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Intelligente Kontrollen machen Doping schwer

BONN (hb). Zu Beginn des Jahres 2009 sitzt die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) in ihrer Arbeit fest im Sattel. Am 7. Mai 2009 stellte sie bei ihrer Jahres-Pressekonferenz in Berlin den Jahresbericht 2008 vor, der Aufschluss darüber gibt, welche Wege neuerdings beschritten werden, um potenziellen Doping-Sündern noch gezielter beizukommen. Statt immer mehr, lieber "intelligente Kontrollen", so lautet das Motto.

Im Jahr 2008 hat die NADA die Anzahl der Kontrollen gegenüber 2007 auf rund 8000 zwar noch nahezu verdoppelt, jedoch setzt sie in Zukunft weniger auf deren quantitative Ausweitung als vielmehr auf eine optimierte Steuerung. Spitzenathleten werden nicht mehr nach dem Zufallsprinzip kontrolliert, sondern gezielt ausgewählt, wenn ein Missbrauch nach den Erkenntnissen der Trainingswissenschaft und der Dopinganalytik die größten Vorteile versprechen würde. Die Intensität der Kontrollen richtet sich nach der Zugehörigkeit der Athleten zu bestimmten Testpools und nach dem Grad der "Anfälligkeit" ihrer Sportart für Doping-Maßnahmen.

Athleten unter Langzeitbeobachtung

Außerdem wurden ab 2008 im Auftrag der NADA rund 90 Spitzenathleten unter Langzeitbeobachtung gestellt, d. h. Urin- und Blutdaten aller Proben der Sportler werden ständig verglichen. Bei ungewöhnlichen Abweichungen wurden vermehrte Zielkontrollen oder Zusatzanalysen veranlasst. Auslöser für Langzeitbeobachtungen sind atypische Muster von Blut- und Urinwerten, ungewöhnliche Leistungssprünge, Manipulationsverdacht usw. Daneben wird die Langzeitlagerung ausgewählter Urin-Proben veranlasst, um diese ggf. später z. B. bei der Entwicklung neuer, verbesserter Nachweismethoden nachanalysieren zu können.

Anzahl der Verstöße

Insgesamt wurden im Jahr 2008 in Deutschland 55 positive Analyseergebnisse verzeichnet. Hinzu kommen zehn Verweigerungen von Dopingkontrollen, und eine Verfolgung eines möglichen Verstoßes wegen eines Verdachtsmoments. Bei zehn weiteren auffälligen Analyseergebnissen lagen gültige medizinische Ausnahmegenehmigungen vor, womit diese nicht als Verstöße gegen das Anti-Doping-Regelwerk eingestuft werden. Unter den 17 Vorgängen nach Trainingskontrollen wurden aufgrund des Einsatzes verbotener Substanzen (Reproterol, Carboxyfinasterid und Hydorchlorothiazid) in drei Fällen Sperren verhängt.

Bei Wettkampfkontrollen gab es deutlich mehr Vorgänge (59), allerdings erstreckte sich der Kreis der getesteten Athleten über die Kaderathleten der NADA-Testpools auch auf Sportler außerhalb der Verbandskader. So verteilen sich neun der 16 Anabolika-Fälle (Stanozolol, Norandrosteron, Metandienon) auf drei Verbände, die im Jahr 2008 entweder gar keine (Bund Deutscher Berufsboxer, Deutscher Bodybuilding- und Fitness-Verband) oder nur wenige (Bundesverband Deutscher Kraftdreikämpfer) Trainingskontrollen durch die NADA durchführen ließen. 24 positive Ergebnisse bezogen sich auf Substanzen, die nur im Wettkampf, nicht aber im Training verboten sind (u. a. Amphetamin, Ephedrin, Benzoylecgonin (Cocain-Metabolit), Carboxy-THC).

Dass immer seltener Proben positiv getestet werden, führt die NADA wesentlich darauf zurück, dass das ambitionierte Kontrollprogramm greift und abschreckt. Deutsche Athletinnen und Athleten gehören laut Aussage der NADA jedenfalls zu den weltweit am intensivsten kontrollierten.

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