Nach Intrigen

Krebsforschungszentrum hat neuen Leiter

Heidelberg - 26.09.2016, 12:35 Uhr

1964 gegründet: Das DKFZ in Heidelberg zählt weltweit zu den angesehensten Forschungseinrichtungen in der Krebsforschung. (Foto: DKFZ)

1964 gegründet: Das DKFZ in Heidelberg zählt weltweit zu den angesehensten Forschungseinrichtungen in der Krebsforschung. (Foto: DKFZ)


Streit um die Ausrichtung des Krebsforschungszentrums

Weitere Vorstandskandidaten, externe Experten und Wissenschaftler des Zentrums zeigten sich entsetzt über das amateurhafte Vorgehen des BMBF und DKFZ. EMBL-Direktor Hentze sagte laut „FAZ“ Anfang dieses Jahres ab, augenscheinlich frustriert durch die intransparenten und wenig sachorientierten Vorgänge. Derweil wurde das DKFZ durch den Molekularbiologen Michael Boutros vorrübergehend geleitet.

Mit der aktuellen Entscheidung wurde nun auch ein zweiter Streit beendet: Soll ein Grundlagenwissenschaftler das DKFZ leiten, wie es sich viele Wissenschaftler wünschen – oder ein Kliniker? Die erfolgreiche Arbeit wie auch die wohl größten Erfolge des DKFZ basieren auf grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnissen – so erhielt Wiestlers Vorgänger Harald zur Hausen den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung der Humanen Papillomviren als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs.

Grundlagen oder Anwendung?

Doch das Bundesforschungsministerium wie auch Puchta wollten keinen reinen Forscher. „Mit Michael Baumann haben wir einen herausragenden Mediziner und Wissenschaftler gewonnen“, erklärte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka nun in einer Stellungnahme. Sie sieht ihn als ideale Person, um Grundlagenforschung mit angewandter Krebsforschung zu verbinden. „Nur so kann es uns gelingen, wissenschaftliche Erkenntnisse schneller und effektiver in die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten zu bringen.“

Kritiker befürchten, dass unter einer zu großen Ausrichtung auf die „Translation“ die Grundlagenarbeit leiden könnte. Auch angesichts der langen Querelen bleibt zu hoffen, dass die Wissenschaftler des DKFZ sich bald wieder ganz auf ihre wichtige Arbeit konzentrieren können – und die nötige Freiheit haben, um neue Ansätze gegen die Volkskrankheit Krebs zu erforschen. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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