Apothekerkammer Niedersachsen

Neue Tests auf Beratungsbereitschaft

Hannover - 18.11.2014, 17:32 Uhr


Etliche Apotheken in Niedersachsen werden demnächst Besuch von Testkäufern im Auftrag ihrer Apothekerkammer erhalten. Anders als bei den sonst üblichen Tests der Kammern werden dies aber keine fachlich qualifizierten „Pseudo-Customer“, sondern fachunkundige „Mystery-Shopper“ sein. Es geht also nicht um die eher schwer beurteilbare Beratungsqualität, sondern um die einfach feststellbare Beratungsbereitschaft.

Ausgangspunkt für die Entscheidung des Kammervorstandes, solche Tests durchführen zu lassen, soll die Erkenntnis aus früheren Beratungstests sein, dass die Beratungsbereitschaft bei Präparatewünschen nicht immer den Anforderungen entspricht. Auch von Tests anderer Apothekerkammern ist immer wieder zu hören, dass das Apothekenpersonal klar geäußerte Präparatewünsche nicht immer hinterfragt, weil in diesen Fällen unterstellt wird, der Kunde sei gut informiert und eine Beratung daher überflüssig.

Die Leitlinie der Bundesapothekerkammer zur Beratung in der Selbstmedikation sieht aber keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen Beratungsszenarien mit und ohne Präparatewunsch vor. Vielmehr ist in allen Fällen zu hinterfragen, ob die Wahl des Arzneimittels für den jeweiligen Verwender zumindest plausibel erscheint. Darum sollen in Niedersachsen nun Testkäufer prüfen, ob nach einem Präparatewunsch aktiv eine Beratung angeboten und die entscheidenden Fragen gestellt werden, also beispielsweise für wen das Arzneimittel bestimmt ist. Die Beratungsqualität werden die fachunkundigen Tester, die von einer externen Agentur kommen, dagegen nicht beurteilen können.

In der ersten Runde sollen noch in diesem Jahr 50 Apotheken jeweils einmal überprüft werden, voraussichtlich Anfang 2015 dann weitere 150 Apotheken mit einem möglicherweise veränderten Testszenario, heißt es von der Kammer. Damit würden etwa zehn Prozent der Apotheken im Land geprüft. Ob in der weiteren Folge alle Apotheken in Niedersachsen besucht werden, soll in der Apothekerkammer erst später entschieden werden. Die Apothekerkammer Niedersachsen hat die Apotheken bereits mit einem Rundbrief über die neuen Tests informiert. Damit könnte die Beratungsbereitschaft bereits als Folge dieser Ankündigung steigen.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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