gesamtwert von ungefähr 104 Millionen Euro, der damit den Apothekern nicht mehr zur Verfügung steht. Berücksichtigt man die Mehrwertsteuer, könnten die Apotheker bezogen auf das Fixum sogar noch mehr Geld verloren haben. Nicht eingerechnet in diese Summe sind allerdings die gesteigerten Einnahmen aus der 3-Prozent-Marge, denn schließlich sind die Arzneimittelpreise im vergangenen Jahr im Schnitt gestiegen. Die ABDA machte keine Angaben zu den Auswirkungen auf das Apothekenhonorar. Der DAV-Vorsitzende Fritz Becker merkt in der Mitteilung jedoch an, dass nur ein Bruchteil von unter 2,5 Prozent der GKV-Arzenimittelausgaben an die Apotheker geht.

Viele Versicherte und hohe Rücklagen bei der GKV

In ihrer Mitteilung weist der DAV noch auf ein weiteres Phänomen hin: Während sich die Packungszahl zwar verringert hat, ist die Zahl der GKV-Versicherten im gleichen Zeitraum angestiegen, nämlich um knapp 800.000 (ein Prozent) auf fast 73 Millionen. Die Rücklagen der Krankenkassen betrugen zum Ende des dritten Quartals 2017 rund 18,6 Milliarden Euro. Becker kritisiert das Verhalten der Kassen: „Trotz der prall gefüllten Börse klagen manche Kassenvertreter über hohe Ausgaben und wollen weitere Kürzungen diskutieren. Mich ärgert das, und die Versicherten können das sowieso nicht mehr nachvollziehen.“

In den DAV-Analysen werden Rabattverträge nicht berücksichtigt. Diese betrugen allein in den ersten neun Monaten 2017 schon 2,9 Milliarden Euro und damit vier Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

BPI sieht Spielraum für bessere Versorgung

Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) kommt in seinen Pharma-Daten 2017 zu dem Schluss, dass sich die GKV-Ausgaben für Arzneimittel nur moderat entwickelten, wie der Verband mitteilt. Laut BPI würden zudem nur 8 Prozent aller GKV-Ausgaben auf die pharmazeutische Industrie für die Versorgung mit Arzneimitteln im ambulanten Bereich entfallen. Auch Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender BPI-Hauptgeschäftsführer, kritisiert die Krankenkassen vor dem Hintergrund der Rücklagen im Gesundheitsfonds. Trotz Überschüssen werde der Spardruck auf die pharmazeutische Industrie noch verschärft.

Gerade bei den Festbetragsgruppen agierten die Krankenkassen dabei nicht immer mit Augenmaß, wenn beispielsweise unterschiedliche Darreichungsformen in derselben Gruppe landen. Da sich dies aber auf die Herstellungskosten auswirke, würden viele Darreichungsformen nie den Markt erreichen oder würden gar nicht erst entwickelt. Sollten die Krankenkassen nichts ändern, müsse der Gesetzgeber eingreifen, so Gerbsch.



Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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