HIV-Therapie

Truvada-Generika ab 1. August in den Apotheken

Stuttgart - 31.07.2017, 12:50 Uhr

Ab dem 1. August 2017 gibt es in den Apotheken Alternativen zu Truvada. (Foto: dpa)

Ab dem 1. August 2017 gibt es in den Apotheken Alternativen zu Truvada. (Foto: dpa)


Was bedeutet das für die Apotheke?

Es gibt bislang keine Rabattverträge. Das heißt, dass Verordnungen über Truvada® auch weiterhin mit Truvada® beliefert werden können – natürlich unter Beachtung der Importquote. Ist der Austausch nicht vom Arzt ausgeschlossen, kann zudem eines der drei günstigsten Generika abgebeben werden. Bei namentlicher Verordnung eines Generikums, ist eben dieses Generikum möglich oder ebenfalls eines der der drei günstigsten. Bei einer Wirkstoffverordnung kommen nur noch die drei günstigsten Generika in Frage. Laut dem Datenstand vom 1. August sind das Aliud, Hexal und TAD. 

Außerdem sind ab dem 1. August generische Versionen der Monosubstanz Viread® – Tenofovirdisoproxil – erhältlich. Hier gelten die selben Regeln. 

Gibt es da nicht noch etwas von Gilead?

Hersteller Gilead wird aber trotz Patentablauf weiterhin mitspielen. So hat der Hersteller mit Atripla® (Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil, Evavirenz), Eviplera® (Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil, Rilpivirin) und Stribild® (Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil , Cobicistat und Elvitegravir) Drei- und Vierfachkombis im Markt. Atripla® ist das HIV-Arzneimittel, das 2016 weltweit die zweit meisten Umsätze erbracht hat, nämlich 2,6 Milliarden US-Dollar. 

Außerdem hat der Hersteller 2015 eine Weiterentwicklung von Tenofovirdisoproxil einegführt – Tenofoviralafenamid. Tenofoviralafenamid ist ebenso wie Tenofovirdisoproxil ein Prodrug des Reverse-Transkriptase-Hemmers Tenofovir. Im Unterschied zu Tenofovirdisoproxil soll Tenofoviralafenamid im Plasma stabilbleiben und wird erst in den Zellen enzymatisch von Cathepsin A zu Tenofovir umgewandelt werden. So werde die Selektivität erhöht. Das soll zu besserer Wirksamkeit bei geringeren Nebenwirkungen führen, heißt es. Es ist als Monosubstanz (Vemlidy) aber auch in mehreren Fixkombination Fixkombinationn, zum Beispiel mit Emtricitabin (Descovy®) erhältlich.

Emtricitabin

Emtricitabin hemmt selektiv und kompetitiv die reverse Transkriptase von HIV-1 und -2, die virale RNA in DNA überschreibt. Ein Vorgang, der für die Virus-Replikation von zentraler Bedeutung ist. Neben HIV ist Emtricitabin auch gegen Hepatitis B wirksam.
Emtricitabin, strukturell ein Cytidin-Analogon, gehört zur Klasse der nucleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI). Nach Phosphorylierung wird Emtricitabin-triphosphat anstatt des natürlichen Nukleotids als falscher Baustein in die DNA eingebaut. Es kommt zum Kettenabbruch und zu einer Blockade der Virusreplikation. Emtricitabin wird gemeinsam mit anderen Wirkstoffen im Rahmen einer antiretroviralen Kombinationstherapie zur Behandlung einer HIV-Infektion und zur PrEP (derzeit noch Off-Label) eingesetzt. 
Handelsnamen: Emtriva® (in Kombination mit anderen Substanzen: Atripla®, Eviplera®, Stribild®, Truvada®, Descovy®, Odefsey®



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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