Stiftung Warentest-Umfrage

Patienten interessiert Wirkmechanismus, nicht der Arzneimittelpreis

Stuttgart - 19.06.2017, 07:00 Uhr

Online-Umfrage von Stiftung Warentest: Wie zufrieden sind Patienten mit der Arzneimittelberatung der Apotheke? (Foto: Schelbert)

Online-Umfrage von Stiftung Warentest: Wie zufrieden sind Patienten mit der Arzneimittelberatung der Apotheke? (Foto: Schelbert)


Erst Apotheker und Arzt, dann Dr. Google

Für die Apotheker ist sicherlich auch die Frage wichtig, wie zufrieden die Patienten im Schnitt mit der Beratung in der Offizin sind. „Die meisten Umfrage-Teilnehmer zeigen sich 'zufrieden' oder gar 'sehr zufrieden' mit den Informationen zu den Arznei­mitteln, die sie vom Arzt beziehungs­weise Apotheker erhalten“, schreibt Stiftung Warentest. Bei den rund 13.300 Patientenrückmeldungen kreuzten 19 Prozent „sehr zufrieden“ an, 57 Prozent entschieden sich für die zweite Zufriedenheitsstufe.

Allerdings: So rundum zufrieden scheint die Arzneimittelberatung aus Apotheker- oder Ärztehand die Patienten nun doch wieder nicht zu stellen. Etwa drei Viertel recherchiert nämlich weiter – und studiert den Beipackzettel oder befragt das Internet bei Dr. Google. 

Stiftung Warentest als Arzneimittelexperte?

Doch das Internet ist bunt. Nicht jede Quelle hinsichtlich der Arzneimittelinformation ist vertrauenswürdig. Stiftung Warentest leistet hier jedoch nach eigener Einschätzung einen wertvollen Beitrag. „Mit ihren Bewertungen zu über 9.000 Medikamenten tragen die Arznei­mittel­experten der Stiftung Warentest ihren Teil dazu bei“, heißt es auf deren Seite. 

Wie hilfreich sind allerdings solche Angebote von Verbraucherschutz-Magazinen tatsächlich für den Patienten? Ganz ohne Fehler ist auch hier die Beratung nicht. Ein Beispiel: So sieht ein Heuschnupfengeplagter bei den Verbraucherschützern zwar durchaus Therapieoptionen mit antihistaminergen Wirkstoffe wie Levocabastin oder Azelastin oder das Corticoid Beclometason. Doch was fangen Patienten mit dieser Information an, wenn die fachliche Einordnung der Wirkstoffe fehlt. So dürfen topische Corticoide – Mometason fehlt derzeit noch auf der Seite der Verbraucherschützer – rezeptfrei nur bei gesicherter Erstdiagnose einer saisonalen, allergischen Rhinitis durch einen Arzt eingesetzt werden. Und das auch nur bei erwachsenen Patienten.

Gerade zu Beginn kann der Tipp einer Kombination topisches Antihistamin plus topisches Corticoid Patienten durchaus Linderung verschaffen. Eine solche leitliniengerechte Empfehlung, findet sich nicht in der Rubrik „Allergischer Schnupfen“. Und möchte der Patient die vollständigen Informationen zu den Präparaten abrufen, muss er hierfür, was aus Sicht der Verbraucherschützer auch absolut verständlich ist, bezahlen.

Nun schreiben die Verbraucherschützer nicht, Arzneimittelinformationen aus dem Internet könnten die Beratung durch öffentliche Apotheken ersetzen. Jedoch zeige die Umfrage, „wie relevant gute und unabhängige Informationen zu Arznei­mitteln sind“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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