Friedemann Schmidt im Interview

Potenzial der Apotheken nur ungenügend genutzt

Berlin - 14.08.2015, 15:25 Uhr

Friedemann Schmidt erklärt im Kölner Stadtanzeiger, worum es den Apotheken geht. (Foto: ABDA))

Friedemann Schmidt erklärt im Kölner Stadtanzeiger, worum es den Apotheken geht. (Foto: ABDA))


„Wir können mehr, als nur Medikamente über den Tisch zu reichen“ – das erklärt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt in einem heute online veröffentlichten Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger. Er betont zu Beginn, dass er angesichts seiner DDR-Vergangenheit nicht gerne jammere. Doch er macht deutlich: Bei der Apothekenhonorierung muss etwas geschehen. Zudem spricht Schmidt über frühere Erfolge der ABDA in der Politik.

Als Verbandsvertreter sei es seine Aufgabe, Probleme zu benennen und Verbesserungen vorzuschlagen, erklärt Schmidt – nicht zu jammern. Und er macht gleich deutlich, wo er Nachbesserungsbedarf sieht: „Wir kritisieren insbesondere, dass das Potenzial, das wir Apotheker haben, von Politik und Gesellschaft nur ungenügend genutzt wird“. Beispiel: die  Beratung  und Kontrolle bei der Einnahme von Medikamenten, mit der Ärzte zunehmend überfordert seien. „Wir stellen uns ein enges Dreiecksverhältnis zwischen Arzt, Apotheker und Patient vor“. Die Politik nehme das zwar auf, so Schmidt – „aber das war es auch schon“.

Apotheke sollte auch ohne Arzt vor Ort überleben können

Er verweist darauf, dass es seit 2004 lediglich eine Honorarerhöhung für die Apotheker gegeben habe. Es könne auch nicht sein, dass man mit der Pauschale von 8,35 Euro pro Rx-Arzneimittel, die nicht regelmäßig überprüft wird, weiterhin vom wirtschaftlichen Wachstum völlig abgekoppelt sei. Und er betont: „Die Zeiten, wo auch eine kleinere Apotheke ein auskömmliches Leben sicherte, sind vorbei. Viele Apotheker haben etwas, was wir in der Branche bisher nicht kannten: Existenzangst“. Auch wenn er vom „Apothekensterben“ – einem „vor einigen Jahren verwendeter polemischer Kampfbegriff“ – heute nicht mehr reden will, sorgt er sich um die Versorgung in der Fläche. Hier gebe es zwei Möglichkeiten, so Schmidt: Man könne die Situation so hinnehmen und versuchen, die Versorgung der Bevölkerung auf dem Land etwa durch Rezeptsammelstellen oder Botendienste sicherzustellen. Oder man strebe es wie die Schweizer Apotheker an, auch ohne Arzt vor Ort zu bleiben. „Sie fungieren als erste Anlaufstelle für Patienten und  übernehmen somit vom Hausarzt die Lotsenfunktion. Das ist eine bestechende Idee. Sie setzt aber voraus, dass ein Apotheker auch ohne Arzt vor Ort überleben kann“. Das könne nur funktionieren, wenn zusätzliche Aufgaben – zum Beispiel die Beratung – auch bezahlt werden. Wenn Apotheken auch künftig die Versorgung der Fläche sicherstellen wollten, müssten neue Vergütungsmechanismen gefunden werden. „Wir werden in Zukunft zwar weniger Patienten haben, aber diese sind älter, haben mehr Krankheiten und brauchen daher mehr Beratung. Es sollte sich für den Apotheker auch lohnen, wenn er einem Patienten von einem Medikament abrät.“  

Hochform beim Kampf gegen den Fremdbesitz

Höchst zufrieden blickt Friedemann Schmidt auf frühere Erfolge der ABDA zurück –gerade was den Erhalt des Fremdbesitzverbots und weitgehend auch des Mehrbesitzverbots betrifft: „Die Politik hat verstanden, dass bei diesem Punkt mit uns überhaupt nicht zu spaßen ist. Da laufen wir zur Hochform auf, das haben wir mehrfach praktiziert. Unsere Kampagnenfähigkeit auch vor Ort in den Wahlkreisen ist bei den Abgeordneten nachdrücklich in Erinnerung geblieben.“   

Lesen Sie hier das gesamte Interview mit Friedemann Schmidt im Kölner Stadtanzeiger.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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