Hyperandrogenismus bei Frauen

Ohne Doping schneller laufen und höher springen

Remagen - 18.07.2017, 07:00 Uhr

Haben Frauen, die von Natur aus hohe Androgenspiegel haben, einen Vorteil? (Foto: mezzotint_fotolia / Fotolia)

Haben Frauen, die von Natur aus hohe Androgenspiegel haben, einen Vorteil? (Foto: mezzotint_fotolia / Fotolia)


Gibt es Belege für einen Vorteil?

Zu diesem Zweck haben Wissenschaftler nun rund 2100 Ergebnisse von Elite-Sportlern bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2013 unter die Lupe genommen. Die Studie wurde von der IAAF und der Welt-Anti-Doping-Agentur finanziert: Serum androgen levels and their relation to performance in track and field: mass spectrometry results from 2127 observations in male and female elite athletes.

Die Sportler wurden nach ihrem Blutspiegel an freiem Testosteron und ihrer Bestleistung im Wettkampf in drei Gruppen klassifiziert. Verglichen mit Frauen mit den niedrigsten Spiegeln an freiem Testosteron im Blut brachten diejenigen im oberen Drittel bei manchen Wettkampfarten deutlich bessere Leistungen, und zwar im 400 m-Lauf, über 400 m Hürden und 800 m Hürden (2,73; 2,78 bzw. 1,78 Prozent besser) sowie beim Hammerwurf (4,53 Prozent besser) und Stabhochsprung (2,94 Prozent besser). Diese Muster wurden bei männlichen Athleten mit ähnlichen Unterschieden bei den Testosteronspiegeln in keiner Wettkampfart gesehen.

Die Autoren vermuten, dass Frauen mit hohen Androgenspiegeln zusätzlich zu den gut bekannten leistungssteigernden Effekten auf die Muskelmasse, die Produktion roter Blutkörperchen, die mentale Stärke und Aggressivität auch über eine erhöhte Ausdauer und verbesserte visuell-räumliche Fähigkeiten verfügen könnten. Dies machen sie an den Ergebnissen für die Stabhochspringerinnen und Hammerwerferinnen fest.

Kein Einfluss auf die Leichtathletik-WM

Nun geht das Verfahren vor dem CAS in eine neue Runde. Die Studie soll Teil der Evidenz sein, die der CAS von der IAAF gefordert hat, um die Hyperandrogenismus-Regel zu stützen. Die Einreichungsfrist dauert noch bis zum 27. Juli.

Die neue Entwicklung hat eine besondere Brisanz im Hinblick auf die anstehenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 5. bis 13. August in London. Der IAAF hat bereits klar gemacht, dass die Regel bis zur abschließenden Entscheidung des CAS ausgesetzt bleibe. Athletinnen mit Hyperandrogenismus dürfen demnach auch ohne Absenkung ihres Testosteronspiegels dort starten.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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