Stiftung Warentest

Pick-up mit Mängeln

Berlin - 27.01.2012, 12:52 Uhr


Die Stiftung Warentest hat stichprobenartig die Qualität der Arzneimittellieferung über Pick-up-Stellen bei dm und Schlecker getestet. Das Ergebnis ist zwiespältig: Die Tester beklagen lange Wartezeiten, wenig Rücksprachemöglichkeit und Lieferschwierigkeiten. Dafür waren die bestellten Arzneimittel günstig.

In je drei Schlecker- und dm-Filialen wurde eine Test-Bestellung aufgegeben. Beide Drogerieketten kooperieren mit niederländischen Versandapotheken: dm mit der Europa Apotheek Venlo, Schlecker mit der eigenen Tochter Vitalsana. 

Pro Drogeriekette wurden zweimal rezeptfreie Medikamente geordert. Einmal handelte es sich um zwei OTC-Produkte mit einer riskanten Wechselwirkung, das andere Mal waren es mehrere Packungen eines Schmerzmittels. Die dritte Bestellung enthielt zwei verschiedene rezeptpflichtige Arzneimittel – eines davon mit beigelegtem Rezept. Das andere wurde ohne Rezept bestellt. Allerdings gibt es hier ein wirkstoffgleiches rezeptfreies Arzneimittel, sodass hier „versehentlich“ das verschreibungspflichtige Präparat bestellt wurde. Die Frage, um welche Produkte es sich genau handelte, wollte Stiftung Warentest DAZ.online allerdings nicht beantworten.

Am Ende stimmten Lieferinhalt und Bestellung im Wesentlichen überein. Das wertet Stiftung Warentest bereits positiv. Allerdings wurde das „versehentlich“ georderte verschreibungspflichtige Arzneimittel von beiden Versendern gegen das entsprechende rezeptfreie ausgetauscht - ohne den Kunden darüber zu informieren. Die Tester hatten hier eine schriftliche Erklärung über diesen Vorgang erwartet. 

Die Päckchen beider Versandapotheken kamen zudem verspätet an – die Wartezeit lag zwischen drei und acht Tagen. Stiftung Warentest rät Kunden daher, keine dringend benötigten Arzneimittel über Pick-up-Stellen zu bestellen. 

Wenig glücklich waren die Tester auch mit der pharmazeutischen Beratung. Die Drogerie-Mitarbeiter dürfen und können diese nicht leisten. Kunden müssen sich mit ihren Fragen also an die Hotline der jeweiligen Versandapotheke wenden. Hinweise auf ein solches Beratungsangebot konnten die Tester jedoch bei beiden Versandapotheken nicht finden. Ob die Qualität der pharmazeutischen Beratung per Hotline getestet wurde, ist aus dem Bericht der Stiftung Warentest nicht zu entnehmen. Die Kunden der Europa Apotheek wurden jedenfalls nicht über die Wechselwirkung der beiden OTC-Produkte aufmerksam gemacht. Sie erhielten jedoch aus Gründen des Patientenschutzes nur eine Packung des Schmerzmittels mit einem entsprechenden schriftlichen Hinweis. Auch im Schlecker-Paket fand sich der Hinweis, Schmerzmittel ohne ärztlichen Rat nicht über einen längeren Zeitraum einzunehmen.

Finanziell würde sich der Arzneimitteleinkauf über die Pick-up-Stellen jedoch lohnen, so das Resümee des Verbrauchermagazins. Beide in den Drogeriemärkten präsenten Versandapotheken gewähren Boni für die Bestellung rezeptpflichtiger Arzneimittel. Die Europa Apotheek ist mit einem Bonus von 2,50 Euro jedoch großzügiger als Vitalsana. Hier gibt es einen 1-Euro-Einkaufsgutschein. Stiftung Warentest weist auch darauf hin, dass diese Vorteile bald schwinden könnten – so sehen es zumindest die Pläne der Bundesregierung vor. Bei rezeptfreien Arzneimitteln besteht dagegen Preiswettbewerb im In- und Ausland. Und hier wird von beiden Unternehmen der Listenpreis der Hersteller unterboten. Aber: Es lohne sich ein Preisvergleich mit weiteren Versandapotheken, so die Tester. Viele OTC-Produkte würden von diesen noch günstiger vertrieben. 

Ein weiterer Tipp: Kunden sollten anonyme oder Versender aus weit entfernten Ländern meiden. Ein geringes Sicherheitsrisiko bestehe bei Anbietern mit deutscher Versandhandelserlaubnis. Diese sind auf der Homepage des Deutschen Instituts für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) aufgelistet.


Svenja Schwob