Halbjahresbilanz

Bayer Geschäfte laufen gut – aber hohe Rückstellungen für Arzneimittel

Leverkusen - 31.07.2012, 10:59 Uhr


Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat nach einem starken zweiten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr erhöht. „Nach dem guten Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr 2012 sind wir auch für die zweite Jahreshälfte zuversichtlich", sagte Konzernchef Marijn Dekkers laut einer Pressemitteilung.

Eine robuste Nachfrage insbesondere nach Agrarchemikalien und Rückenwind durch die Euro-Schwäche sorgten für einen Umsatzschub um zehn Prozent auf den Rekordwert von 10,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte etwas weniger zu. Der Gewinn sackte im zweiten Quartal wegen hoher Sonderlasten aber um gut ein Drittel auf 494 Millionen Euro ab. Grund waren vor allem hohe Rückstellungen für Rechtsfälle im Zusammenhang mit der Verhütungspille Yasmin/Yaz.

Die Latte für 2012 legte Dekkers höher: Beim Umsatz rechnet er nun im Gesamtkonzern mit einem währungs- und portfoliobereinigten Wachstum von vier bis fünf Prozent auf 39 Milliarden bis 40 Milliarden Euro. Bisher war ein Plus von rund drei Prozent angepeilt worden. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sonderposten (EBITDA) geht er nun von einem Anstieg im oberen einstelligen Prozentbereich aus. Bisher war nur eine leichte Verbesserung in Aussicht gestellt worden.

Für das Gesundheitsgeschäft (HealthCare) habe 2012 die Vermarktung neuer Produkte absolute Priorität. Der Teilkonzern erwarte Umsatzzuwächse von bereinigt drei bis vier Prozent (bisher: im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich). Das EBITDA vor Sondereinflüssen soll der Teilkonzern nun im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich steigern. Bisher war eine leichte Steigerung angepeilt worden.

Im Gesundheitsgeschäft wuchs Bayer in allen Geschäftsbereichen. Sowohl das klassische Pharma- als auch das Consumer-Health-Geschäft legten zu. „Zu dieser Entwicklung hat insbesondere das erfreuliche Geschäft in den Wachstumsmärkten beigetragen", sagte Dekkers. Unter den Top-Produkten kletterte der Umsatz mit dem Gerinnungshemmer Xarelto nach Einführung in weiteren Ländern sowie Indikationserweiterungen deutlich. Das Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon und das Krebsmedikament Nexavar legten ebenfalls kräftig zu. Rückläufig entwickelte sich dagegen die Verhütungspillen der Yaz-Familie. Grund sei insbesondere die Konkurrenz durch Nachahmermittel in Westeuropa und Nordamerika.

Im zweiten Quartal bildete Bayer wegen Klagen in den USA im Zusammenhang mit Gesundheitsschäden hohe Rückstellungen. Im Zusammenhang mit der Verhütungspille Yasmin/YAZ seien 496 Millionen Euro als Vorsorge für alle derzeit bekannten und von Bayer als vergleichswürdig angesehenen Fälle (venöse Blutgerinnsel) enthalten, hieß es. Kläger bringen die Pillen in Zusammenhang mit starken Gesundheitsschäden bis hin zum Tod. Mitte Juli lag die Zahl der Klagen insgesamt bei rund 12.325. Bis zum 19. Juli habe Bayer ohne Anerkennung einer Haftung Vergleiche mit 1.877 Anspruchstellerinnen in den USA für insgesamt etwa 402,6 Millionen US-Dollar vereinbart. Bayer geht auf Basis der derzeit vorliegenden Erkenntnisse davon aus, mit der Rückstellung und dem nunmehr ausgeschöpften Versicherungsschutz für den überwiegenden Teil der aus Konzernsicht vergleichswürdigen Fälle Vorsorge getroffen zu haben.


Lothar Klein/dpa


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